König Artus
Ritter ist.«
»Warum zieht Ihr dann auf Abenteuer aus? Ihr müßt doch Besitz haben. Ihr könntet Euch mit einer guten Frau, die Euch das Leben angenehm macht, zur Ruhe setzen.«
»O nein«, sagte er. »Das habe ich schon ausprobiert. Ich bin von adeliger Abkunft, zum Edelmann erzogen und auf das Leben, das ich führe, so ausgerichtet, wie eine Lanze, die genau auf ihr Ziel gerichtet ist. Man könnte ebensogut ein galoppierendes Pferd wenden, wie aus einem Ritter, der für sein Rittertum geboren ist, einen anderen Menschen machen. Jagen Hunde, die auf Hirschkühe abgerichtet sind, Hirsche oder spüren Hetzhunde Hirschkühen nach? Wir töten sie, wenn sie es tun.«
»Horcht!« sagte sie. »Ich höre das Rauschen von Wasser, eine Quelle oder ein Bächlein. Wenn Ihr trocknes Holz für ein Feuer suchen geht, will ich Wasser heiß machen. Ich habe ein Kistchen mit getrockneten Kamilleblüten für Tee dabei – auch eine kleine Fleischpastete und ein Stück Käse.«
»Ja, Ihr seid eine Frau, die Behaglichkeit schafft«, sagte Marhalt.
Nachdem sie gegessen und sich mit dem Tee aufgewärmt hatten, sagte sie: »Es wäre nett, jetzt ein Schläfchen zu halten.«
»Sollten wir nicht unsere Ausfahrt fortsetzen?«
»Wir haben doch ein ganzes Jahr vor uns«, sagte sie. »Ich finde, wir könnten uns die Zeit für ein Nickerchen nehmen. Hier, mein Ritter, ich werde meinen Mantel als Kopfkissen für Euch zusammenlegen.«
Er stützte sich auf die Ellenbogen und sah sie an. »Ihr habt aber hübsche Augen«, sagte er. »Haselnußbraun, glaube ich, ein warmer Ton.«
»Streckt Euch aus, Herr Ritter«, sagte sie. »Als ich jung war wie das kleine Fräulein, fischte ich in trüben Wassern nach wohlfeilen Komplimenten. Aber ich habe dazugelernt.«
Als sie nach dem Erwachen weiterritten, wurde der Wald lichter, der Nachmittag mit seinem grünlich-goldenen Licht war warm, die Luft unbewegt, und unter den Hufen des Pferdes ließ der wuchernde Thymian seinen Duft ausströmen. Das Fräulein sagte: »Herr Ritter, wenn ich nicht spreche, dann, weil ich jetzt ein bißchen schlafen will. Ich werde den Kopf an Eure Schulter legen, wenn Ihr nichts dagegen habt.«
»Habt Ihr denn vorhin nicht geschlafen?«
»Nein, ich habe gewacht. Aber jetzt werdet Ihr für mich wachen.«
»Könnt Ihr auf einem Pferd schlafen, ohne herunterzufallen?«
»Bei manchen meiner Ausfahrten habe ich nur auf dem Pferd geschlafen«, sagte sie.
Aber Marhalt sagte: »Ich sorge mich, daß das Pferd stolpern könnte. Schlingt den Schal um Eure Taille und reicht mir die Enden nach vorne.« Dann verknotete er sie vor sich, so daß er und das Fräulein aneinandergebunden waren. »Jetzt schlaft ein, meine Liebe. Ihr könnt nicht herunterfallen.«
Als der Abend herankam, wurde der Wald wieder dichter, er schien näher heranzurücken und war kein freundlicher Ort mehr, denn mit der einbrechenden Dunkelheit schlichen sich Feinde hinein. Das Fräulein fröstelte, wurde wach und nieste. »Ich habe lange geschlafen«, sagte sie. »Ihr könnt mich jetzt losbinden. Werden wir bald anhalten?«
»Ich hoffe, irgendwo ein Haus zu finden, wo wir bleiben können. Fürchtet Ihr Euch vor der Dunkelheit, Madame?«
»Nein«, sagte sie. »Früher schon, aber dann dachte ich, ich kann im Dunkeln ja ebensogut sehen wie sie.«
»Sie?«
»Was sich im Finstern eben herumtreibt.«
»Drachen können in der Dunkelheit sehen, genauso wie Katzen«, sagte er.
»Ja, ich nehme es an. Ich selbst habe noch nie einen Drachen gesehen. Meine Schwester sehr oft, aber sie sah ja alles. Katzen beunruhigen mich nicht, und solange ich keinen Drachen gesehen habe, werde ich mich nicht anstrengen, einen aufzuscheuchen. Es ist dunkel, Sir. Könntet Ihr ein Haus erkennen, wenn wir an einem vorbeikämen?«
»Ich rieche Rauch von brennendem Holz«, sagte Marhalt.
»Wo ein Feuer ist, da ist vielleicht auch eine Unterkunft.«
Und tatsächlich, sie sahen eine schwarze Masse, die sich von der ungastlichen Dunkelheit abhob, und einen schwachen Lichtschimmer um die Umrisse der Tür. Hunde kamen herausgerannt und umbellten den müden Reitersmann. Die Tür flog auf, und eine schwarze Gestalt mit einem Wildschweinspeer in der Hand spähte heraus und rief: »Wer ist da?«
»Ein fahrender Ritter mit einer Dame«, antwortete Marhalt. »Ruft Eure Hunde zurück, Sir. Wir hätten gerne ein Nachtquartier, da es dunkel ist.«
»Hier könnt Ihr nicht bleiben.«
»Das ist aber nicht höflich«, sagte Marhalt.
»Höflichkeit
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