Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition)

Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
schweißüberströmt von der Anstrengung, sein Hemd völlig durchnässt. Aus den frischen Peitschenstriemen auf seinem Rücken sickerte das Blut auf sein Hemd.
    Wie konnte sich ein solch gewandter Schwertkämpfer widerstandslos auspeitschen lassen?
    Und warum hatte er das Festmahl durch das Guckloch beobachtet? Es war sein Blick gewesen, den sie gefühlt, seine Essenz, die sie gespürt hatte. Seine und die des alten Graubarts, mit dem er sich jetzt schlug.
    Noch während sie über dieses Rätsel nachdachte, stiegen zu beiden Seiten von Thane Rauchsäulen auf, die sich in bewaffnete Krieger verwandelten. Er parierte den Hieb des Kämpfers zu seiner Rechten und wirbelte herum, um dem herabsausenden Schwert des anderen zu entgehen.
    Mit erhobenem Schwert sprang Aurora vor. Sie spaltete einen der Krieger in der Mitte, worauf sich dieser wieder in Rauch verwandelte.
    »Das war nicht fair, Alter.« Sie wirbelte herum und hätte Kern niedergeschlagen, hätte Thane nicht das Schwert mit ihr gekreuzt.
    »Hinter dir«, zischte sie, aber eine Handbewegung von Kern ließ den Krieger wieder zu Rauch werden.
    »Edle Frau«, sagte der Elf, wobei er sich gar nicht bemühte, sein Kichern zu unterdrücken, »Ihr täuscht Euch in uns. Ich unterrichte meinen jungen Freund nur.« Zum Beweis ließ er sein Schwert sinken und verneigte sich.
    »Wieso träume ich?«, wollte Thane wissen. Er war außer Atem, aber nicht vom Kampf, und das Blut, das ihm in den Kopf stieg, hatte nichts mit der körperlichen Anstrengung zu tun. »Was ist das für eine Prüfung?«
    »Du träumst nicht«, versicherte Kern ihm.
    »Sie ist nicht echt. Ich habe sie in Fleisch und Blut gesehen. Das hier ist die Vision, nicht die Frau.« Liebe, Lust, Sehnsucht stiegen in ihm auf, und es fiel ihm schwer, Worte eisigen Ärgers zu finden. »Und ich habe das Interesse an beiden verloren.«
    »Ich bin so echt wie du«, gab Aurora zurück, während sie ihr Schwert in die Scheide steckte. Ihre Lippen verzogen sich verächtlich. »Du kämpfst gut für einen Stallburschen, der im Staub kriecht. An dir interessiert mich nichts als dein Schwert, aber ich fürchte, du wirst es nur gegen Krieger aus Luft und Rauch erheben.«
    »Also doch keine Vision, sondern das alberne, gezierte Frauenzimmer.« Er hob den Umhang auf, den sie beiseite geworfen hatte, als sie zu seiner Verteidigung geeilt war.
Mit einer überzogenen Verbeugung hielt er ihn ihr hin. »Ihr geht besser zurück in Euer warmes Federbett, sonst verkühlt Ihr Euch noch.«
    »Mir wird schon kalt genug, wenn ich dich höre.« Sie stieß seine Hand beiseite und wandte sich an Kern. »Warum hast du seine Wunden nicht behandelt?«
    »Er will es nicht.«
    »Dumm also auch noch.« Sie wandte sich erneut Thane zu. »Auf jeden Fall tut es mir Leid, dass du meinetwegen ausgepeitscht wurdest.«
    »Das hat nichts mit Euch zu tun.« Immer noch beschämt wegen der Peitschenhiebe, rammte er sein Schwert wieder in die Scheide. »Außerhalb der Mauern kann es für Frauen gefährlich werden. Kern wird Euch den Weg zurück zeigen.«
    »Ich habe allein hergefunden und werde auch allein zurückfinden. Schließlich bin ich kein hilfloses Weibchen«, erwiderte sie ungeduldig. »Das solltest du am besten wissen!«
    »Ich kenne Euch nicht«, behauptete Thane stur.
    Das traf sie mitten ins Herz. Wortlos standen sie im tanzenden Mondlicht. Nur der Ruf einer Eule und das Plätschern eines über die Steine eilenden Baches unterbrachen die Stille.
    Kern wusste, wie heikel es war, sich in die Streitigkeiten Dritter einzumischen. Trotzdem trat er zu den beiden und legte jedem von ihnen eine Hand auf die Schulter. »Kinder …«, begann er munter.
    »Wir sind keine Kinder mehr, nicht wahr, Lady Aurora? Wir plantschen nicht mehr im Fluss, wir laufen nicht mehr zusammen durch den Wald.« Die Erinnerung an die unschuldigen
Freuden jener Tage schmerzte ihn, weil sie für immer vorüber waren. »Wir sind keine Kinder mehr, die sich einfach an der Gegenwart des anderen freuen.«
    Sie schüttelte den Kopf und dachte daran, wie sie in ihrer Vision bei ihm gelegen und ihn geliebt hatte. Ihn und niemanden sonst. »Ich frage mich«, gab sie nach einem Augenblick zurück, »warum wir einander so verletzen müssen. Warum wir zuschlagen, wo wir sonst die Hand ausstreckten. Und ich fürchte, dass du Recht hast. Wir kennen einander nicht. Aber ich weiß, dass du der Sohn eines Kriegers bist. In deinen Adern fließt das Blut eines Edelmannes. Warum schläfst du in den

Weitere Kostenlose Bücher