König Artus
und in dem Bergwerksgebiet mit seinen Zinn- und Bleigruben, in den Dünen und den lebendigen Geistern der Dinge einen Weg oder ein Symbol oder einen Zugang zu finden. Ein alter Mann auf dem St. Michael’s Mount erzählte uns, er fange im Mondschein Wildkaninchen in Fallen und komme so zu seinen Mahlzeiten. Es ist irgendwo dort so alltäglich, daß die Einheimischen wissen, es ist da, es aber nicht sehen. Vielleicht ist das mein Zündfunke. Ich weiß es nicht. Aber möglich wäre es. Ich hoffe sehr, daß ich es bald wissen werde, falls es nicht so ist, damit ich nicht an Dinge klopfe, die wie Türen aussehen, aber keine Eingänge sind. Und seien Sie versichert, daß ich nach der Zukunft suche, wenn ich das Gerümpel der Vergangenheit durchstöbere. Das ist keine Sehnsucht nach dem Abgeschlossenen und Sicheren. Meine Suche gilt nicht einem toten, sondern einem schlafenden Arthur. Und wenn er schläft, dann schläft er überall, nicht nur in einer Höhle in Cornwall. So, jetzt ist es endlich einmal durchgedacht und ausgesprochen, und ich wollte es schon seit langem aussprechen.
Wenn es also ganz danach aussieht, daß eine Reise in den äußersten Süden Englands notwendig wird, ist das richtig, aber es geht mir um noch viel mehr. Nicht nur, daß die Zeit oder das Kontinuum wichtig ist, sondern ich erkenne allmählich auch, daß eine Reise zwei Zwecke und Ziele hat – wovon man sich entfernt ebenso wie das, worauf man zugeht.
AN CHASE – NEW YORK, 28. JANUAR 1959
Der einzige Waffenruhm, der in Malorys Erinnerung England zugefallen war, war der historische Sieg des Langbogens bei Crecy [recte: Crécy] und später bei Agincourt [recte: Azincourt]. Gesetze der Eduards machten Übungen mit dem Bogen obligatorisch. Als Malory Monks Kirby angriff, geschah dies mit Pickeln, Rammen, Bogen und Pfeilen. Er wurde beschuldigt, Buckingham mit Bogen und Pfeilen aufgelauert zu haben.
Auf seinen Raubzügen begleiteten ihn Freibauern. Die Waffe des Freibauern war der Langbogen. Malory schrieb sich eine gewisse taktische Begabung zu, wie aus manchen der Schlachtpläne im Morte hervorgeht. Doch im Morte ist weder vom Bogen noch davon die Rede, daß der Freibauer als Soldat eingesetzt wurde. Gemeine werden erwähnt, Freibauern hingegen nicht. Und doch gab es in der Geschichte seiner Gegenwart keinen englischen Erfolg, an dem der Bogen nicht beteiligt gewesen war. Ist es nicht bemerkenswert, daß kein Hinweis auf den Bogen in den Text geriet?
Die ganze Sache läßt mir keine Ruhe. Das Winchester-Mskr. kann früheren Datums sein oder auch nicht. Es ist auf Papier mit einem Wasserzeichen geschrieben wie denen von anno 1475. Zur Ausbesserung eines Risses ist ein Stück Pergament aufgeklebt, aus einer Ablaßbulle Innozenz’ VIII. von 1489, gedruckt von Caxton. Das Kopieren hatte noch viele Jahre nach Caxton nicht ganz aufgehört. Es ist also denkbar, daß das Winchester-Manuskript nach Caxtons Drucklegung des Morte geschrieben wurde. Es ist weitgehend in der Chancery-Kursiv- oder -Schreibschrift geschrieben, die das Modell für Caxtons frühe Drucktypen abgab. Es kann durchaus konservative Geister gegeben haben, die an die Druckerpresse einfach nicht glauben wollten. Genauso wie es heute Leute gibt, die sich noch immer nicht mit Paperbacks oder der Linotype anfreunden mögen. Zahlreiche Bücher werden nach wie vor im Handsatz gedruckt. Es ist gut vorstellbar, daß Bücherliebhabern der Buchdruck billig und wertlos erschien. Das ist nur eine Frage. Ich gedenke, eine Menge Fragen zu stellen.
Warum gelangt jeder Kommentator zu der Überzeugung, daß ein Mann alles, was er wußte, gelesen haben müsse? In einem Zeitalter der Rezitation muß das Gedächtnis der Menschen ungleich besser geschult gewesen sein als heute. Zum Beispiel müssen sich Männer von niedrigem Stand, wenn sie einen angesehenen Rezitator hörten, in vielen Fällen das Gehörte eingeprägt haben, und wenn sie mit anderen zusammenkamen, haben sie vermutlich wiederholt, was sie davon behalten hatten.
1450 besaß John Fastolf, ein reicher Mann, neben Meßbüchern und einem Psalter ganze achtzehn Bücher. Und das galt schon als eine ansehnliche Bibliothek. Er besaß, nebenbei bemerkt, das Liber de Ray Aethaur. Ist es denkbar, daß Malory von den »Frensshe« Büchern nicht in bewußter Absicht abwich, sondern weil ihn sein Gedächtnis im Stich ließ? Nur eine Frage. Ich habe viele Fragen.
Das Gedächtnis war für einen großen Teil der Bevölkerung das einzige Auf
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