König der Vampire - Nikolay, S: König der Vampire
Blut in sich trug, konnte jeder männliche Vampir seinen Geruch auf ihr finden. Als sein Zögling gehörte Elisabetha eindeutig zu ihm. Zumindest eine Zeit lang. Doch so lange war er für sie verantwortlich, für ihr Leben, ihre Kraft. Kein anderer wäre dazu in der Lage. Es war eine eigenartige Notwendigkeit der Vampirnatur.
Kurz wünschte er sich, sie in seine Arme zu nehmen und … Nein, er durfte sie nicht begehren. Es war ein ungeschriebenes Gesetz, dass ältere Vampire und ihre jungen Zöglinge keine intime Verbindung hatten. Es war ihm auch noch nicht zu Ohren gekommen, dass es jemals so eine Beziehung gegeben hätte.
Außerdem, redete er sich ein, war sie viel zu jung für ihn. Er wusste ja noch nicht einmal, ob sie bereits einen festen Freund gehabt hatte. Vincent wusste beinahe gar nichts über die junge Vampirin in seinem Gästebett. So zwang er sich dazu, sie einfach nur anzusehen.
Eli genoss den wärmenden Strom in sich. Sie sah Vincent in die Augen, starrte regelrecht. Es lag ein Glitzern darin, dass sie lockte. Sein betörender Geruch, oh ja – das war er, lullte sie ein. Lockte sie an, wie seine grünen Augen, wie sein schönes Gesicht. Sein Hals ... Sie wusste genau, das nächste Mal wollte sie keinen Becher haben. Das war so sicher wie das Amen in der Kirche.
Sie wollte ihn berühren, wusste aber nicht, ob sie das durfte. Nun verstand sie auch das Gefühl in sich, wenn er sie berührte. Es war nicht unangenehm. Das war wirklich das falsche Wort gewesen. Sie empfand Begierde. Nur hatte sie es nicht zuordnen können.
Gut, sie hatte ein Mal einen Freund gehabt. Weil alle anderen Mädchen in der Schule auch einen gehabt hatten. Sie waren vier Monate ein Paar gewesen. Sein Name war Christian, und er war ein Genie gewesen. Er hatte als Einziger der Schule ein Einser-Abitur hingelegt. Sie hatten während der vier Monate einige Male miteinander geschlafen, doch Eli hatte es weder für gut noch für schlecht befunden. Es hatte sie einfach nicht umgehauen. Doch was sie jetzt gerade empfand, ließ sie zweifeln. So hätte es sich anfühlen sollen, diese innere Aufregung! Ihr Herz schlug wie verrückt, jede Faser ihres Körpers war hochempfindlich. Wärmende Energie schoss in sie, füllte sie aus. Wenn das immer so bleiben würde, dieser Rausch als Wirkung des Blutes ... Da schnitt der Sex vergleichsweise schwach ab und sie konnte gut und gerne darauf verzichten.
Ein Glück, das Vincent nicht die Gabe von Etienne besaß. Was in Elis Kopf vorging, blieb ihm verborgen. Allerdings sah sie glücklich aus. Und entschlossen, als habe sie ihr neues Selbst akzeptiert. Vin wartete, bis die Wellen abgeklungen waren. Er sah es an ihrem Pulsschlag, wann sie wieder ruhig war.
„Vom Schock erholt?“, fragte er.
„Ich denke schon. Wie lange habe ich denn so geschlummert?“
„Beinahe zwei Stunden. Einzig der Durst hat dich geweckt. Du hattest beim Essen schon Durst, oder?“
„Hmm. Mein Mund war total trocken. Fängt das immer so an?“
„Ein paar Tage noch, ja. Danach wirst du lernen, es zu erspüren. Für die nächsten fünf Tage brauchst du täglich Blut. Ab da werden die Abstände stetig größer, bei normaler Belastung musst du einmal die Woche trinken.“
„Ich weiß nicht, ob ich das fragen darf. Es geht mich ja auch nichts an, aber wessen Blut trinkst du?“
„Das, Kleines, bleibt mein Geheimnis. Ich würde ja sagen, wenn du nach deiner Zeit als mein Zögling an meiner Seite bleibst, könnten wir uns gegenseitig nähren. Aber durch Etienne, der dich im Amt der Königin sah, erscheint das unmöglich.“
„Wenn er dich nicht gesehen hat, in seiner Vision. Wo bist du dann, was wird aus dir?“, fragte sie etwas verwirrt.
„Wohl das, was ich schon vor der Krönung war. Ein Kämpfer. Das sind wir alle fünf. Und als der ehemalige König starb, wählten die Fürsten mich ins Amt. Das verbietet mir das Kämpfen. Der König darf sich nicht in Gefahr begeben. Er wäre, zu damaliger Zeit, ein gefundenes Fressen für die Wölfe gewesen. Deshalb wurde 624 nach Christus, dieses Gesetz erlassen.“
„Das ist ja schon ewig her. Gab es ihn wirklich? Jesus meine ich.“, ihre Adoptiveltern waren immer gläubig gewesen.
„Unseren Aufzeichnungen nach schon, ja. Es gab einen Mann Namens Jesus von Nazareth. Ob er wirklich all diese Wunder vollbracht hat, kann ich aber nicht beantworten. Genauso wenig, ob er der Sohn des Schöpfers war“, Vincent zuckte mit den Schultern.
„Hm. Weißt du, ich würde
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