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König für einen Sommer: Roman (German Edition)

König für einen Sommer: Roman (German Edition)

Titel: König für einen Sommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Till
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Gelegenheit, uns zu amüsieren. Die Tanzfläche war auf einer überdachten Terrasse, komplett mit Lightshow und Nebel und all dem Firlefanz. Beckmanns hatten selbstverständlich einen Profi-DJ aus irgendeinem Frankfurter Club engagiert und dementsprechend lief natürlich Techno und nichts anderes. Bumm-bumm-bumm-bumm ... Was weiß ich, wie viele Bumms-per-minute. Mindestens 385.
    »Scheiß Mucke«, stellte Hagen fest. »Keine Gitarren.«
    »Der hat wahrscheinlich noch nie in seinem Leben eine Gitarre gesehen, geschweige denn gehört«, sagte ich.
    »Dazu kann man doch nicht tanzen.«
    »Die Kids können's. Ich geh mal aufs Klo.«
    Ich ging ins Haus und öffnete die Tür zum ersten Badezimmer, das ich finden konnte.
    »Scheiße, Tür zu, Mann!«
    »Yeah, shut the fucking door, man!«
    »I told you to lock it, didn't I?«
    »I locked it, man. I locked it.«
    »Fuck, you didn't. Schließt du bitte die Tür ab?«
    Ich folgte seiner Bitte. Ich war mitten in Hollywood. Robert Downey Junior stand in einem zerknitterten Versace-Anzug vor mir und sagte, ich solle die Tür abschließen. Neben ihm stand Ving Rhames als Footballer verkleidet und stopfte sich mit einem winzigen silbernen Löffelchen weißes Zeug in die Nasenlöcher.
    »Want some?«, fragte Ving.
    »Greif zu. Es ist genug für alle da.«
    »Was ist das? Koks?«
    »Speed. Das beste, das du kriegen kannst.«
    »Ich hab gerade Acid geworfen.«
    »Umso besser.«
    Downey legte eine Line auf der Marmorplatte des Waschbeckens.
    »Hier, für dich.«
    Warum eigentlich nicht? Vielleicht könnte Sinatra ein bisschen Gesellschaft gebrauchen? Was sollte schon passieren? Ach, egal. Her mit dem Zeug. Aber bitte mit Stil. Immerhin war das Hollywood. Ich kramte in meinen Taschen.
    »Verdammt. Ich hab gerade keinen Hunderter dabei.«
    »Nimm den hier«, sagte Downey und drückte mir einen Hunderter in die Hand.
    »Cool, danke.«
    Ich rollte ihn zusammen, setzte links an der Line an und zog, was das Zeug hielt, nach rechts rüber. Mit dem anderen Nasenloch sog ich die Reste auf. Gott, war das eklig. Es brannte in der Nase und ein stechender, chemischer Geschmack breitete sich im hinteren Teil meiner Zunge aus. Ich schluckte dreimal schnell hintereinander, verschluckte mich dabei und fing an zu husten. Ving Rhames lachte tief und schlug mir auf die Schulter.
    »Everything okay, man?«
    »Yeah ... thanks. I guess I'm just not used to it.«
    »Falls du einen Nachschlag willst, sag Bescheid. Ich bin die ganze Nacht hier.«
    »Okay, alles klar. Danke erst mal. Bis später, vielleicht.«
    »See you, man.«
    Ich schloss die Tür auf und kehrte Hollywood den Rücken. Oh Gott, was hatte ich bloß getan! Was war Speed überhaupt? Es klang irgendwie schnell, klar. Aber was würde daran schnell sein? Trat die Wirkung schnell ein? Oder würde ich anfangen schnell durch die Gegend zu rennen? Würde ich schneller reden? Oder schneller sterben? Ich Idiot. Na ja, zu ändern war es ja sowieso nicht mehr. Was soll's?
    Auf dem Weg zurück sah ich Schlucki am Rande der Tanzfläche mit einer Cheerleaderin stehen. Die Wette, genau! Zeit, ihm ein bisschen unter die Arme zu greifen.
    Ich ging auf ihn zu und klopfte ihm auf die Schulter. Als er sich zu mir umdrehte, riss ich, Überraschung vortäuschend, meine Arme in die Luft.
    »Von Schluck!«, rief ich begeistert. »Bernhard von Schluck! Das ist ja eine Ewigkeit her!«
    »Hä?«
    »Mensch, von Schluck, jetzt sag nicht, dass du mich nicht mehr erkennst! Harvard? Abschlussjahr?«
    »Logen ... äh, aber natürlich! David ... off! Genau, Davidoff! Mensch, das ist ja ein Ding! Wie geht es dir?«
    »Bestens, bestens. Danke der Nachfrage. Und du? Dein Börseneinstieg war ja phantastisch, hab ich mir sagen lassen.«
    »Ach, die paar Milliönchen. Peanuts, wie dein Vater zu sagen pflegte.«
    »Du, ich würde gerne noch bleiben und über die alten Zeiten sinnieren, aber ich muss jetzt doch erst mal die Gastgeber begrüßen. By the way, ganz schön schäbig, die Hütte hier. Na ja, was tut man nicht alles fürs Geschäft. Aber wem sag ich das? Ganz reizend, deine Begleiterin übrigens. Sehr apart. Hat sie eine Schwester? Ha, ha! just joking. Vielleicht sehen wir uns ja später noch. Cheerio!«
    Wenn dieser Bommelrock nicht innerhalb der nächsten Stunde fallen würde, wollte ich nicht mehr Davidoff heißen. Wahrscheinlich sah sie sich schon in Monaco auf einer fetten Yacht in der Sonne brutzeln. Die Wette hatte Beckmann wohl verloren.
    Ich kehrte zu den anderen

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