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Königin der Engel

Königin der Engel

Titel: Königin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Mary.
    Er trat mit seinen stets glänzenden schwarzen Schuhen nach einem Kieselstein. »Vielleicht nicht, wenn ich es erkläre. Colonel Sir ist in solchen Dingen oft vernünftig. Das ist nicht so wichtig. Ich komme schon nicht unter die Räder.« Er tippte sich an die Brust, dann an den Kopf. »Ich würde gern hierbleiben und Charles in der Kirche helfen. Es sind immer irgendwelche Reparaturen zu erledigen. John D’Arqueville war ein brillanter Mann, aber kein perfekter Baumeister. Trotzdem, da ist meine Familie. Ich bin in vielerlei Hinsicht gebunden.« Er sah ihr voll ins Gesicht. Ein Augenlid zuckte nervös. »Es war Ihre Pflicht, einen schrecklichen Menschen aufzuspüren und ihn der Gerechtigkeit zuzuführen. Statt dessen riskieren Sie alles, um einen Unschuldigen in Sicherheit zu bringen.«
    »Damit hatte ich auch nicht gerechnet«, sagte Mary.
    »Ich bewundere es, wenn man schnelle Entschlüsse fassen kann«, sagte Soulavier. »Ich bin darin nicht so gut.«
    Charles kam mit Ephraim Ybarra im Schlepptau aus der Kirche, der zögernd und blinzelnd ins Sonnenlicht hinaustrat, jeder Schritt eine bewußte Anstrengung.
    Mary ging hin, um ihm zu helfen. Auf einmal erschien ein leuchtender, szintillierender roter Kreis von der Größe ihrer Hand auf dem weißen Sand einen halben Meter vor ihr. Sie blieb abrupt stehen, starrte ihn mehrere Sekunden lang überrascht an und sah, wie er pulsierte und langsam rotierte.
    Ephraim Ybarra sah ihn ebenfalls, und ihre Blicke trafen sich in gemeinsamer Verwirrung. Dann lächelte sie. »Keine Angst. Ich weiß Bescheid.« Sie drehte die Tafel seitlich und befahl ihr, eine externe Programmierung zu empfangen, dann stellte sie sie in den roten Strahl. Tafeln waren so konstruiert, daß sie per Fernsteuerung oder Faseroptikkabel bedient werden konnten; wenn sie den Fernsteuerungssensor oder den Optikconnector direkt in den Laserstrahl plazierte, würde das mit etwas Glück voraussichtlich ebenfalls funktionieren. »Satellit«, erklärte sie Soulavier. Dieser nickte. Er war bereits zu derselben Schlußfolgerung gelangt.
    Der rote Punkt blieb leicht vibrierend auf ihrer Tafel haften, dann verschwand er für ein paar Sekunden. Anscheinend hatte er auf eine passende Frequenz umgeschaltet. Er erschien erneut, blinkte dreimal rasch hintereinander und verschwand wieder. Die Sendung war übermittelt worden.
    Der prêt’ savan beobachtete das alles mit großen Augen und nickte alle paar Augenblicke, als ob er einer inneren Stimme lauschte.
    Mary drehte den Bildschirm der Tafel zu sich herum. Eine Botschaft lief über ihn hinweg.
     
Wir haben Sichtkontakt zu Ihnen. Ihre Verbindung nach draußen ist unterbrochen, aber wir werden Sie visuell verfolgen. Alle Vorbereitungen für Rückholungsflug auf niedriger Ebene innerhalb der nächsten drei Stunden getroffen. Bleiben Sie nach Möglichkeit in Terrier Noir. Wenn Sie weg müssen, bleiben Sie bei einem Fahrzeug oder wechseln Sie Ihr Fahrzeug im Freien, nicht in einem Tunnel oder einer Garage. Anscheinend haben Sie auch den Verdächtigen in Gewahrsam. Behalten Sie ihn bei sich. Die Lage in Hispaniola ist haarig. Yardley hält sich, aber Dominikaner erobern weite Teile im Südosten der Insel; sie halten Santo Domingo, Santiago und das große Gebiet dazwischen. Tut uns leid wegen Ihren Schwierigkeiten. Teilen dem LAPD mit, daß Sie in Sicherheit sind. Bonne chance! Commander Frederick Lipton – Bundesamt für Bürgerschutz, Washington D. C.
     
    Marys Elan wuchs. Sie drehte sich zu Soulavier um und zeigte ihm die Botschaft. Er lächelte ihretwegen, aber seine Stirn runzelte sich, als er die Meldung über den Putschversuch las. »Nehmen Sie ihn mit?« fragte er und zeigte auf Ybarra.
    »Ja«, sagte sie.
    Ybarra schüttelte Charles’ helfende Hand sanft ab und stand allein auf wackligen Beinen.
    »Wollen wir dann hierbleiben?«
    »Ich denke schon, ja – bis wir aus irgendeinem Grund von hier wegmüssen.«
    Soulavier stimmte zu.
    Mary kannte keinen PD vom Bundesamt namens Frederick Lipton. Sie hoffte, daß er gut war. Zumindest war sie jetzt nicht mehr ganz allein.

 
67
     
    Carol war seit zwei Stunden wach, als Martin eintraf und sich anmeldete. Sie teilte sich ein Zimmer mit zwei Patientinnen, die im Tiefschlaf eine kritische Nanorekonstruktionstherapie durchliefen; sie lagen still in Zelten mit kontrollierter Atmosphäre, während Nanozylinder verschiedene Arten mikroskopischer Chirurgen in ihren Blutkreislauf einspeisten.
    Carol hatte keine

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