Koenig Nicolo Oder So Ist Das Leben
THEATERBESITZER
zischend.
Kinder, Kinder! Nichts ist für den Mimen verderblicher als der Beifall! Zwingt ihr ihn, sich zu überbieten, dann ist der arme Schlucker nur noch auf niederträchtigen Schmieren zu verwenden! Odi profanum vulgus et arceo!
Zum König.
Sprich weiter, mein Sohn! Mir scheint, deine Parodien würden mein erlauchtes Publikum erheitern können!
DER KÖNIG
indem er mit allen Mitteln den Ernst seiner Rede hervorzuheben sucht.
Ich bin der Herrscher! – In die Knie mit euch!
Was soll das ungebärdig tolle Lachen! –
Durch meine Schuld zwar weiß in meinem Reich
Kein Mensch von mir. Es schlafen meine Wachen;
Mein tapfres Kriegsheer steht in fremdem Sold! –
Es fehlt die höchste irdische Macht, das Gold! –
Doch hat ein echter König je gelebt,
Um Talerstück an Talerstück zu reihen?
Dies Amt vertraut er gnädig dem Lakaien!
Der Heller, dran der Schmutz der Menge klebt,
Ward nicht geprägt, daß er die schneeigen Hände
Der Majestät von Gottes Gnaden schände!
DIE ZUSCHAUER
in wildes Gelächter ausbrechend.
Da capo! – Bravo! – Da capo!
DER THEATERBESITZER. Dieser Mensch ist ein glänzender Satiriker! Ein zweiter Juvenal!
DER KÖNIG
wie oben.
Ich bin der Herrscher! – Wer das hier nicht glaubt,
Der trete vor! Er mag mich drauf erproben!
Sonst liebt ich's nicht, mein eignes Ich zu loben!
Doch hat die Welt mir diesen Stolz geraubt. –
Wer einen Degen führt, dem will ich weisen,
Wie er mit Anmut das gespitzte Eisen
Mild lächelnd senkt in seines Gegners Brust,
Auf daß der Zweikampf, statt mit Angst und Grauen,
Als muntrer Elfenreigen ist zu schauen,
Und jenem auch der Tod noch süße Lust! – –
Ich bin der Herrscher! – Aus der Berberherde
Bringt mir das bissigste der Wüstenpferde!
Ich leg ihm Zügel nicht noch Sattel an;
Spürt es nur meine Fersen in den Weichen,
Wird's unter mir in span'scher Gangart keuchen
Und ist fortan dem Reiter untertan! –
Ich bin der Herrscher! – Laßt zum Fest euch laden!
Die Welt bleibt fern mit ihrer garst'gen Qual;
Die Abendsonne leuchtet uns zum Mahl,
Gesang ertönt aus luftigen Arkaden;
Der Gast dringt hoffnungsfroh ins düstre Grün,
Wo neben traulich plätschernden Kaskaden
Ihn Nymphen kosend zu sich niederziehn. –
Ich bin der König! Schafft ein Mädchen her!
Doch sei es wie der Morgenreif so keusch!
Ich weck ihr nicht der Unschuld Wehgekreisch;
Als Bettler komm ich, meine Taschen leer;
Sechs Schritt bleib ich ihr fern! vor Satansschlichen
Sei sie gewarnt – und eh ein Stern verblichen,
Erlag in ihr die Tugend schon dem Fleisch! –
Bringt mir die treusten aller treuen Frauen!
Sie zweifeln bang, ob Grauen, ob Vertrauen
Mehr Kuppler sind zu sündigem Genuß;
Und zweifelnd bieten sie sich mir zum Kuß! – –
Ich bin der König! – Wo war je so schmal
Ein Kind an Hand und Füßen in den Knöcheln:
Verächtlich seh ich euch, ihr Hörer, lächeln:
Die Füße tänzeln und die Hände fächeln;
Was oben sich im Schädel birgt, ist schal!
Sei's drum! Das schlankste Mädchen hier mag wagen,
In luft'gem Tanz den Sieg davonzutragen!
Nie zückte sie zu blut'gem Kampf den Stahl,
Und ihre Knöchel sind wie meine schmal ...
Da sich niemand meldet, zu Alma.
Reich mir eine Fackel, mein Kind!
DER THEATERBESITZER
zum König.
Ich nehme dich als Tanzmeister und als Charakterkomiker in Dienst und biete dir hundert Soldi pro Monat.
EIN ANDERER THEATERBESITZER
spricht in Fistelstimme.
Hundert Soldi, hihihi? Hundert Soldi will dir der Schaute geben? – Ich schmeiße dir hundertundfünfzig ins Gesicht, du Schuft! Was sagst du, hihihi? – Willst du nun oder willst du nicht?!
DER KÖNIG
der den Felsen verlassen hat, zum ersten Theaterbesitzer.
Glaubt Ihr denn nicht, verehrter Meister, daß ich mich besser zum Tragöden als zum Komiker eigne?
DER ERSTE THEATERBESITZER. Zum Tragöden fehlt dir jede Spur von Begabung; als Charakterkomiker hingegen kann es dir überhaupt nicht mehr schlecht ergehen in dieser Welt. Glaub mir, mein teurer Freund, ich kenne die Könige. Ich habe schon mit zwei Königen auf einmal zu Mittag gespeist! Dein Königsmonolog ist die Karikatur eines wirklichen Königs und muß als solche gewürdigt werden.
DER ZWEITE THEATERBESITZER. Laß dich von dem Pferdehändler nicht anpfeffern, du Schuft! Was versteht der vom Komödienspiel!
DER KÖNIG
zum zweiten Theaterbesitzer.
Glaubt Ihr denn nicht, verehrter Meister, daß ich mich besser zum Tragöden als zum Komiker eigne?
DER
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