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König für einen Sommer: Roman (German Edition)

König für einen Sommer: Roman (German Edition)

Titel: König für einen Sommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Till
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Zähne vergisst.«
    »Okay, gebongt.«
    Wir standen jetzt direkt vor dem Kühlschrank, der immer noch einen Kopf größer war als Beckmann. Ich trat einen Schritt zurück.
    »Hi! Sag jetzt bitte erst mal nichts und hör mir kurz zu. Ich habe eine Wette verloren. Worum es da ging, ist jetzt nicht wichtig. Jedenfalls müsste ich dir mal kurz in den Schritt fassen. Das ist nichts Persönliches. Ich hätte auch einen deiner Kollegen fragen können, aber du sahst irgendwie so aus, als könntest du einen Spaß vertragen. Also, wie sieht's aus? Können wir das schnell hinter uns bringen, ohne dass du mich in Stücke reißt? Nick einfach kurz, wenn es okay für dich ist.«
    Ich konnte den Kühlschrank förmlich denken hören. Was will dieser Knirps von mir? Mir an die Eier fassen? Breche ich ihm einfach das Genick oder beiße ich ihm den Kopf ab?
    Er nickte. Ich konnte es nicht fassen. Der Kühlschrank setzte ein breites Grinsen auf und nickte.
    »Cool, danke. Hast was gut bei mir. Also, ich mach dann mal jetzt.«
    Beckmann legte seine Hand auf seinen Schritt. Eine Sekunde, zwei Sekunden, drei Sekunden ... Plötzlich packte ihn der Kühlschrank mit einer Hand im Nacken um den Hals, zog seinen Kopf zu sich heran, presste seine Lippen auf seinen Mund und schob seine Zunge hinein. Fünf Sekunden, sechs Sekunden, sieben Sekunden, eine schlabbrige Ewigkeit. Dann ließ er ihn los und Beckmann fiel mit weit aufgerissenen Augen hinterrücks auf den Boden.
    Das Gejohle und Gelächter der Jungs war unbeschreiblich und auch ich klappte, mir den Bauch haltend, auf dem Rasen zusammen. Beckmann gab keinen Ton von sich. Er lag flach auf dem Rücken, das pure Entsetzen im Gesicht.
    »Wenn du wieder mal 'ne Wette verlierst, ruf mich an«, sagte der Kühlschrank und verschwand in Richtung Tanzfläche.
    »Ist er weg?«, fragte Beckmann.
    „Ja. Sind deine Zähne noch alle drin?«
    »Ha, ha. Sehr witzig.«
    »War's denn für dich wenigstens genauso schön wie für ihn?«
    »Er hat mir fast den Kiefer rausgelutscht, verdammt. Bäh! Igitt! Ich brauch schnell was Hochprozentiges. Nie wieder schließe ich so eine beschissene Wette ab.«
    Beckmann gurgelte fünf Minuten mit Wodka und es dauerte nicht allzu lange, bis er selbst darüber lachen konnte. Im Nachhinein ist immer alles nur halb so schlimm. Trotzdem zuckte er noch bei jedem Footballer zusammen, der näher als drei Schritte an ihm vorbeikam.
    Die Party wurde langsam ruhiger, immer mehr Leute verließen torkelnd das Gelände. Es muss so gegen drei gewesen sein, als Schlucki plötzlich sehr nervös in eine Richtung guckte. Jemand kam auf ihn zu.
    »Hey, von Schluck! Du hast da noch was, das mir gehört!« Der Bommelrock. Schlucki sprang auf und versuchte sie ein paar Schritte von uns wegzuziehen.
    »Pfoten weg, von Schluck! Von Anfassen stand nichts im Vertrag! Was ist jetzt? Kann ich endlich meinen Slip wiederhaben?«
    Schlucki zog den Slip aus seiner Hosentasche und drückte ihn ihr in die Hand.
    »Okay, aber jetzt verschwinde bitte!«
    »Und die 50 Mark kriege ich noch?«
    „Ja, morgen, wie besprochen. Ruf mich an. Aber jetzt hau bitte ab, sonst merken die anderen noch was.«
    »Es war mir eine Ehre, mit Ihnen Geschäfte zu machen, Herr von Schluck.«
    Der Bommelrock ging und Schlucki blickte ängstlich in Beckmanns Richtung, der mit geschlossenen Augen auf einem Stuhl hing. Erleichtert setzte sich Schlucki wieder zu uns.
    »Kein Wort zu Beckmann! Ich flehe euch an!«
    »Aber nur wenn ich den Slip anbehalten darf«, sagte Kelly. »Und 50 Mark für jeden«, forderte Andi grinsend.
    »Es ist immer wieder schön, zu wissen, dass man Freunde hat.«
    Wir waren die Letzten, die gegen sechs Uhr morgens die Party verließen. Und wir nahmen drei Legenden mit nach Hause, die ein Leben lang halten würden. Techno-David, Bommelrock von Schluck und Football-Beckmann.
    DER NÄCHSTE Sinatra-Abend war die größte Verschwendung potenzieller Königlichkeit in meinem Leben. Ich weiß nicht, was wir uns dabei gedacht hatten, aber irgendwie kamen wir auf die glorreiche Idee, einen Abend mit Sinatra zu Hause vor dem Fernseher zu verbringen. Es stand sonst nichts an und wir dachten wohl, das könnte sehr witzig werden. Sicher, so hatten wir noch nie ferngesehen. Extremfernsehen. Egal, wo wir hinzappten, alles war unglaublich cool und sah Weltklasse aus. Selbst Arabella. Und das will was heißen. Irgendwann blieben wir auf MTV hängen bis morgens früh um acht. Dabei waren es eigentlich nicht die Videos, die

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