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König für einen Sommer: Roman (German Edition)

König für einen Sommer: Roman (German Edition)

Titel: König für einen Sommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Till
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ihrer Königlichkeit: Rocko, Mini-Beckmann, Winona Ryder, MTV.
    Das mit Andi und der blonden Cher hat tatsächlich nicht lange gehalten. Sie war ein Party-Girl und Andi eben nur ein Sinatra-Mann. Aber er erholte sich schnell davon, nicht zuletzt weil ich für genügend Ablenkung sorgte.
    Rocko Schamoni spielte in Köln und fast alle waren dabei. Kelly lud ich ein, um sie endgültig zu besänftigen. Sie liebte Rocko Schamoni und konnte mir von da an einfach nicht mehr böse sein. Der Versuch, ihr mein Verhalten beim Altstadtfest zu erklären, ohne Sinatra zu erwähnen, verlief eher kläglich. Kelly hatte keine Ahnung von Sinatra und sie durfte es auch nie erfahren. Kelly verabscheute Drogen und sie dachte, ich sähe das genauso. Also versuchte ich mein Benehmen mit übermäßigem Alkoholkonsum zu entschuldigen, aber sie nahm es mir nicht richtig ab. Sie kannte mich einfach zu gut. Sie bestand nach wie vor darauf, dass ich mich bei Anna entschuldigte, doch bis dato hatte es noch keine Gelegenheit dazu gegeben.
    Wir fuhren mit zwei Autos nach Köln. Beckmann, Andi, Schlucki, Lulatsch, Kelly und ich. Das Konzert fand in einer Halle auf dem Messegelände statt. Wir waren sehr früh dort und parkten die Autos gerade mal 100 m von der Halle entfernt. Eine Stunde später war Einlass und wir drängten uns hinein.
    »Hier«, sagte ich zu Andi und drückte ihm die vorbereitete Hälfte Sinatra in die Hand. »Aber lass uns warten, bis die Vorgruppe anfängt.«
    »Okay.«
    Wir tranken ein paar Bier und hielten uns im hinteren Bereich der Halle auf. Es war noch nicht allzu lange her, da hätte ich alles dafür getan, bei diesem Konzert in der ersten Reihe zu stehen. Bei jedem Konzert. Ich stand stundenlang vor einem Konzert vor der Halle, nur um ganz nach vorne zu kommen. Jetzt reizte mich daran gar nichts mehr. Gedränge, Kreischen, Schweiß, wofür das alles? Mit Genuss hatte das jedenfalls nichts mehr zu tun. Ich wusste, wie Rocko Schamoni aussieht, also warum sollte ich mir das antun, nur um ihn von etwas näher sehen zu können? Das Wichtige war schließlich die Musik. Und Rockos Sprüche natürlich. Deswegen geht man zu einem Rocko-Schamoni-Konzert. Wegen der Sprüche zwischen den Liedern. Und die hört man genauso gut, wenn man hinten steht und gemütlich ein Bier trinken kann, ohne Angst zu haben, es jeden Moment aus der Hand geschlagen zu bekommen.
    Die Vorgruppe betrat die Bühne und Andi und ich führten unauffällig die Hand an den Mund. Ich habe vergessen, wie die Vorgruppe hieß. Sie waren zu schlecht, um sich ihren Namen merken zu müssen. Vielleicht waren sie auch gar nicht so schlecht, aber wenn man auf Rocko wartet, fällt es eben schwer, eine andere Band gut zu finden. Das harte und undankbare Los aller Vorgruppen. Als ich noch in der Band spielte, waren wir auch einmal Vorgruppe. Unser einziger Auftritt überhaupt. Zum Glück waren die Jungs nach uns auch völlig unbekannt, sodass niemand sehnsüchtig auf sie wartete. Wir wurden zwar nicht ausgebuht, aber nach Zugaben wurde auch nicht gerade frenetisch verlangt.
    »Komm, lass uns noch mal rausgehen, bis Rocko anfängt«, schlug Andi vor.
    »Jep.«
    Wir holten uns ein Sixpack aus dem Auto und setzten uns vor der Halle auf eine Wiese unter einen Baum. Wir saßen da und tranken und fühlten uns sauwohl dabei. Andi zupfte ein Büschel Grashalme aus dem Boden und betrachtete es.
    »Hast du jemals bemerkt, wie geil eigentlich Gras aussieht?«
    »Logisch. Gras ist der Hammer. Dieses Grün. Oberabgefahren.«
    »Oder Blätter. Hier, guck dir doch dieses Blatt mal an! Siehst du diese Maserung? Wie kleine Äderchen.«
    »Saucool.«
    »David! Andi! Es fängt gleich an!« Kelly stand im Eingang und winkte uns hinein.
    „Ja, wir kommen gleich!«, rief ich ihr zu.
    »Hast du dir schon mal eine Bierflasche genau angesehen? Du musst sie gegen's Licht halten. Siehst du, wie das Braun hier dunkler wird?«
    „Ja. Bierflaschen sind auch der Hammer.«
    Rockos erste Töne klangen zu uns heraus. Das Konzert hatte begonnen.
    »Wollen wir wieder reingehen?«, fragte ich.
    »Sollen wir?«
    »Ich weiß nicht. Hier draußen hört man's eigentlich auch ganz gut.«
    »Stimmt.«
    »Und hier draußen ist es viel cooler als da drinnen.«
    »Stimmt auch. Da drinnen gibt's kein Gras.«
    »Und keine Blätter.«
    »Ach, scheiß drauf! Wir bleiben hier.«
    »Genau. Guck mal, was für ein abgefahrener Ast das da oben ist.«
    »Weltklasse.«
    Und so ging das für die nächsten zwei Stunden weiter.

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