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Koenig Nicolo Oder So Ist Das Leben

Titel: Koenig Nicolo Oder So Ist Das Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
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denen ich keine Verständigung finde und von deren Treiben ich nun erst recht durch den Spruch des Gerichtes ausgeschlossen bin. – Wüßtest du, wie schmerzlos in dieser Einsamkeit die klaffenden Wunden der Seele vernarben! Die Richter glaubten meine Strafe zu verschärfen, indem sie mich zu Einzelhaft verurteilten. Wie inbrünstig habe ich ihnen schon dafür gedankt, daß ich hier nicht mit Menschen zusammenzuleben brauche!
    ALMA
ärgerlich.
Heiliger Gott im Himmel! Dann mögt Ihr mich hier wohl auch nicht mehr bei Euch sehen!
    DER KÖNIG
sich besinnend.
Ich belohne deine Opfer durch Unmut und Verdrossenheit Die Gedanken werden schwer und ungefügig, wenn der Mensch tagaus, tagein im Gespräch mit sich selbst verharrt. – Nur um das eine bitte ich dich: Wird mir die Freiheit zurückgegeben, dann überlaß mich meinem Geschick – nicht für immer – nur so lange, bis ich mich deiner Seelengroße würdig erwiesen.
    ALMA. O nimmermehr! Verlangt nicht, daß ich Euch je verlasse! Es kann uns in Zukunft doch unmöglich wieder so schlimm ergehen wie zuvor!
    DER KÖNIG. Dir nicht. Das glaube ich gern.
    ALMA. In dieser Dunkelheit hat sich Eurer armen Seele die Melancholie bemächtigt. Euer stolzes Herz ist nahe daran, stille zu stehen. In Euren Zügen ist nichts von der friedlichen Ruhe zu lesen, die Ihr zu fühlen vorgebt.
    DER KÖNIG
düster.
Ich habe mein Gesicht seit Jahresfrist nicht gesehen; aber ich kann mir denken, wie häßlich es hier geworden ist. Wie muß mein Anblick deine Augen verletzen!
    ALMA. O redet nicht so, mein Vater!
    DER KÖNIG
plötzlich wieder vergnügt.
Aber du kennst die Unverwüstlichkeit meiner Natur. Und nun trittst du, das einzige, was meinem Glück vorenthalten wurde, zu mir herein! Nur um dich, mein Kind, reich und herrlich zu belohnen, müßte ich noch einmal König sein.
    ALMA. Ich höre den Wärter. Sagt mir, wie ich Eure Qualen erleichtern kann!
    DER KÖNIG
hell auflachend.
Aber was entbehre ich denn? Wie unbehaglich würde dieser Kerker, wenn die Genüsse des Lebens hier Zutritt hätten! Wie soll mich hier nach einem schönen Weibe verlangen, wo sich mein Erinnern die Schönheit nicht mehr vorzuzaubern vermag!
Nach dem Ausgang deutend.
Mein Lager dort ist tagsüber angeschlossen. Da mir kein anderer Ruheplatz bleibt, lege ich mich abends so ermattet nieder, als hätte ich einen Acker umgepflügt. Und morgens weckt mich die gellende Glocke aus einem so wunschlos heiteren Traum, wie ich ihn auch als Kind nie geträumt habe.
Da die Tür geöffnet wird.
Wenn du wiederkommst, mein Kind, sollst du nicht eine einzige Klage mehr von mir hören. Du sollst dich so froh bei mir fühlen, als wärst du draußen in deiner sonnigen Welt. – Leb wohl!
    ALMA. Lebt wohl, Vater! –
Sie verläßt die Zelle. Die Tür fällt hinter ihr zu.
    DER KÖNIG
ihr nachblickend.
Noch ein ganzes langes Jahr! – –
Er wendet sich zur Mauer zurück.
Ich werde doch wieder einmal genau die Striche nachzählen, wie viele ihrer noch zu tilgen sind!
     
     
Sechstes Bild

    Nacht. Wildnis.
    Der König, Prinzessin Alma und ein Kunstreiter treten auf.
     
    DER KÖNIG
etwas ermüdet, spricht aber mit kräftiger, volltönender Stimme.
Haben wir noch weit zu gehen, Bruder, bis zu dem Platz, wo die Elendenkirchweih abgehalten wird?
    DER KUNSTREITER
äußerst lebhaft, selbstgefällig, aufschneiderisch.
Bis Mitternacht sind wir längstens dort. Vorher beginnt die eigentliche Kirchweih gar nicht Ihr beide macht wohl zum erstenmal diese nächtliche Wallfahrt zum Hochgericht?
    DER KÖNIG. Wir sind erst seit wenigen Monden beim fahrenden Volk, haben aber trotzdem schon manchen Hexensabbat mitgetanzt.
    DER KUNSTREITER. Mir scheint, Bruder, man hat dir irgendwo das Marschieren abgewöhnt! Du bist doch sonst ein ganz strammer Geselle!
    DER KÖNIG
läßt sich auf einen Felsblock nieder.
Mein Herz stößt wie ein gefangener Raubvogel gegen die Rippen. Der Weg geht bergan; das nimmt mir den Atem.
    DER KUNSTREITER. Wir haben reichlich Zeit. – Dein Bub, Bruder, ist dafür um so besser auf den Beinen. Jammerschade um das junge Blut! Bei mir könnte er noch was Einträglicheres lernen als Gassenlieder zur Laute singen. Das wird doch überall nur dem Betteln gleichgeschätzt. Gib ihn mir mit, Bruder, nur auf ein halbes Jahr! Bei mir hat er es jedenfalls nicht schlechter, als wenn er in deine Fußstapfen tritt; und ich mache dir einen Kunstreiter aus ihm, um den sich die Zirkusmeister die Hälse brechen!
    DER KÖNIG. Halte mich nicht für

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