Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition)
Toren waren Wachen postiert, aber Aurora erschienen sie müde und schläfrig. Zweihundert gute Männer würden genügen, um die Festung zu nehmen, wenn sie schnell handelten und Hilfe von innen erhielten. Als sie sich an der Wand entlangschlich, hörte sie eine Wache auf ihrem Posten schnarchen.
Lorcan fühlte sich zu sicher.
Sie sah sich nach dem Südtor um, durch das Gwayne in jener Nacht mit der Königin geflohen war. Viele tapfere
Männer hatten ihr Leben gelassen, um ihrer Mutter die Flucht zu ermöglichen, sodass sie geboren werden konnte.
Das würde sie nicht vergessen. Und sie würde sich nicht in falscher Sicherheit wiegen.
Ihre Sinne zogen sie zum Stall. Sie roch die Pferde, hörte, wie sie unruhig wurden, als sie sich näherte. Obwohl der Geruch des Mannes – Schweiß und Blut – in der Luft hing, wusste sie, dass sie ihn dort nicht finden würde.
Sie blieb stehen, um ihrem Pferd die Nase zu reiben, seine Box und die der anderen zu inspizieren. Was auch immer dieser Thane war, von Pferden verstand er etwas. Allerdings lebte er im Elend, in einer winzigen Kammer, die seinen Strohsack, einen Kerzenstummel und eine Kiste mit groben Kleidern enthielt.
Sie ließ sich von dem Plan in ihrem Kopf leiten und fand die Falltür im Boden, hinter der sich die Tunnel unter der Burg verbargen. Wenn sie sich recht erinnerte, führte der eine zum Meer, der andere zum Wald.
Das war ein guter Weg, um Soldaten einzuschleusen und die Burg von innen heraus zu erobern. Falls Lorcan den Zugang nicht blockiert hatte.
Aber als sie die Klappe anhob, spürte sie einen Luftzug. Sie griff nach dem Kerzenstummel, zündete den Docht an und stieg im flackernden Licht die Stufen hinunter.
Sie konnte das Tosen der Brandung hören und war versucht, den Weg zum Meer einzuschlagen, nur um am Wasser zu stehen und seinen Duft einzuatmen, wandte sich aber dem zweiten Pfad zu.
Sie würde Gwayne seine Männer, in Kompanien aufgeteilt, durch den Wald führen lassen. Während die einen die Mauern angriffen, würden die anderen durch die unterirdischen
Gänge in die Burg eindringen und Lorcans Männern in den Rücken fallen.
Bevor er seine Leute für die zweite Angriffswelle sammeln konnte, würden sie ihn überrennen.
Sie betete, dass sie Erfolg hatten und sie nicht gute Männer umsonst in den Tod schickte.
Langsam wanderte sie durch die Finsternis. Die Decke war so niedrig, dass sie nicht aufrecht stehen konnte. Für einen Mann in voller Rüstung eine harte Probe.
Und diese Männer würden nicht mit vollem Bauch kommen, sondern einen anstrengenden Marsch durch die Berge und Wälder hinter sich haben, stets das Wissen vor Augen, dass am Ende ihrer Reise der Tod warten konnte.
Es war ein großes Opfer, das sie von ihrem Volk verlangte, in dem Vertrauen, dass sie es wert war, dass sie eine würdige Königin sein würde.
Ihr Herz schmerzte so, dass sie stehen blieb und sich mit dem Rücken an die steinerne Wand lehnte. Warum musste es so sein? Sie wünschte sich aus tiefster Seele, mit jedem Tropfen ihres Blutes, dass es anders wäre. Wie gern wäre sie eine normale Frau gewesen, wie sehnte sie sich danach, wieder auf ihr Pferd zu springen und mit den Wanderern zu reiten, wie sie es immer getan hatte. Sie wollte jagen und lachen, einen Mann lieben und seine Kinder zur Welt bringen.
Aber dieser Wunsch hieß, gegen das Schicksal zu handeln, das Opfer ihrer Eltern zu missachten und jenen den Rücken zu kehren, die darum beteten, dass sich die Prophezeiung erfüllte und das Licht zurückkehrte.
So hob sie erneut die Kerze und ging weiter den Tunnel entlang, um ihre Strategie zu planen.
Als sie das Klirren von Stahl hörte, zog sie ihr Schwert, blies die Kerze aus und stellte sie ab. Dann schlich sie wie eine Katze auf die schmale Öffnung zu.
Im Mondlicht sah sie, wie der junge und der alte Mann miteinander kämpften. Keiner von ihnen bemerkte, dass sie sich durch die Öffnung zwängte und auf den Waldboden duckte.
5
H IER WAR IHR Wolf, und sie war entzückt, ihn zu sehen.
Er kämpfte mit eisiger Energie und unermüdlicher Stärke, die Aurora mit Bewunderung, Respekt und Neid erfüllten. Es waren nicht nur seine Fähigkeiten als Krieger, die sie beeindruckten, obwohl er diese durchaus besaß. Es war seine Kaltblütigkeit, die ihr zeigte, dass er den Tod mit demselben Gleichmut bringen wie empfangen würde.
Der Elf war alt, aber eben ein Elf. Solche Geschöpfe waren nicht leicht zu besiegen.
Thanes Gesicht war
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