König Artus
und Dunkelheit vertragen sich nicht.«
»Ihr sprecht nicht wie ein Edelmann.«
»Daß ich keiner bin, ist weniger von Belang als meine zwei Füße, die fest hier in meiner Tür stehen, und daß sie hier bleiben, dafür wird mein Speer sorgen.«
»Spart Euren Schweinespeer für Eure Kinder auf«, sagte Marhalt zornig, »und sagt uns, falls Ihr etwas wißt, wo ein Ritter und eine Dame ein Unterkommen für die Nacht finden können.«
»Ein Ritter auf Abenteuern.« Der Mann lachte. »Euresgleichen kenne ich, Leute in einer kindlichen Traumwelt, die auf den Schultern der weniger Glücklichen ruht. Ja, ich kann Euch den Weg weisen, wenn Ihr für ein Nachtquartier ein Abenteuer auf Euch nehmen wollt.«
»Was für eine Art Abenteuer?«
»Das werdet Ihr feststellen, wenn Ihr hinkommt. Reitet weiter in die Richtung des roten Sterns dort, bis ihr eine Brücke seht, falls Ihr sie nicht in der Finsternis verfehlt und Euch selbst ersäuft.«
»Hört, mein unfreundlicher Freund, ich bin müde, und meine Dame ist müde, und mein Pferd ist müde. Ich zahle Euch etwas, wenn Ihr unseren Führer macht.«
»Zahlt zuerst!«
»Das werde ich tun, aber wenn Ihr uns nicht den richtigen Weg führt, komme ich zurück und brenne Euer kostbares Haus nieder.«
»Das traue ich Euch zu. Edelleute tun so was immerfort«, sagte der Mann, aber er holte eine kleine Laterne mit Fensterchen aus Horn und leuchtete ihnen, vor ihnen hergehend, den Weg. Nach einer Stunde führte er sie vor eine schöne Burg aus weißem Stein, die sich von der Schwärze des Waldes abhob. Er zog an einer Klingelschnur, und als der Torwächter einen kleinen Einlaß im Burgtor öffnete, sagte Sir Marhalts Führer: »Simon, ich bringe einen fahrenden Ritter, der eine Unterkunft sucht.«
Die beiden Männer lachten leise, und der Torhüter sagte: »Vielleicht wird er es bereuen.«
»Er hat mich bezahlt, Simon. Die Sache geht mich nichts an. Kommt, Herr Ritter – hier ist Euer Nachtquartier. Schlaft wohl.« Und damit ging er, widerlich lachend, davon.
Der Torwächter führte mit einer Fackel Sir Marhalt in die Burg, und im Innenhof halfen mehrere gutgekleidete Männer dem Ritter und seiner Dame vom Pferd und führten es in den Stall. In der großen Halle saß ein mächtiger Herzog an einem erhöhten Tisch über zahlreichen ebenfalls sitzenden Gefolgsleuten.
»Was kommt denn da?« fragte der Herzog kalt.
»Sir, ich bin ein Ritter aus König Artus’ Tafelrunde. Ich heiße Marhalt und bin aus Irland gebürtig.«
»Das freut mich zu hören, und Euch verheißt es nichts Gutes«, sagte der Herzog. »Genießt die Nachtruhe. Ihr werdet sie brauchen. Ich habe für Euren König oder Eure Rittergenossen nichts übrig. Morgen früh werdet Ihr gegen mich und meine sechs Söhne kämpfen.«
»Das ist auch für den abenteuerlustigsten der fahrenden Ritter keine erfreuliche Aussicht«, sagte Marhalt. »Gibt es keine Möglichkeit, einem Kampf gegen sieben Männer auf einmal auszuweichen?«
»Nein«, sagte der Herzog, »daran führt kein Weg vorbei. Als Sir Gawain meinen zweiten Sohn im Kampf tötete, habe ich geschworen, daß jeder Ritter von König Artus’ Hof, der des Weges kommt, mit uns kämpfen muß, bis mein toter Sohn gerächt ist.«
»Geruht Ihr, mir Euren Namen zu sagen, Sir?«
»Ich bin der Herzog der Südlichen Grenzmarken.«
»Ich habe von Euch gehört«, sagte Sir Marhalt. »Ihr seid schon seit langem König Artus’ Feind.«
»Was für ein Feind, werdet Ihr wissen, wenn Ihr den morgigen Tag überlebt.«
»Muß ich unbedingt kämpfen, Sir?«
»Ja, Ihr habt keine andere Wahl, es sei denn, Ihr wollt Euren Hals dem Schlachtmesser des Kochs darbieten.« Und zu seinem Gefolge sagte der Herzog: »Führt ihn und seine Dame in ein Gemach. Gebt ihnen, was sie begehren, und stellt Wächter vor die Türe.«
In dem unwirtlichen Gemach aßen Marhalt und das Fräulein das Brot, das man ihnen gab, und sie holte aus ihrem Beutel die Reste des Käses, um die karge Bewirtung zu ergänzen.
Marhalt sagte mißmutig: »Da sie wissen, daß fahrende Ritter nur selten mit ihren Damen verheiratet sind, hätten sie uns der Schicklichkeit halber zwei separate Gemächer geben können.«
Die Dame lächelte. »Im Wald, Sir, hätte ich einen Baum für mich gehabt. Ich mache mir mehr Sorgen wegen morgen früh. Sieben gegen einen. Wie wollt Ihr das schaffen? Die Übermacht ist ja grausig.«
Marhalt sagte: »Ich bin ein alter Hase. Hätte er gesagt, er werde allein gegen mich kämpfen, wäre
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