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König Artus

König Artus

Titel: König Artus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
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werde ihn ertränken. Ich habe ihn mit meinem Weib ertappt. Und sie werde ich gleichfalls ertränken.«
    Morgan fragte den Gefangenen: »Spricht er die Wahrheit?«
    »Nein, Herrin, es ist nicht wahr.«
    »Woher kommt Ihr? Wie heißt Ihr?« fragte sie.
    »Ich bin von König Artus’ Hof«, antwortete er. »Ich heiße Manessen und bin ein Vetter von Sir Accolon.«
    Morgan sagte: »Ich habe Sir Accolon geliebt. Zu Ehren seines Andenkens werde ich Euch befreien, und Ihr könnt mit diesem Mann tun, was er mit Euch tun wollte.«
    Ihre Männer lösten ihm die Fesseln und banden den andern mit denselben Stricken. Sir Manessen legte die Rüstung seines Widersachers an, führte ihn zu einem tiefen Brunnen und warf ihn hinein. Dann kam er zu Morgan zurück. »Ich mache mich jetzt auf den Rückweg zu Artus’ Hof. Habt Ihr ihm irgend etwas zu bestellen?«
    Sie lächelte bitter. »Allerdings«, sagte sie. »Richtet meinem teuren Bruder aus, daß ich Euch nicht ihm zuliebe, sondern wegen meiner Liebe zu Accolon gerettet habe. Und sagt ihm, ich fürchte ihn nicht, denn ich kann mich und meine Männer in Steine verwandeln. Und als letztes bestellt ihm, daß ich noch zu anderen Dingen fähig bin und ihm das beweisen werde, wenn die Stunde gekommen ist.«
    Sie begab sich zu ihren Gütern im Lande Gore und ließ die Mauern ihrer Burgen und Städte verstärken und sie mit Waffen und Proviant versehen, denn trotz ihrer hochgemuten Botschaft an König Artus fürchtete sie ihn.

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    König Artus brachte nach Camelot schwarze Gedanken und finsteren Zorn mit, denn gegen tückische Treulosigkeit kann man sich nicht wehren, und sie gebiert nichts als Grimm und Argwohn, an denen sich die Tiefe der Wunde ermessen läßt.
    Der Zorn des Königs übertrug sich auf die Ritter am Hof. Ein Anschlag auf des Königs Person ist Hochverrat und richtet sich zugleich auch gegen alle seine Untertanen, die den Schlag spüren. Morgan le Fay, so sprachen die Ritter, habe den Feuertod verdient. Daß sie die Halbschwester des Königs war, machte ihr Verbrechen nur noch gräßlicher. Als Sir Manessen ihre trotzige Botschaft brachte, murrten die Ritter und blickten auf Artus, weil sie auf den Befehl warteten, sich zu wappnen – aber der König sagte nur bitter: »Ihr seht jetzt, was es heißt, eine teure, liebevolle Schwester zu haben. Ich werde auf meine eigene Weise damit verfahren und verspreche euch, daß die ganze Welt von meiner Rache sprechen wird.« Und daran erkannten die Ritter, daß ihr König ratlos war und noch keinen Plan gefaßt hatte.
    Wie viele böse, grausame Frauen kannte Morgan le Fay die Schwächen der Männer, während sie ihre Stärken geringschätzte. Und sie wußte auch, daß die unwahrscheinlichsten Unternehmungen zum Erfolg führen können, sofern sie nur mit Kühnheit und ohne Zaudern ins Werk gesetzt werden, denn die Männer glauben trotz des gegenteiligen Beweises, daß Blut dicker als Wasser sei und daß eine schöne Frau nicht böse sein könne. So ersann Morgan ein tödliches Spiel mit Artus’ Arglosig- und Anständigkeit. Sie verfertigte ein Geschenk für ihren Bruder, einen Mantel von solcher Schönheit, daß sie wußte, bei seinem Anblick würden Artus die Augen übergehen. Blumen und geringelte Blätter, aus Edelsteinen gebildet, überzogen den Mantel mit Kostbarkeit und funkelnder Farbenpracht. Morgan le Fay schickte eines ihrer Fräulein damit zu Artus, und vorher studierte sie mit ihr noch ein, was sie sagen sollte.
    Das Mädchen stand vor dem König und erschauerte angesichts seines kalten Zorns.
    »Sir«, sagte sie, »Eure Schwester ist sich ihrer schrecklichen Untat inne geworden und weiß, daß ihr nicht verziehen werden kann. Sie hat sich mit ihrem Schicksal abgefunden, aber sie möchte, daß Ihr wißt, es war nicht ihr eigenes Tun, sondern das Werk eines bösen Geistes, der sie übermannte und ihr die Hand führte.« Das Fräulein sah Unschlüssigkeit in den Augen des Königs und ließ nicht locker. »Eure Schwester sendet Euch dieses Geschenk, Herr, eine Gabe, die Eurem Ruhm als ein gerechter, weiser und gnädiger König ansteht. Sie läßt Euch bitten, ihr Geschenk zu tragen, wenn Ihr über sie zu Gericht sitzt und vielleicht nicht des bösen Geistes gedenkt, in dessen Macht sie war, sondern der innig geliebten Schwester, der Ihr mit Eurer Güte immer das Herz erwärmt habt.«
    Das Fräulein entrollte den glänzenden Mantel, breitete ihn vor dem König aus und beobachtete sein Gesicht. Sie

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