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König für einen Sommer: Roman (German Edition)

König für einen Sommer: Roman (German Edition)

Titel: König für einen Sommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Till
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zurück und setzte mich neben Kelly. Hoffentlich würde das Speed nicht derart reinknallen, dass sie wieder Verdacht schöpfte. Bumm-bumm-bumm-bumm ... Immer noch dieser Scheiß-Techno. Bumm-bumm-bumm ... Moment mal. Das war gar nicht die Musik. Das war mein Herz. Das war mein verdammter eigener Herzschlag. Genau im Technorhythmus. 385 Bumms-per-minute. Mindestens. Das war es also, was schneller wurde. Bumm-bumm-bumm-bumm. Es breitete sich über meinen gesamten Körper aus. Mein Bein begann mitzuzucken. Bumm-bumm-bumm. Meine Hände trommelten auf meine Schenkel. Es war nicht mehr auszuhalten. Ich musste jetzt unbedingt ganz dringend tanzen. Gut, dass hier Techno lief. Alles andere wäre zu langsam gewesen. Und zu abwechslungsreich. Bumm-bumm-bumm-bumm ... Nicht mehr. Und auf keinen Fall weniger.
    Ich schnappte Kelly an der Hand und zog sie von ihrem Stuhl hoch.
    »Was ist los? Wo willst du mit mir hin, David?«
    »Tanzen.«
    »Tanzen? Du? Auf Techno? Ich glaub's nicht.«
    »Egal. Tanzen.«
    »Okay, gerne.«
    Ich tanzte. Ich tanzte, als ginge es um mein Leben, als würde ich, sobald ich aufhörte zu tanzen, sofort explodieren. Speed. Ob der Film wohl nach der Droge benannt worden war oder umgekehrt? Jedenfalls war Kelly meine Sandra Bullock, die mich davon abhielt, weniger als 385 Bumms-per-minute zu tanzen. Zum Glück hatte sie eine hervorragende Kondition, denn es dauerte volle zwei Stunden, bis dieser Film zu Ende war. Woher hatte ich eigentlich die Kondition genommen? Normalerweise war ich schon außer Puste, wenn ich den Müll rausbrachte. Ich hätte Bäume ausreißen können. Häuser. Ganze Städte. Ich war der stärkste König der Welt. Und fix und alle, als die Wirkung nachließ. Kelly und ich ließen uns auf die Wiese fallen und atmeten erst mal zehn Minuten durch.
    »Puuuh. Das war klasse. Das hab ich ewig nicht mehr gemacht.«
    »Meine Beine. Ich werde nie wieder laufen können.«
    »Wart erst mal den Muskelkater morgen ab. Das wird ein Spaß.«
    »Tanzen macht Muskelkater?«
    »So wie du getanzt hast, mit Sicherheit. Ich kann's immer noch nicht richtig fassen. David Sonnenschein, der Raver.«
    »Hoffentlich hat mich keiner gesehen. Wehe, du verrätst was.«
    »David, du bist auf die Box geklettert und hast mit nacktem Oberkörper getanzt. Alle haben dich gesehen.«
    »Oh, Scheiße, stimmt. Das werd ich jetzt noch Jahre zu hören bekommen. Apropos, wo ist eigentlich mein T-Shirt?«
    »Steckt hinten in deiner Hose. Soll ich uns was zu trinken holen?«
    »Oh ja, bitte! Einen Eimer voll eiskalter Cola, wenn's geht.«
    Eine Stunde später hatte ich mich erholt und war wieder topfit. Getanzt habe ich allerdings nicht mehr; die Kommentare der Jungs – Tanzbär. Techno-David. Wie war die Love-Parade dieses Jahr? – waren schon nervig genug. Zum Glück kam Schlucki irgendwann und die Aufmerksamkeit richtete sich auf ihn. Er grinste über beide Ohren.
    »Tja, Beckmann, dumm gelaufen. Zeit, ein paar Eier in die Hand zu nehmen.«
    »Hast du nicht!«, sagte Beckmann.
    »Hab ich wohl. Siehst du die Blonde dahinten?«
    »Die mit den nassen Haaren? Niemals.«
    »Unten im Pool. War ganz einfach. Danke noch mal, Davidoff.«
    »Gern geschehen, von Schluck.«
    »Du hast ihm geholfen?«
    »Nur ein ganz kleines bisschen.«
    »Verräter. Ich glaub dir trotzdem nicht, Schlucki. Vielleicht wart ihr ja nur 'ne Runde plantschen. Du kannst mir viel erzählen.«
    Schlucki griff in seine Hosentasche, zog einen grünen Slip hervor und hielt ihn Beckmann direkt vor die Nase.
    »Mal riechen?«
    »Nie im Leben hast du ihren Slip abgegriffen!«
    »Dachte mir schon, dass du einen Beweis verlangst.«
    »Verdammt. Das heißt ja, die läuft hier jetzt den Rest der Nacht ohne Höschen rum.«
    »Genau. Und das heißt auch, dass du dir jetzt einen der Kühlschränke aussuchst und ihm an die Eier greifst.«
    »Tja, dann muss ich wohl. Wette ist Wette. David, kommst du mit und fängst mich auf, wenn er mich umhaut?«
    »Logisch.«
    »Ich glaub, ich nehm den da vorne. Der sieht nicht ganz so breit aus.«
    Wir gingen auf den Auserwählten zu, der doch immer breiter zu werden schien, je näher wir kamen.
    »Okay, David. Jetzt musst du mir aber auch ein bisschen helfen, als ausgleichende Gerechtigkeit.«
    »Was soll ich machen?«
    »Einfach nur den Mund halten. Ich werde dem Typ von der Wette erzählen und hoffen, dass er Spaß versteht. Falls es klappt, hältst du einfach die Klappe bei den Jungs. Falls nicht, pass bitte auf, dass du keinen meiner

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