König der Vampire - Nikolay, S: König der Vampire
hätten sie seit Wochen nichts bekommen. Sie selbst war schon nach einem Teller Suppe beinahe satt. Sie nahm sich noch eine Schale Pudding und Obstsalat, das sollte genügen. Der Spaß am Tisch begann, als Cosimo Nathan nervte – wegen der Mädchen Sache.
„Was geht dich das an, ob ich gestern wieder eine hatte oder nicht?“, maulte Nathan.
„Ich versuche nur, dir ins Gewissen zu reden“, entgegnete Cosimo.
„Ach, und deshalb musst du mir jetzt ständig damit ankommen?“
„Ich meine ja bloß.“
„Oh, du meinst ja bloß. Gehe ich dir etwa auf die Nerven, weil du der enthaltsame Typ bist?“, meinte Nathan frech.
„Das hat doch mit deinem Verhalten nichts zu tun!“, Cosimo schäumte.
Ein Wort ergab das andere. Vincent verdrehte gelangweilt die Augen.
Eli wollte ihn auffordern, etwas dagegen zu unternehmen. Sie sah es schon kommen, dass die beiden sich gleich an die Gurgel gingen. Gerade als sie etwas sagen wollte, schwebten zwei Wassergläser vom Tisch weg. Sie sah es, die Streithähne nicht. Sie waren viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Vincent bewegte die Gläser durch die Luft, bis sie über den Köpfen von Cosimo und Nathan hingen. Dorian sah belustigt von einem zum andern.
„Ähm, ich an eurer Stelle würde mich mal ganz schnell beruhigen“, sagte er laut.
Aber die Warnung kam zu spät. Vincent kippte die Gläser um und die beiden Streitenden wurden mit Wasser übergossen.
Mit offenem Mund starrten sie Vincent an. Nathan fing sich als erster.
„Herr, war das wirklich nötig?“, beschwerte er sich.
„Ja. Das war es. Das ist mein Haus, mein Tisch. Und diese Kinderkacke, die ihr beide abzieht, geht mir auf die Nerven.“
„Verzeihung. Aber ...“, begann Cosimo.
„Kein aber. Lass Nathan in Ruhe, Cosimo. Und du, Nathan, lässt ihn in Ruhe. Niemand bekommt hier die Überzeugung eines anderen aufgezwungen. Wenn hier einer etwas ändert, dann bin ich das!“, sagte Vincent mit Nachdruck.
Er guckte so streng, da konnte Eli nicht anders. Sie begann zu kichern. Dann lachte sie laut. Vincent sah sie schief von der Seite an und die anderen vier waren total geschockt.
Dorian verstand seinen König nicht. Bei aller Liebe, wie konnte er das Eli durchgehen lassen?
„Herr?“, fragte er.
Der sah nur weiterhin Eli an und sagte nichts. Sie bemerkte anscheinend den ernsten Hintergrund der Situation und stand auf. Dann kletterte sie rittlings auf Vincents Schoß und sah ihm tief in die Augen.
„Entschuldige. Ich wollte deine Autorität nicht untergraben. Aber das war so komisch. Du hast mit ihnen gesprochen, als wärst du ihr Vater und sie die unartigen Kinder.“
Vincent antwortete nicht. Er wusste auch gar nicht, was er darauf sagen sollte.
Etienne fehlten die Worte aber nicht.
„Herr, ich glaube, du hast bald nichts mehr zu sagen. Eli hat einfach die Kontrolle über dich übernommen.“
Vincent hob hinter Elis Rücken den Mittelfinger. Jeder am Tisch sah es.
„Aber du bleibst trotzdem unser König“, beschwichtigte Dorian.
„Und wenn ihr dann soweit seid, können wir ja fahren“, fügte er noch hinzu.
Zehn Minuten später standen sie in der Garage. Eli staunte. Vincents BMW kannte sie ja jetzt. Daneben stand ein quietschgelber Smart Cabrio.
„Wem gehört der denn?“, fragte sie entgeistert.
„Rate Mal“, erwiderte Vincent.
„Keinen Schimmer. Cosimo vielleicht?“
„Nein. Der gehört Etienne. Er fand das Ding so witzig, dass er ihn unbedingt haben musste.“
„Aha“, war alles, was ihr dazu einfiel.
Daneben stand der besagte Porsche Cayenne von Dorian. Der nächste Wagen war ein Van. Knallrot.
„Der gehört Nathan. Ist ein Dodge Nitro“, erklärte Dorian, der Elis fragenden Blick gesehen hatte.
Als letzter Wagen stand in der Ecke ein Mercedes Kombi, schwarz. Der gehörte dann ja wohl Cosimo.
„Und, wie findest du meine Süße?“, fragte Dorian.
„Ähm, hübsch. Warum bezeichnest du das Auto als eine Sie?“
„Weil sie das für mich ist. Das ist meine Mary. Wunderbare Form, edel, schnell und schnurrt wie ein Kätzchen“, schwärmte er.
Eli musterte ihn kritisch, sah dann zu Vincent. Ihr Blick sprach Bände.
Hat der noch alle Tassen im Schrank? , fragte sie sich.
Vincent lächelte verhalten und hielt Eli die Tür auf. Sie kletterte rein und legte den Gurt an. Kaum hatte Dorian den Motor angelassen, brüllte die Musikanlage los. Amerikanischer Hip-Hop. So laut, dass die Scheiben vibrierten. Er schaltete die Hightechanlage aus und entschuldigte
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