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Königin der Engel

Königin der Engel

Titel: Königin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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bringen, und zwar mit allen finanziellen Mitteln und sauberer Weste. Er kann die Geschichte in bescheidenem Rahmen umschreiben und deinen guten Ruf wiederherstellen. Sowas macht er normalerweise nicht, aber er hat das Knowhow dafür, und die Mittel.«
    »Klingt nach Orwell.«
    »Albigoni ist nicht der Staat, und er hat keine politischen Ambitionen. Er will den Menschen nicht den Stiefel aufs Gesicht setzen. Er würde sie lieber klug, stabil und glücklich machen. Kluge, stabile, glückliche Menschen leihen sich seine Bücher und LitVids.«
    »Ja, Leute wie Emanuel Goldsmith.«
    »Goldsmith war untherapiert«, erwiderte Carol. »Er war ein privilegierter Natürlicher. Das ist bloß ein weiterer Beleg für die These, daß nur Therapierte richtige Menschen sind.«
    Martin zog eine Grimasse. »Ich will nicht hoffen, daß du das wirklich glaubst«, sagte er.
    Sie zuckte die Achseln. »Persönliche Betroffenheit, nehme ich an. Wenn er therapeutisch behandelt worden wäre, hätte er nicht getötet. Aber man darf ihn nicht zwangstherapieren – Albigoni will das nicht. Wir erfüllen den spleenigen Wunsch eines vornehmen Hinterbliebenen. Wir tun Goldsmith nichts zuleide; vielleicht finden wir eine Möglichkeit, ihn zu kurieren.«
    Martin verfiel in Schweigen, und die Grimasse wurde zu einem Stirnrunzeln. »Es ist rechtlich nicht zulässig. Ich habe noch nie was Gesetzwidriges getan.«
    Carol nickte. »Eine feinsinnige Unterscheidung für die Staatsanwälte und die Verteidiger.« Sie wandte sich ab. »Ich will dich nicht vom rechten Weg abbringen, Martin.«
    »Zu spät. Schon passiert.« Er seufzte. »Und du warst es nicht. Aber ich möchte wissen, weshalb du dabei bist.«
    »Betty-Ann war ein süßes Mädchen. Wie konnte er das tun?«
    »Du willst das gleiche wie Albigoni.«
    Carol warf ihm über die Schulter hinweg einen Blick zu. »Dicht dran.«
    Der schwächliche Traum von einer wieder aufflammenden Romanze verblaßte. Es gab kein Zurück zu dieser Idylle. Er war ein Mittel, nicht das Ziel.
    »Du hast nicht viel von einer… Ich hab den Namen vergessen. Magdalene? Margarete. Fausts Liebchen.«
    »Sicher hast du das alles mittlerweile vergessen.« Sie sah ihn unverwandt an. Olympisch; aber würde ein anderer Mann das auch denken? Vielleicht war sie bloß gespannt, auf seine Reaktionen konzentriert, ohne dabei etwas von sich selbst zu zeigen.
    Martin wandte den Blick ab. »Was ist der nächste Schritt?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte Carol. »Hast du Lascal schon deine Kartenbotschaft durchgegeben?«
    »Noch nicht.«
    »Dann tu’s.«
    »Du bist sehr kalt«, sagte er leise.
    »Ich will mit dir reingehen, wenn du sondierst«, sagte Carol. »Ich will einen Platz im Team.«
    »Du bist voreingenommen.«
    »Ich bin Goldsmith nie begegnet. Ich würde ihn nicht erkennen, wenn ich ihn sähe.«
    »Er hat deine Patientin umgebracht.«
    »Damit werde ich schon fertig.«
    »Da bin ich nicht so sicher.« Martin fand seinen eigenen Ton kühl. »Außerdem ist es lange her, daß wir zusammengearbeitet haben. Du kennst die neuen Arbeitsabläufe nicht.«
    »Du wirst überrascht sein, die kenne ich. Jedenfalls viele davon. Während der letzten zwei Jahre habe ich hier einen mentalen Apparat sondiert.«
    »Einen mentalen Apparat? Was meinst du damit?«
    »Genau das, was das Wort besagt. Es ist kein Geheimnis. Mind Design arbeitet an einer vollständigen menschlichen künstlichen Persönlichkeit. Jill. Du hast bestimmt schon davon gehört – sie arbeitet mit den AXIS-Leuten zusammen und macht eine AXIS-Simulation. Die fünf Chefprogrammierer haben große Teile ihrer Erinnerungen und Persönlichkeiten in einen zentralen Prozessor geladen, und ich habe diese Aufzeichnungen sondiert.«
    Martin lachte. »Eine kontrollierte Simulation. Das ist nicht dasselbe.«
    »So kontrolliert nun auch wieder nicht. Wir hatten unsere Probleme, und ich habe sie gelöst. Ich habe wahrscheinlich mehr Zeit in der Landschaft verbracht als du. Zugegeben, es ist nicht dasselbe, aber es entspricht bestimmt einem Ausbildungslehrgang auf hohem Niveau.«
    »Was machen sie: Mischen und Angleichen?« fragte Martin.
    »Synthese und Aufprägung von Mustern. Die Muster des Programmierers werden verblassen und die neue Persönlichkeit wird ihren eigenen Charakter annehmen. Sie sind nah dran, das zu kriegen, was sie haben wollen, aber meine Arbeit ist fürs erste zu Ende. Ich kann mir Urlaub nehmen. Ich habe ihnen erzählt, daß ich eine Therapiegruppe in Taos habe, mit der ich

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