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Königin der Schwerter

Königin der Schwerter

Titel: Königin der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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spendete genügend Licht, um das Gesch e hen gut zu erkennen. Mel widmete ihre Aufmerksa m keit noch immer dem Feuer, Zarife drehte ihr den Rücken zu. Die beiden schienen sich sehr sicher zu fühlen. Keine von ihnen machte Anstalten, den Ei n gang zu bewachen.
    In ihrem mit weißem Pelz besetzten Umhang bere i tete Zarife seelenruhig die nächste Anrufung vor. Sie stand vor dem geschwärzten Felsen, hatte beide Hände an den Stein gelegt und schien in eine tiefe Meditation versunken. In dem Riss, der durch den Felsen verlief, zeigte sich ein schwaches grünes Licht, das immer stä r ker wurde und sich schließlich wie die Strahlen eines widernatürlichen Sonnenau f gangs einen Weg durch den Spalt bahnte. Dieser vergrößerte sich langsam, bis Zarife ganz in das Licht getaucht dastand.
    »Bei den Göttern. Sie sind zu langsam.« Aideen ballte die Fäuste. Sie musste handeln, sonst waren die Männer verloren. Ohne einen Gedanken an die eigene Sicherheit zu verschwenden, drehte sie sich um und eilte den Männern hinterher.
    Manon blieb allein zurück. Sie war verwirrt und wusste nicht, was sie tun sollte. So beschloss sie z u nächst einmal abzuwarten und das Geschehen weiter zu beobachten.
    Als sie wieder durch den Felsspalt spähte, sah sie Hákon, der sich, einen Pfeil auf der Sehne, vor den Eingang gestellt hatte und auf Zarife zielte. Der War n ruf der Hüterin am Feuer kam zu spät. In tödl i cher Genauigkeit flog der Pfeil auf Zarife zu. Manon sah den Triumph in Hákons Gesicht und hörte den en t setzten Schrei der Hüterin; da löste Zarife in einer blitzschnellen Bewegung den Arm von dem Felsen und streckte dem Pfeil gebietend die Hand entgegen. Dieser vollführte mitten im Flug eine scharfe We n dung und sauste so schnell auf Hákon zu, dass ein menschliches Auge es kaum zu erfassen vermochte.
    Der Waldläufer bemerkte die Gefahr erst im allerlet z ten Augenblick. Er wollte dem Geschoss auswe i chen, aber der Pfeil folgte der Bewegung und bohrte sich tief in seine Schulter. Manon unterdrückte einen Schrecken s laut, als sie Hákon vor Schmerz au f schreien hörte. Sein Schrei war jedoch nicht der ei n zige Laut, der die Stille des Abends in diesem A u genblick zerriss. Während Hákon verletzt zu Boden sank, sprang Bjarkar mit zorn i gem Gebrüll auf den Platz und schleude r te Zarife noch in der gleichen Bewegung seine Axt entg e gen.
    Manon ahnte, was geschehen würde, noch ehe sich die Axt zur Umkehr entschloss. Ein Wink Zarifes g e nügte, um die tödliche Waffe auf Bjarkar selbst zu richten. Dem Rebell blieb nicht die Zeit zu reagieren; nur Bruchteile von Sekunden, nachdem er die Waffe geschleudert hatte, riss die Axt eine kla f fende Wunde in seinen Oberschenkel und fällte den hünenhaften Krieger wie einen Baum.
    Manon schlucke schwer. Die beiden Männer kampfunfähig am Boden zu sehen, mit Wunden, die nicht nur schmerzhaft, sondern auch täuschend echt aussahen, war mehr, als sie ertragen konnte. Ihr Herz raste. Sie hatte furchtbare Angst, konnte den Blick aber nicht von dem Geschehen auf dem Platz abwe n den.
    Dort löste sich Zarife gerade von dem Felsen und schritt gelassen auf die Verwundeten zu. Die Fla m men des Feuers schlugen hoch und verhinderten, dass M a non ihr Gesicht sehen konnte. Die Stimme hingegen erkan n te sie sofort, als Zarife sagte: »Na, so was, wen haben wir denn da? Zwei törichte Rebellen, die gla u ben, mich mit ihren lächerlichen Waffen aufhalten zu können?«
    Sandra! Manon überlief es eiskalt. Das war einde u tig Sandras Stimme. Aideen hatte recht gehabt. Sandra war Zarife. Was, zum Teufel, ging hier vor? Was hatte das zu bedeuten? Einen Augenblick lang klammerte sie sich an die Hoffnung, sich getäuscht zu haben, dann wandte Zarife sich der Hüterin am Feuer zu, und M a non konnte ihr Gesicht erkennen – Sandras Gesicht.
     
    ***
     
    Im Arbeitszimmer des Rebellenführers war es still. Nur das Knistern des Feuers war zu hören. Tendor saß auf seinem Stuhl und beobachtete, wie die Nacht langsam Einzug im Wald hielt. Seine Miene zeugte von En t schlossenheit, tief in seinem Herzen aber fühlte er nur Trauer. Den ganzen Tag hatte er das Haus nicht ve r lassen und niemanden empfangen. Er wollte allein sein. Zu groß war die Ungewissheit, ob alles richtig bedacht worden war. Zu schwer lastete die Kenntnis um die Ereignisse der kommenden Nacht auf seinem Gewissen.
    Es klopfte, und Mavin trat ein. »Wir sind bereit«, sagte er leise.
    Tendor antwortete nicht. Schweigend

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