Königin der Schwerter
ununterbrochen, wä h rend sie sich fast unmerklich am Fels entlang auf den Spalt mit der Spinne zuschob.
»Schweig!« Zarife schleuderte ihr einen zucke n den Blitz entgegen, der ihr die Haare versengte. Sie schien das innere Ringen gewonnen zu haben, denn die Blitze gewannen wieder an Kraft. Die Luft knisterte vor E nergie.
Manon wartete nicht länger. Ekel und Abscheu u n terdrückend, griff sie in die Felsspalte, umkla m merte den haarigen Spinnenleib und schleuderte Zarife das handtellergroße Tier entgegen.
Die Spinne prallte gegen Zarifes Gewand und kral l te sich dort erschrecken auf der Brust fest, zu träge und zu überrascht, um fortzukrabbeln.
Im ersten Augenblick begriff Zarife gar nicht, wie ihr geschah, dann erkannte sie die Spinne und gab einen erstickten Laut von sich. Die violetten Blitze erloschen schlagartig, und sie ließ die Arme sinken. Ihr Atem ging heftig und stoßweise. Es schien, als hätte sie die Welt um sich herum vergessen, als gäbe es für sie nur noch eines: die riesige haarige Spinne auf ihrem Gewand.
Manon zögerte nicht und floh. So schnell sie kon n te, lief sie über den Platz. Fort von Zarife, fort von diesem Ort, an dem so viel Schreckliches g e schehen war.
Aideen kam ihr entgegengestolpert, den Blick fest nach vorn gerichtet. Das Gewand auf ihrem Rücken hing in Fetzen, die Haut darunter war verkohlt, aber sie schien die Schmerzen nicht zu spüren. Ohne M a non auch nur eines Blickes zu würdigen, rannte sie auf Zarife zu, eine blitzende Klinge in den Händen.
Die Furcht hatte Manon fest im Griff, und so da u erte es einige Herzschläge, bis sie begriff, was das zu bedeuten hatte:
Sandra würde sterben. Jetzt, hier und so real, wie es in dieser furchtbaren Welt nur möglich war. M a non hielt mitten im Lauf inne. Sie wollte kehrtm a chen, wollte Sandra warnen, aber es war bereits zu spät.
»Nein!« Ihr Schrei gellte durch die Nacht, als sie sah, wie Aideen Sandra erreichte und ihr das Messer unter Aufbietung aller Kräfte mit beiden Händen zw i schen die Schulterblätter rammte.
»Nein! O mein Gott, Sandra!« Manon schluchzte auf.
Sie sah, wie Zarife sich umdrehte. Das Gesicht – Sandras vertrautes Gesicht – zu einer grauenhaften Fratze entstellt, ging sie mit bloßen Händen auf A i deen los. Diese wich ihr taumelnd aus, zog einen brennenden Stock aus dem Feuer und setzte Zarifes Gewand damit in Flammen.
»Neiiiiin!« Manon rannte los.
Zarife schrie und schlug mit den Händen nach den Flammen. Aber vergeblich. Binnen weniger Augenbl i cke brannte ihr Gewand lichterloh. Wie eine mensc h liche Fackel taumelte sie über den Platz, schre i end und kreischend in einem nicht enden wollenden Martyr i um aus Flammen.
»San-draaa!« Starr vor Entsetzen hielt Manon i n ne und starrte auf das Feuer. Ihre Freundin starb auf grausamste Weise, und sie konnte nichts dagegen tun – gar nichts. Unter Tränen sah sie Zarife-Sandra auf das Feuer zutaumeln. Sie stolperte über die Scheite, verlor das Gleichgewicht und stürzte fu n kenstiebend mitten in die Flammen hinein.
Ein grauenhafter Laut, den keine menschliche Ke h le hervorzubringen vermochte, gellte über den Platz, während der Geruch nach verbranntem Fleisch die Luft erfüllte und das Licht in dem Felsspalt e r starb.
Dann wurde es still.
***
»Wie geht es Bjarkar?«
»Er hat viel Blut verloren.«
»Wird er durchkommen?«
»Das wissen allein die Götter.«
»Was ist mit der anderen?«
Seufzen. »Mel? Wir konnten nichts mehr für sie tun.«
»Das tut mir leid. Sie war eine Freundin von dir, nicht wahr?«
»Früher.«
Manon saß auf dem Hügel der Anrufung, die Fe l sen im Rücken, und ließ die Worte, die Hákon und Aideen miteinander wechselten, an sich vorbeizi e hen, ohne wirklich zuzuhören.
Ihr Blick ruhte auf dem gewaltigen Schein, einer Feuersbrunst im Süden, der den Himmel in diesen let z ten Stunden der Nacht glutrot färbte. Sie wusste nicht, was dort brannte, aber es war ihr auch gleichgü l tig.
Aideen hatte mit den seltsamen Elementargeistern gesprochen. Diese hatten ihr versichert, das Feuer zu löschen, ehe es noch mehr Unheil anrichten konnte. Wenn man genau hinsah, konnte man im Süden b e reits Gewitterwolken erkennen, die sich am Nach t himmel auftürmten – zum Dank dafür, dass es A i deen und Hákon gelungen war, Zarife aufzuhalten.
Zum Dank. Manon schluchzte auf. Zum Dank d a für, dass sie Sandra getötet hatten.
Sie schluckte schwer. Sandra war tot. Nichts und
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