König für einen Sommer: Roman (German Edition)
nicht arbeiten.«
Der Flug dauerte knapp zwei Stunden, die in Warpgeschwindigkeit vergingen. Kelly stieg voll in unsere Albernheiten mit ein und mir wurde klar, warum sie mit Drogen nichts am Hut hatte. Sie brauchte keine Drogen, um Königin zu sein. Sie war immer Königin. A Natural Born Queen. Vielleicht war sie als Kind in den Zaubertrank gefallen. Oder irgendetwas in ihrem Gehirn produzierte eigenständig eine LSD-ähnliche Substanz. Oder sie war einfach nur gut drauf. Beneidenswert. Na ja, wenigstens wusste ich, wann ich das nächste Mal gut drauf sein würde. Besser als nichts.
ES WAR der Abend, an dem ich Techno zum ersten Mal verstand. Mini-Beckmann war Beckmanns kleiner Bruder, der eigentlich gar nicht mehr so klein war, denn er feierte seinen 20. Geburtstag. Die Beckmanns gehörten zu der etwas reicheren Sorte Mensch, was man zwar nicht unbedingt an ihrem Erstgeborenen, aber zumindest an ihrem Haus erkennen konnte. Die Beckmann'sche Villa war unglaublich. 580 Zimmer, mindestens. 300 Badezimmer, 50 Küchen und ein olympiageprüftes Schwimmbecken im Keller. Jedenfalls kam es mir so vor, als ich zum ersten Mal dort war. Als seine Mutter zu mir sagte, ich solle doch hoch in sein Zimmer gehen, musste ich sechs Türen öffnen, bevor ich Beckmann gefunden hatte.
Die Party fand im Garten statt. Was heißt Garten? Es war mehr ein Park oder sogar ein Golfplatz, 18 Löcher. Wenn Beckmanns feierten, dann feierten sie richtig. Mit Partyservice und Kellnern und dem ganzen Schnickschnack. Eigentlich nicht meine Welt. Aber Beckmanns auch nicht und darum war es okay. Er hätte ein Leben mit drei goldenen Löffeln in jeder Körperöffnung genießen können, wollte es aber nicht. Vor drei Jahren war er von einem Tag auf den anderen ausgezogen. Seine Eltern waren natürlich nicht sehr begeistert gewesen, haben sich aber relativ schnell damit abgefunden. Sie hatten ja noch Mini-Beckmann. Und Mini-Beckmann passte perfekt in dieses Haus und dieses Leben. Er studierte fleißig Jura, war immer im Trend gekleidet und verkehrte nur mit seinesgleichen. Schicke Autos, hübsche Püppchen, Geld spielt keine Rolle. Trotz alledem war er seinem großen Bruder nicht unähnlich. Er hatte die gleiche, lockere Art. Immer einen Spruch auf den Lippen und eine Frau auf dem Schoß. Es war leicht, ihn sympathisch zu finden, obwohl er ein Paradesnob war.
Da eine Party im Hause Beckmann nie unter 200 Gästen stattfand, war das Publikum erfreulich bunt gemischt. Natürlich war Reich und Schön in der Überzahl, aber immerhin waren wir komplett angetreten, was das Bild schon mal erheblich auflockerte. Und dann waren da noch diese Footballspieler, bestimmt eine komplette Mannschaft in voller Montur, die überall herumsprangen und eigentlich auch nicht so recht dort hinpassten.
»Was suchen denn die Kühlschränke hier?«, fragte Schlucki Beckmann.
»Mein Bruder hat's gerade mit 'ner Cheerleaderin.«
»Hier gibt's Cheerleaderinnen? Wo?«
»Na, überall. Die in den grünen Röckchen mit den Bommeln dran.«
»Geile Meile. Da werd ich mir doch nachher mal 'ne knackige Cheerleaderin angeln.«
»Du? Vergiss es. Du hast 'ne Figur wie 'ne Scheibe Toast und weniger Kohle als Pinocchio. Keine Chance.«
»Na und? Das sind Cheerleaderinnen, Mann! Die sind doch alle matt wie Milchglas. Da mach ich mal kurz einen auf Millionärssöhnchen und schon werden die Knie biegsam. Das klappt hundert pro.«
»Wenn du meinst. Wie wär's mit 'ner Wette?«
»Jederzeit. Um was?«
»Warte ... ja ... Wenn du es bis – sagen wir, zwei Uhr nicht geschafft hast, 'nen Bommelrock flachzulegen, musst du einem von den Kühlschränken 'nen fetten Zungenkuss aufdrücken. Na, was ist? Bist du dabei?«
»Ohne Zunge, okay.«
»Aber auf den Mund. Auf den Mund muss sein.«
»Okay, gebongt. Was ist, wenn ich gewinne?«
»Na, wenn du gewinnst, darfst du 'ne Cheerleaderin vögeln. Was willst du denn noch?«
»Nee, nee, so läuft das nicht. Du musst schon auch was einsetzen. Wenn ich es schaffe, musst du ... ja, genau! Dann musst du einem der Kühlschränke an die Eier greifen!«
„Ja, genau! Und wer besucht mich dann jeden Tag im Krankenhaus und füttert mich?«
»Was ist? Haben wir jetzt 'ne Wette oder nicht?«
»Hmmm ... na gut! Schaffst es ja eh nicht!«
»Abwarten. Schlag ein!«
»Top, die Wette gilt!«
»Aber erst brauch ich noch 'n Bier.«
BEI EINBRUCH der Dunkelheit begrüßten Andi und ich Mr. Sinatra. Die Party war in vollem Gange und wir hatten jede Menge
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