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König Artus

König Artus

Titel: König Artus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
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die Geschichte seiner Abenteuer hörten. Ihr Staunen war groß, daß der König sich ganz allein in Gefahr begeben hatte, und auch die Tapfersten priesen sich glücklich, einem Fürsten zu dienen, der wie jeder arme Ritter auf Abenteuer auszog.
    Doch Artus konnte die Geselligkeit im Kreise seiner Ritter nicht richtig genießen, denn er geriet ins Grübeln, und seine Gedanken wanderten zurück zu Merlins Worten von der Sünde, die er mit seiner Schwester begangen habe, und zu der düsteren Prophezeiung, sein eigener Sohn werde ihm den Untergang bereiten.
    Letzthin hatte König Royns von Nord-Wales, obwohl erst unlängst von Artus besiegt, beständig im Norden gewütet und Irland und die Inseln an sich gerissen. Nun entsandte er Boten, die König Artus eine schauerliche und hochfahrende Forderung überbrachten. König Royns, so lautete die Botschaft, habe die elf Lords des Nordens besiegt und ihnen zum Zeichen ihrer Unterwerfung die Bärte abgeschoren, um damit seinen Mantel zu schmücken. Zu diesen elf Bärten verlangte er nun einen zwölften – den von König Artus. Sollte Artus seinen Bart nicht übersenden, werde er, Royns, ins Land einfallen und es in einen brennenden Trümmerhaufen verwandeln, sich König Artus’ Bart holen und seinen Kopf obendrein.
    Artus hörte sich die Botschaft an und reagierte beinahe heiter darauf, denn die Sache lenkte ihn einen Augenblick lang von seinen dunklen Vorgefühlen ab.
    »Sagt Eurem Herrn, daß diese arrogante, schändliche Forderung angehört wurde. Bestellt ihm, mein Bart sei nicht dicht genug gewachsen, um seinen Mantel zieren zu können. Und was meine Unterwerfung betrifft, verspreche ich, ihn auf die Knie zu zwingen, daß er sich um Gnade bettelnd vor mir windet. Wenn er jemals mit Männern von Ehre Umgang gepflogen hätte, wäre er außerstande gewesen, eine solche Botschaft zu schicken. Diese Worte nehmt mit auf Euren Weg.« Und damit schickte er die Boten fort.
    Dann fragte Artus seine versammelten Männer: »Kennt irgendeiner von euch diesen König Royns?«
    Und einer der Ritter, Sir Naram, antwortete: »Ich kenne ihn gut, Herr. Er ist ein unbeherrschter, stolzer, leidenschaftlicher Mann. Aber nehmt ihn trotz seiner Arroganz ernst, denn er ist einer der besten Recken unter der Sonne. Und zweifelt nicht daran, daß er mit allem, was ihm zu Gebote steht, versuchen wird, seine Drohung wahr zu machen.«
    »Ich werde ihn mir vornehmen«, sagte der König. »Sobald ich die Zeit dafür habe, werde ich mit ihm verfahren, wie er es verdient.«
    Und wieder überkam ihn die grüblerische Stimmung. Er rief Merlin zu sich und stellte ihm Fragen. »Ist das Kind, von dem du gesprochen hast, schon geboren?«
    »Ja, Herr.«
    »Wann kam es zur Welt?«
    »Am ersten Maitag, Herr«, sagte Merlin. Artus schickte ihn fort und saß dann mit zusammengekniffenen Augen da, und in seinem Innern sah es dunkel und böse aus. Der Gedanke war ihm unerträglich, daß seine blutschänderische Tat bekannt werden könnte, und zugleich hatte die Prophezeiung ihm Furcht eingejagt. Er suchte nach einem Weg, der Schande und seinem Schicksal zu entrinnen. Dann nahm in seinem Kopf ein grausamer und tückischer Plan Gestalt an, mit dem er seine Ehre und sein Leben retten wollte. Er schämte sich, Merlin etwas davon zu sagen, ehe er das Vorhaben ins Werk setzte. Um zu verhindern, daß seine blutschänderische Tat ans Licht kam, schickte er Kuriere zu allen seinen Baronen und Rittern mit dem Befehl, sämtliche am ersten Maitag geborenen Knaben zum König zu schicken, sonst sei ihr Leben verwirkt. Die Barone waren zornig und bekamen Angst, und viele suchten die Schuld mehr bei Merlin als beim König, doch sie wagten es nicht, nein zu sagen, und so wurde eine große Zahl am ersten Maitag geborener Kinder, die erst vier Wochen alt waren, zu Artus gebracht. Dann ließ der König die Babys an die Küste schaffen, denn er brachte es nicht übers Herz, sie abschlachten zu lassen. Er ließ die einen Monat alten Kinder auf ein Schiff bringen und das Segel in einen ablandigen Wind drehen. Es fuhr ohne irgendeine Begleitperson hinaus aufs Meer. Mit schamerfüllten und zugleich bösen Blicken beobachtete König Artus, wie das Schifflein den lebenden Beweis seiner sündigen Tat davontrug und mit zunehmender Entfernung immer kleiner wurde.
    Der Wind frischte brausend auf, drehte sich und trieb das kleine Schiff zum Land zurück. Unterhalb einer Burg lief es auf ein Riff im Meer, zerbarst und entlud seine wimmernde Ladung in

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