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Königin der Engel

Königin der Engel

Titel: Königin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Behandlung erhalten; man hatte nur externe Monitore angebracht und sie an einen Tropf mit intravenösen Nährlösungen gehängt. Das zumindest war von demjenigen, der sie im Krankenhaus aufgenommen hatte, ordentlich erledigt worden.
    Martin schlängelte sich neben ihr Bett, wobei er darauf achtete, nicht den Grenzalarm des Bettes nebenan auszulösen. Er setzte sich auf einen Plastikstuhl, streckte den Arm aus und nahm ihre Hand. Sie umklammerte die seine fest und lächelte.
    »Schön, daß du wieder bei uns bist, Dornröschen«, sagte Martin.
    »Wie lange war ich weg? Sie sagen, ich sei körperlich okay und meine Hirnwerte seien normal, aber du würdest mir alles erklären… bist du mein segensreicher Onkel Doktor?«
    »Von Albigonis Helfershelfer dazu ernannt, nehme ich an. Du hast im neutralen Tief schlaf gelegen, seit wir aus der Landschaft gerissen wurden. Erinnerst du dich, daß wir in die Landschaft gegangen sind?«
    »Ich bin nicht sicher, woran ich mich erinnere… Ist das alles wirklich passiert? Wir sind reingegangen, und wir… haben was gefunden. Etwas, das die Macht übernommen hatte…« Sie senkte die Stimme. »Das Goldsmith übernommen hatte.«
    Er nickte. »Erzähl mir mehr.«
    »Ich bin vergewaltigt worden. Etwas hat mich vergewaltigt.« Sie schüttelte langsam den Kopf und ließ sich ins Kissen zurücksinken. »Ich war ein Kind. Ein Junge… Das weiß ich noch.«
    »Ja.«
    »Ich erinnere mich, daß ich ein Tier gesehen habe. Einen schwarzen Leoparden mit blutiger Schnauze. Lange Fangzähne. Er…« Sie fuhr zusammen und schüttelte den Kopf. »Entschuldige. Ich dachte, ich wäre auf alles vorbereitet gewesen. Aber ich war’s doch nicht, stimmt’s?«
    »Ich auch nicht, wenn dir das ein Trost ist.«
    »Bist du…« Sie beugte sich vor und sah ihn ernst an. »Wieso bist du nicht mit mir zusammen im Krankenhaus?«
    »Äußerlich ist mit mir alles in Ordnung. Und du bist wahrscheinlich genauso gesund wie ich, nachdem du dich jetzt entschieden hast, raufzukommen und Luft zu holen.«
    »Ich habe gegen irgendwas gekämpft.« Sie wischte sich eine Träne aus dem Auge. »Martin, sag mir, was du fühlst. Ich meine, ob du glaubst, daß wir gesund sind oder nicht.«
    »Kann sein, daß wir eine Tiefentherapie brauchen. Ich wüßte aber nicht, was ich da vorschlagen sollte.«
    »Wieso brauchen wir eine Tiefentherapie?«
    Martin warf einen nervösen Blick zur offenen Tür hinüber, zu den Patienten, Ärzten, Schwestern und Arbeitern, die draußen vorbeigingen. »Wir sollten das wirklich nicht hier besprechen. Wenn du wieder draußen bist.«
    »Sag mir irgendwas. Gib mir einen Hinweis.«
    Mit leiser Stimme sagte er: »Ich habe ein Stück von ihm in mir drin. Du auch, glaube ich.«
    Sie gab einen kleinen, ängstlichen Laut von sich und ließ sich wieder auf das Kissen zurücksinken. »Ich hab’s gespürt. Ich spüre es jetzt. Was wollen wir tun?«
    »Das hängt zum großen Teil von Albigoni ab. Wenn das IPR wieder geöffnet wird…«
    »Das haben wir doch so abgemacht.«
    »Ja, aber jemand hat das Bundesamt alarmiert. Wir mußten schnell verschwinden. Deshalb bist du hier und nicht dort.«
    Sie nickte. Ihre Augen schimmerten. »Ich bin im Moment keine sehr tapfere Frau. Was war… ist es, das da in uns drin ist?«
    »Etwas, das durch mentalen Intimkontakt übertragen wird«, sagte Martin mit leiser Stimme. »Ich weiß nicht genau, was es ist oder was es tun kann.«
    »Was ist, wenn wir’s nicht loswerden? Es scheint zu wissen, wie es sich verstecken kann…«
    »Wir sind Forscher«, sagte Martin. »Forscher müssen nun mal mit unbekannten Krankheiten rechnen. Was es auch ist, es stammt nicht aus unserem eigenen Geist. Vielleicht ist es gar nicht so mächtig, wie ich befürchte.«
    »Toller Trost. Wann kann ich hier raus?«
    »Das regle ich jetzt gleich. Ich finde, wir sollten eine Weile zusammenbleiben. Um einander zu beobachten.«
    Carol musterte sein Gesicht mit geschürzten Lippen, wandte sich ab und stimmte mit einem Nicken widerwillig zu. »Meine Wohnung ist größer als deine, denke ich.«
    »Meine ist näher am IPR.«
    »Na schön. Wann siehst du Albigoni wieder?«
    »In einer Stunde. Ich will versuchen, dich hier rauszuholen, dann kannst du mitkommen.«
    »Gut.« Sie wandte sich ab. Ihr Gesicht war blaß. »Ich hab das Gefühl, als ob etwas hier mit mir ihm Bett wäre. Etwas Stinkendes.«

 
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    AXIS (Band 4)> Ich glaube, mein Blickwinkel könnte jetzt als subjektiv bezeichnet werden. Ich muß mich

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