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König Artus

König Artus

Titel: König Artus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
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wagte kaum zu atmen und sah, wie seine Augen vor Freude über das prachtvolle Stück leuchteten.
    »Nun ja – böse Geister gibt es«, sagte er. »Das ist jedermann bekannt.«
    »Eure Schwester hat diesen Mantel mit ihren eigenen weißen Fingern genäht, Herr. Sie hat jeden einzelnen Edelstein darauf gestickt und sich von niemandem dabei helfen lassen.«
    Artus blickte den Mantel an. »Sie war schon immer geschickt«, sagte er. »Ich weiß noch, einmal, in ihrer Mädchenzeit …« Er streckte die Hand nach der glänzenden Pracht aus.
    Da ertönte ein schriller Ruf: »Herr, rührt ihn nicht an!« Und Nyneve vom See trat vor Artus hin und sagte: »Sir, ich habe Euch schon einmal vor einem tückischen Anschlag gerettet.«
    Die Augen des Königs wandten sich wieder dem glänzenden Mantel zu. Aber Nyneve sagte: »Sir, selbst wenn ich mich täusche, kann es nicht schaden, den Mantel zu prüfen. Laßt ihn doch zuerst Morgans Botin umlegen.«
    Artus wandte sich dem zitternden Fräulein zu. »Zieht ihn an!«
    »Das darf ich nicht«, sagte das Fräulein. »Es wäre nicht schicklich, sich den Mantel eines Königs umzulegen. Meine Herrin würde mir zürnen.«
    »Ich vergebe Euch den Fehltritt. Zieht ihn an!«
    Als das Mädchen zurückwich, hob Nyneve mit den Fingerspitzen den Mantel am Saum hoch und warf ihn dem Fräulein über die Schultern. Ihre Haut rötete sich und wurde dann schwarz, und sie sank in Zuckungen zu Boden, während das ätzende Gift sich durch ihr Fleisch fraß und es zu Asche verdorren ließ.
    Artus blickte auf das Schreckensbild des zuckenden Unglückswesens in dem steinbesetzten Gewand, und schmerzliches Staunen über solche Tücke erfüllte ihn. »Mit ihren eigenen Händen hat meine Schwester mir dieses Todesgewand genäht«, sagte er. »Meine eigene Schwester!« Dann warf er allen ringsum argwöhnische Blicke zu und forderte Sir Uryens, Morgans Gemahl, auf, sich mit ihm unter vier Augen zu besprechen.
    Als sie allein waren, sagte der König: »Sir, Treulosigkeit ist von allen Verbrechen das traurigste. Selbst wenn der Anschlag mißglückt, verbreitet sich das Gift. Sir Accolon hat, ehe er starb, seine Schuld eingestanden und geschworen, daß Ihr schuldlos wart – Ihr, mein Freund und Bruder. Doch Schuldlosigkeit ist kein Gegengift. Ich weiß, daß Ihr es abgelehnt habt, Euch gegen mich zu verschwören, aber wie kann ich vergessen, daß Ihr von einer Verschwörung wußtet? Immerhin fällt es mir leicht, Euch zu entschuldigen, weil ich weiß, daß meine Schwester Euch ebenso wie mich töten wollte. Ich werde mich bemühen, Euch zu vertrauen – freilich, wie läßt sich Vertrauen, das einen Knacks bekommen hat, wiederherstellen? Ich weiß es nicht. Was Euren Sohn und meinen Neffen, Sir Ewain, betrifft, so weiß ich von ihm nur, daß er vergiftete Muttermilch eingesogen hat. Dieselben Hände, die ihn großzogen, nähten Edelsteine an den mir zugedachten Todesmantel. Argwohn ist wie ekler Schimmel. Ewain muß den Hof verlassen. Ich kann keine Zeit daran verschwenden, jegliches, selbst unschuldiges Tun zu beargwöhnen.«
    »Ich verstehe«, sagte Sir Uryens. »Wenn Euch eine Möglichkeit einfällt, wie ich meine Treue beweisen kann – ich bin zu allem bereit.«
    »Schickt Euren Sohn fort«, sagte Artus.
    Ewain fand sich damit ab, daß er vom Hof verwiesen wurde, und sagte: »Es gibt nur eine einzige Möglichkeit, meine Unschuld zu beweisen. Ich werde auf eine Ausfahrt gehen, und meine Taten sollen für mich sprechen. Worte können Verräter sein, aber Taten brauchen keinen Anwalt.«
    Sein Freund und Vetter Sir Gawain fand sich nicht so leicht damit ab. »Wer Euch verbannt, verbannt auch mich«, sagte er. »Ich gehe mit Euch. Das ist ungerecht.«
    Und als Artus sah, wie sich die beiden wackeren jungen Ritter auf eine lange Reise vorbereiteten, sagte er nachdenklich: »Als ich Merlin noch hatte, war ich gegen niemanden mißtrauisch. Er wußte immer alles und bewahrte mich vor jeder Unsicherheit. Ich wünschte, ich hätte ihn wieder.« Doch dann entsann er sich der Andeutungen Merlins, was Guinevere betraf, und war sich nicht mehr so sicher, ob er die Zukunft kennen wollte. »Wenn man alles im voraus weiß, gibt es keine Hoffnung«, sagte er. »Und ohne Hoffnung würde ich dasitzen und die Hände in den Schoß legen, verrosten wie eine unbenützte Rüstung.«
    Am nächsten Morgen noch vor Tagesanbruch hörten die beiden jungen Ritter die Messe, beichteten und empfingen die Absolution, so daß ihre Seelen ebenso

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