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König Artus

König Artus

Titel: König Artus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
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die Wellen. In seiner Hütte am Strand saß ein braver Mann und hörte einen Schrei, der den heulenden Wind und das Tosen der Brandung übertönte. Er ging ans Meer und fand im Sand einen Säugling, der zwischen Treibholzstücke eingeklemmt war. Der Mann hob ihn auf, barg ihn unter seinem wärmenden Mantel und trug ihn nach Hause. Und seine Frau nahm Mordred an die Brust und stillte ihn.

Der Ritter mit den zwei Schwertern

    In der langen recht- und gesetzlosen Periode nach Uther Pendragons Tod und ehe sein Sohn Artus König wurde, hatten in England und Wales, in Cornwall und Schottland und auf den Äußeren Inseln viele Lords auf gesetzwidrige Weise Macht an sich gezogen, und einige von ihnen weigerten sich nun, davon zu lassen. So waren Artus’ erste Jahre als König der Aufgabe gewidmet, mit der Durchsetzung von Recht und Ordnung und mit Waffengewalt sein Königreich wiederherzustellen.
    Einer seiner hartnäckigsten Feinde war Lord Royns von Wales, dessen erstarkende Machtstellung im Westen und im Norden das Reich permanent bedrohte.
    Als Artus in London hofhielt, traf ein getreuer Ritter mit der Nachricht ein, daß Royns in seiner Anmaßung ein großes Heer aufgestellt habe, ins Land eingefallen sei und auf seinem Weg Saaten und Behausungen verbrenne und Artus’ Untertanen töte.
    »Wenn das wahr ist, muß ich mein Volk schützen«, sagte Artus.
    »Es ist nur zu wahr«, sagte der Ritter. »Mit eigenen Augen habe ich die Eindringlinge und ihr Zerstörungswerk gesehen.«
    »Dann muß ich gegen diesen Royns kämpfen und ihn vernichten«, sagte der König. Und er ließ an alle treuen Lords und Ritter und waffentragenden Herren den Befehl ergehen, sich zu einer allgemeinen Beratung in Camelot einzufinden, bei der die Verteidigung des Königreichs besprochen werden solle.
    Und als sich die Barone und Ritter versammelt hatten und in der großen Halle vor dem erhöhten Sitz des Königs saßen, trat ein Fräulein vor sie hin und sagte, sie sei von der großen Dame Lyle von Avalon entsandt worden.
    »Welche Botschaft bringt Ihr?« fragte Artus.
    Da schlug das Fräulein seinen reich mit Pelz besetzten Mantel zurück, und es war zu sehen, daß an ihrem Gürtel ein prachtvolles Schwert hing.
    Der König sagte: »Es ziemt sich nicht für ein Fräulein, in Waffen zu gehen. Warum tragt Ihr ein Schwert?«
    »Ich trage es, weil mir keine andere Wahl bleibt«, antwortete sie. »Und ich muß es tragen, bis es mir von einem Ritter abgenommen wird, der tapfer und edel, von gutem Ruf und ohne Makel ist. Nur ein solcher Ritter kann dieses Schwert aus seiner Scheide lösen. Ich war im Lager von Lord Royns, wo, wie man mir sagte, treffliche Ritter sein sollen, doch weder er noch irgendeiner seiner Gefolgsleute war imstande, die Klinge herauszuziehen.«
    Artus sagte: »Hier sind wackere Männer versammelt, und ich selbst werde einen Versuch machen, nicht weil ich der Beste wäre, sondern weil meine Barone und Ritter bereitwillig meinem Beispiel folgen werden, wenn ich es als erster versuche.«
    Dann packte Artus Scheide und Knauf und zog kraftvoll an dem Schwert, doch es wollte sich nicht rühren.
    »Sir«, sagte das Fräulein, »Ihr braucht keine Kraft anzuwenden. Die Hände des Ritters, dem der Erfolg bestimmt ist, werden es mühelos herausziehen.«
    Artus wandte sich seinen Männern zu und sagte: »Nun versucht ihr es alle, einer nach dem andern.«
    Das Fräulein sagte: »Prüft euch, ehe ihr es versucht, ob euch keine Schande oder Arglist oder Verräterei befleckt. Allein ein Ritter ohne Fehl und Tadel vermag es herauszuziehen, und er muß mütterlicher- wie väterlicherseits von edler Abkunft sein.«
    Dann versuchten die meisten der anwesenden Ritter das Schwert aus der Scheide zu ziehen, doch keinem gelang es. Da sagte das Fräulein traurig: »Ich hatte gedacht, hier würde ich Männer ohne Makel und die besten Ritter der Welt antreffen.«
    Artus sagte ungehalten: »Dies sind ebenso treffliche Ritter wie nur irgendwelche auf der Welt, wenn nicht noch besser als alle anderen. Ich bin betrübt, daß es ihnen nicht beschieden ist, Euch helfen zu können.«
    Ein Ritter namens Sir Balin aus Northumberland hatte sich abseits gehalten. Er hatte das Unglück gehabt, in einem fairen Zweikampf einen Vetter des Königs zu töten, und da der Streit falsch dargestellt worden war, hatte er ein halbes Jahr als Gefangener verbringen müssen. Erst kurz vorher hatten ein paar seiner Freunde die Angelegenheit klären und erwirken können, daß er

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