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König Artus

König Artus

Titel: König Artus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
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rein schimmerten wie ihre Schwerter. Sie ritten von Camelot fort und voll Eifer in eine neue Welt der Wunder. Sie blickten zurück zu den alten Mauern von Camelot, die auf dem unbezwinglichen Hügel in den Morgenhimmel ragten, und zu den vier tiefen Gräben, die die Mauern sicherten. Sie waren froh und demütig-stolz, in einer Welt Männer zu sein, in der ein Mann etwas galt. Sie kamen durch Täler, umrahmt von Anhöhen, und sie sahen die grasüberwachsenen Umwallungen von Hügelfesten, zerfallen, noch ehe die Welt geboren wurde. Auf einer weiten, ebenen Wiese erblickten sie kreisförmig stehende gewaltige Steinblöcke, vielleicht von Völkern einer fernen Vergangenheit, wahrscheinlicher jedoch von bösen Geistern der Gegenwart dort hingestellt, doch da diese Dinge mit ihrer Ausfahrt nichts zu tun hatten, sahen sie weg und umritten sie in weitem Bogen.
    Dann – in der Ferne war ein Wald zu sehen – näherten sie sich einem kegelförmigen Hügel, gekrönt mit dunklen Fichten, und ihre Pferde blieben zitternd, mit angelegten Ohren stehen und verdrehten vor Furcht die Augen, so daß nur noch das Weiße zu sehen war. Sir Ewain und Sir Gawain erkannten die Zeichen und wandten sich seitwärts, um das Hügelgrab zu vermeiden. Es ging sie nichts an, es war nicht ihre Welt. Ihre eigene Welt hatte ja der Wunderdinge genug.
    Mit Erleichterung ritten sie in den schützenden Wald aus großen Eichen hinein und ließen die verwunschenen Gründe hinter sich. Die Baumstämme, dick wie Pferdeleiber, stiegen dunkel in die Höhe, und ein Dach aus Blattgewirr machte den Himmel unsichtbar, so daß nur schwaches grünes Licht durchsickerte. Der bemooste Boden dämpfte die Hufschläge, auf den Ästen in der Höhe sangen keine Vögel. Nur das Klirren der Schildränder gegen die Brustharnische, das flüsternde Knirschen von gedehntem Leder und das Klingeln der Sporenrädchen zeigten an, daß hier zwei Ritter durch den Wald ritten. Die Pferde fanden von selbst ihren Weg, da Pferde ohne Zügelführung, wie jedermann weiß, den Weg nehmen, den schon andere vor ihnen genommen haben. Hoch oben bewegten sich die Eichenblätter raschelnd im Wind, der den Erdboden nicht erreichte. Das dämmrige Licht und die Stille legten sich den schweigenden jungen Rittern lastend auf die Seele, und sie waren froh, als sie eine Anhöhe erreichten und unter sich eine Wiese und an deren anderem, baumbestandenem Ende einen düsteren steinernen Turm mit Zinnen und schmalen Schießscharten sahen, denn dort mußte es vertraute, wenn auch vielleicht gefahrvolle Dinge geben.
    Gawain und sein Vetter richteten sich in ihren Sätteln gerade auf, hielten ihre Schilde vor sich hin, und die rechten Hände faßten die Schwertgriffe. Von der Wiese drangen weibliche Stimmen her, schrill und rachsüchtig. Die Ritter prüften ihre Harnischschnallen und klappten sachte die Visiere herab, ehe sie weiterritten, den Hang hinab und dem Turm entgegen.
    Am anderen Rand der Wiese hielten sie an, denn sie sahen zwölf Damen, die neben einem kleinen Baum, an dem ein weißer Schild hing, hin und her rannten. Und jedesmal, wenn eine von ihnen an dem Schild vorbeikam, bewarf sie ihn mit Schmutz, schrie eine Verwünschung und rannte weg, um wieder eine Handvoll Schmutz aufzuheben. Auf dem Turm unweit davon standen zwei Ritter und blickten herab auf die befremdliche Szene.
    Die jungen Vettern ritten zu den Damen hin, und Sir Ewain fragte streng: »Warum beschmutzt und beleidigt ihr einen Schild, der keinen Verteidiger hat?«
    Die Damen lachten kreischend auf, und eine von ihnen sagte: »Ich will es Euch sagen. Der Ritter, dem der Schild gehört, haßt alle Damen. Das ist für uns eine Beleidigung, und zur Strafe beleidigen wir seinen Schild. Das ist nur recht und billig.« Und ihre Gefährtinnen stießen ein häßliches Lachen aus.
    Sir Gawain sagte: »Es gehört sich nicht für einen Ritter, Damen zu verachten, da stimme ich zu, aber vielleicht hat er irgendeinen Grund dafür. Oder vielleicht liebt er eine andere Dame. Ist Euch bekannt, wie er heißt?«
    »Gewiß. Er heißt Sir Marhalt und ist ein Sohn des Königs von Irland.«
    »Ich kenne ihn«, sagte Sir Ewain. »Er ist ein trefflicher Ritter, so trefflich wie nur irgendeiner, und ich habe gesehen, wie er es in einem Turnier bewies, in dem er gegen alle den Preis errang.«
    Sir Gawain sagte streng: »Ich finde euer Verhalten tadelnswert. Es ist nicht Damenart, den Schild eines Mannes zu entehren. Er wird zurückkehren, um seinen Schild zu

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