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König Artus

König Artus

Titel: König Artus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
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freigelassen wurde. Er beobachtete nun angelegentlich die Versuche, aber weil er ein Gefangener gewesen und weil er arm und seine Kleidung abgetragen und schmutzig war, trat er nicht nach vorne, bis der letzte sein Glück versucht hatte und das Fräulein im Begriff war aufzubrechen. Erst dann rief ihr Sir Balin zu: »Mein Fräulein, ich bitte Euch um die Freundlichkeit, es auch mich probieren zu lassen. Ich weiß, meine Kleidung ist armselig, aber ich spüre in meinem Herzen, daß ich Erfolg haben könnte.«
    Das Fräulein blickte seinen zerschlissenen Mantel an und konnte nicht glauben, daß er ein Mann von Ehre und edlem Blut war. Sie sagte: »Sir, warum wollt Ihr meinen Schmerz noch vermehren, nachdem alle diese edlen Ritter versagt haben?«
    Sir Balin antwortete: »Holde Dame, den Wert eines Mannes macht nicht seine Kleidung aus. Mannhaftigkeit und Ehre verbergen sich in seinem Innern. Und manchmal besitzt einer Tugenden, die nicht jedermann bekannt sind.«
    »Das ist wahr gesprochen«, sagte das Fräulein, »und ich danke Euch, daß Ihr mich daran erinnert habt. Hier, packt das Schwert und seht zu, ob Ihr es fertigbringt.«
    Da trat Balin zu ihr und zog mühelos das Schwert heraus. Er betrachtete die glänzende Klinge, und sie gefiel ihm über die Maßen. Dann zollten der König und viele andere Sir Balin Beifall, doch einige der Ritter waren von Neid und Groll erfüllt.
    Das Fräulein sagte: »Ihr müßt der beste und untadeligste Ritter sein, dem ich bislang begegnet bin, denn sonst hättet Ihr das nicht zuwege gebracht. Nun, edler und artiger Ritter, gebt mir bitte das Schwert wieder.«
    »Nein«, sagte Balin. »Dieses Schwert gefällt mir, und ich werde es behalten, bis jemand imstande ist, es mir mit Gewalt wegzunehmen.«
    »Nein, behaltet es nicht«, rief das Fräulein. »Es ist unklug, das Schwert zu behalten, denn wenn Ihr es tut, werdet Ihr damit Euren besten Freund, den Mann töten, der Euch auf der ganzen Welt am teuersten ist. Dieses Schwert wird Euer Untergang sein.«
    Balin sagte: »Ich will alles auf mich nehmen, was Gott mir schickt, Fräulein, aber das Schwert werde ich Euch nicht zurückgeben.«
    »Das wird Euch schon bald gereuen«, sagte das Fräulein. »Ich möchte das Schwert nicht für mich selbst. Wenn Ihr es behaltet, wird es Euch ins Unglück stürzen, und ich habe großes Mitleid mit Euch.«
    Dann ließ Sir Balin sein Pferd und seine Rüstung holen und bat den König um die Erlaubnis, den Hof verlassen zu dürfen. Artus sagte: »Verlaßt uns jetzt nicht. Ich weiß, Ihr seid aufgebracht, weil Ihr zu Unrecht gefangengesetzt wurdet, aber man hat falsche Beweise gegen Euch angeführt. Hätte ich gewußt, was für ein aufrechter und wackerer Mann Ihr seid, hätte ich anders gehandelt. Wenn Ihr aber an meinem Hof und in unserem geselligen Kreis bleibt, werde ich Euch fördern und entschädigen.«
    »Ich danke Euch, erhabener Gebieter«, sagte Balin. »Eure Freigebigkeit ist wohlbekannt. Ich hege keinen Groll gegen Euch, aber ich muß fort und bitte darum, daß Eure Gnade mich begleiten möge.«
    »Ich bin über Euer Scheiden nicht erfreut«, sagte der König. »Ich bitte Euch, lieber Ritter, nicht zu lange von uns fernzubleiben. Wir werden uns auf Eure Rückkehr freuen, und ich will das Unrecht wiedergutmachen, das an Euch begangen wurde.«
    »Gottes Lohn für Eure Huld«, erwiderte der Ritter und machte sich zum Aufbruch bereit. Und einige Neider unter der Hofgesellschaft munkelten, nicht ritterliche Tugend, sondern Zauberei sei die Ursache seines Glückes.
    Während Balin sein Pferd rüstete, kam die Dame vom See an Artus’ Hof geritten, und sie war reich gewandet und saß auf einem trefflichen Pferd. Sie entbot dem König ihren Gruß und erinnerte ihn dann an sein Versprechen, als sie ihm das Schwert aus dem See geschenkt hatte.
    »Ich erinnere mich daran«, sagte Artus, »aber ich habe den Namen des Schwerts vergessen, falls Ihr mir ihn überhaupt genannt habt.«
    »Es heißt Excalibur«, sagte die Dame, »und das bedeutet Schneidestahl.«
    »Habt Dank, meine Dame«, sagte der König. »Und nun – welches Geschenk wollt Ihr erbitten. Ich werde Euch alles geben, was in meiner Macht liegt.«
    Da sprach die Dame mit flammenden Augen: »Ich will zwei Köpfe – den des Ritters, der das Schwert herausgezogen hat, und den des Fräuleins, das es hierhergebracht hat. Ich werde mich erst dann zufriedengeben, wenn ich beide Häupter habe. Dieser Ritter hat meinen Bruder getötet, und das

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