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Koenig Nicolo Oder So Ist Das Leben

Titel: Koenig Nicolo Oder So Ist Das Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
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Goldstücke in meiner Tasche!
    DER KÖNIG. Soeben hat ihn mir hier schon ein Kunstreiter abkaufen wollen. Laßt mir doch nur meinen Buben in Frieden! Deshalb komme ich nicht hierher auf die Elendenkirchweih. Was kannst du denn überhaupt mit dem Buben wollen!
    DIE KUPPLERIN. Halt mich doch nicht für so dumm, Bänkelsänger, daß ich dem Buben nicht ansehen sollte, daß er ein Mädel ist! Das süße Kind bekommt in mir eine Mutter, wie sie sie liebevoller nirgends in der weiten Welt findet.
Zu Alma.
Zier dich nicht so, mein hübsches Täubchen! Ich fresse dich nicht! Wenn man so ebenmäßig gewachsen ist wie du und ein rundes rosiges Gesicht mit so frischen Kirschenlippen und so dunklen Glutaugen hat, dann schläft man unter seidenen Decken statt auf freiem Feld. Die Laute zu schlagen brauchst du bei mir nicht. Nur lieb sein! Was kann sich das muntre junge Blut Schöneres wünschen! Du findest Minister und Barone bei mir; brauchst nur zu wählen. Hast du dich schon einmal von einem richtigen Baron küssen lassen? Das schmeckt besser als eines Landstreichers Bartstoppeln! – Schau her, Bänkelsänger! Hier sind zwei unbeschnittene Dukaten! Das Mädel gehört mir! Abgemacht!
    DER KÖNIG
der die Kupplerin argwöhnisch im Auge behalten hat.
Häng dich an den Galgen mit deinem Geld. –
Zu Alma.
Das alberne Weib sieht dich in seiner Dummheit wirklich für ein verkleidetes Mädel an! Warum bist du es nicht! Wärst du jetzt ein Mädel, du hättest die beste Gelegenheit, dir den struppigen Bänkelsänger vom Hälse zu schaffen! Schlimmeres gibt es nun doch einmal nicht, als den Hut hinhalten und Pfennige auffangen! Hast du nicht vielleicht schon Pfennige aufgenommen, die uns die mitleidigen Pflegetöchter dieser würdigen Dame herabwarfen?! Dabei haben sie immer noch Aussicht, der erhabenen bürgerlichen Gesellschaft wieder als vollwertig aufgenötigt zu werden. Der Stern leuchtet über unseren Wegen nicht!
    DIE KUPPLERIN
zu Alma.
Laß dir, mein Herzblatt, um Gottes willen von dem Strolch den Kopf nicht heiß machen! Du glaubst nicht, wie wonnig mein Haus ist! Den ganzen Tag verbringst du mit einer Schar der muntersten Gespielinnen. Wenn dich der Bänkelsänger mir nicht verkauft, dann laß ihn hinter uns herjammern. Fürchte dich nicht vor ihm! Du bist unter meiner Obhut so sicher, als wenn dich ein ganzes Kriegsheer begleitete!
    ALMA
sich aus den Armen der Kupplerin frei machend.
Ich werde mit ihm reden.
Geht an ihr vorüber zum König, mit zitternder Stimme.
Ihr wißt doch noch, mein Vater, weshalb wir auf die Elendenkirchweih kamen!
    DER KÖNIG. Ich weiß es, mein Kind.
Er besteigt den Felsen. Von den Zuschauern wird er mit trockenem Husten empfangen. Darauf spricht er mit klarem Ton, aber innerlich bewegt.
    Ich bin der Herrscher hier in diesem Land,
    Von Gott ernannt, von niemand erkannt!
    Und wenn ich's schriee, daß die Felsen dröhnen,
    Daß ich in diesem Lande Herrscher bin,
    Der Vögel Zwitschern würde mich verhöhnen!
    Wozu gereicht mein königlicher Sinn?
    Daß ausgehungert ich mit gierigen Zähnen
    Aufschnappe, wie zur Winterszeit das Tier. –
    Doch nicht, um meiner Leiden zu erwähnen,
    Red ich, mein Volk, mit dir!
    DIE ZUSCHAUER
brechen in ein schallendes Gelächter aus, klatschen stürmisch in die Hände und rufen begeistert.
Da capo! Da capo!
    DER KÖNIG
angstvoll und beklommen.
Geehrte Zuhörer! Mein Fach auf der Bühne ist die große ernste Tragödie!
    DIE ZUHÖRER
laut auflachend.
Bravo! Bravo!
    DER KÖNIG
mit Anstrengung aller Seelenkraft.
Was ich euch soeben vortrug, ist mir das Teuerste, das Heiligste, was ich bis jetzt in den Tiefen meiner Seele verschlossen hielt!
    DIE ZUSCHAUER
erheben einen neuen Beifallssturm, aus dem man deutlich die Worte heraushört.
Ein großartiger Komiker! – Ein unbezahlbarer Charakterkomiker!
    DER THEATERBESITZER
auf dem Baumstumpf stehend.
Sprich deinen Monolog zu Ende, mein teurer junger Freund! Oder beherbergt dein armes Hirn nur diese paar Brocken? – Si tacuisses, philosophus mansisses!
    DER KÖNIG. Wohlan denn! Dann aber bitte ich euch inbrünstig, meine lieben Zuhörer, bringt meinen Worten die ernste Würdigung entgegen, die ihnen gebührt! Wie sollte es mir gelingen, eure Herzen zu rühren, wenn ihr den Klagen, die aus meinem Munde kommen, keinen Glauben schenkt!
    DIE ZUSCHAUER
lachen und klatschen begeistert in die Hände.
Welch eine Stellung er dabei einnimmt! – Und sein drolliges Mienenspiel! – Weiter in deiner Posse!
    DER

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