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König Artus

König Artus

Titel: König Artus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
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»Die Dame Lyle nahm das Schwert, verzauberte es und belegte es mit einem Fluch. Nur der beste und tapferste Ritter sollte imstande sein, es aus der Scheide zu ziehen, und der, dem dies gelang, damit seinen Bruder töten.« Und wieder wandte sich Merlin anklagend gegen das Fräulein. »Das war Euer tückischer Grund hierherzukommen«, sagte er. »Leugnet es nicht. Ich weiß es so gut wie Ihr selbst. Wollte Gott, Ihr wärt nie gekommen, denn wohin Ihr auch den Fuß setzt, bringt Ihr Harm und Tod mit Euch.
    Der Ritter, der dieses Schwert herauszog, ist der beste und tapferste Mann, und das Schwert, das er aus der Scheide zog, wird ihn ins Verderben stürzen. Denn alles, was er tut, wird sich ohne seine Schuld in Bitternis und Tod verwandeln. Der auf dem Schwert liegende Fluch ist ihm zum Schicksal geworden.« Merlin wandte sich zum König und sagte: »Herr, dieser treffliche Ritter hat nur noch eine kurze Lebensfrist, doch ehe er stirbt, wird er Euch einen Dienst erweisen, dessen Ihr lange gedenken werdet.« Und König Artus lauschte in traurigem Staunen.
    Mittlerweile hatte sich Sir Launceor von Kopf bis Fuß gewappnet. Er hängte den Schild an die Schulter, nahm eine Lanze in die Rechte und trieb sein Pferd zu schärfstem Galopp an, der Richtung folgend, die Sir Balin eingeschlagen hatte. Nicht lange, und er holte seinen Feind auf der Spitze eines Berges ein. Und Sir Launceor brüllte: »Haltet an, wo Ihr seid, sonst zwinge ich Euch dazu! Euer Schild wird Euch jetzt nicht schützen.«
    Balin antwortete leichthin: »Ihr wärt vielleicht besser zu Hause geblieben. Ein Mann, der einem Feind droht, muß oft feststellen, daß der Spieß umgedreht wird. Von welchem Hof kommt Ihr?«
    »Von König Artus’ Hof«, antwortete der irische Ritter. »Und ich bin gekommen, um den Schimpf zu rächen, den Ihr heute dem König angetan habt.«
    Sir Balin erwiderte: »Wenn ich mit Euch kämpfen muß, dann muß es eben sein. Aber glaubt mir, Sir, es liegt mir auf der Seele, daß ich den König beleidigt habe. Ich weiß, Ihr tut selbstverständlich Eure Pflicht, doch bevor wir kämpfen, sollt Ihr wissen, daß mir nichts anderes übrigblieb. Die Dame vom See hat mir tiefen Schmerz bereitet und außerdem mein Leben gefordert.«
    Sir Launceor sagte: »Genug der Worte. Macht Euch bereit, denn nur einer von uns beiden wird diesen Platz lebend verlassen.«
    Dann legten sie ihre Lanzen ein und stürmten gegeneinander. Launceors Lanze zersplitterte, Balins Waffe hingegen drang durch Schild und Harnisch und Brust des Gegners, und der irische Ritter stürzte krachend auf die Erde. Als Balin sein Pferd gewendet und das Schwert gezogen hatte, sah er seinen Feind tot im Gras liegen. Und dann hörte er galoppierende Hufe und sah ein Fräulein herbeireiten, so rasch sie nur konnte. Als sie sah, daß Sir Launceor tot war, brach sie in eine hemmungslose Klage aus.
    »Balin!« schrie sie. »Zwei Leiber habt Ihr in einem Herzen und zwei Herzen in einem Leib erschlagen, und zwei Seelen habt Ihr erlöst.« Dann sprang sie vom Pferd, hob das Schwert ihres Liebsten auf und sank ohnmächtig auf die Erde. Und als sie wieder zu sich kam, brach sie neuerlich in Jammerschreie aus, und ihr Kummer tat Balin in der Seele weh. Er trat zu ihr und wollte ihr das Schwert wegnehmen, aber sie klammerte sich so verzweifelt daran, daß er es losließ, weil er befürchtete, er könnte sie verletzen. Dann stellte sie plötzlich das Schwert auf den Knauf, stürzte sich über die Spitze und starb, von der Klinge durchbohrt.
    Balin stand tief betroffen und bekümmert da, weil er die Ursache ihres Todes gewesen war. Und er rief aus: »Wie groß muß die Liebe zwischen diesen beiden gewesen sein – und ich habe sie zugrunde gerichtet!« Er vermochte ihren Anblick nicht länger zu ertragen, stieg auf sein Pferd und ritt traurig davon, dem Wald entgegen.
    Er sah in der Ferne einen Ritter, der näher kam, und als er das Wappenzeichen auf dem Schild sah, wußte er, daß es sein Bruder Balan war. Und als sie einander erreicht hatten, rissen beide sich den Helm vom Kopf, küßten einander und vergossen Freudentränen.
    Balan sagte: »Mein Bruder, ich hatte nicht gehofft, Euch schon so bald zu sehen. In der Burg der vier Katapulte begegnete ich einem Mann, der mir sagte, Ihr seid aus dem Gefängnis entlassen und er habe Euch an König Artus’ Hof gesehen. So bin ich aus Northumberland fortgeritten, um nach Euch zu suchen.«
    Dann berichtete Balin seinem Bruder von dem Fräulein mit dem

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