Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition)
vor. Als Soldat wäre ihm eine Frau nur hinderlich gewesen.
Und was sollte er tun, wenn die Zeit der Geburt kam? Er betete zu jedem Gott, der da fleuchte und kreuchte, dass die Königin wusste, was zu tun war. Vermutlich verstanden Frauen von Natur aus mehr von diesen Dingen.
Der Thronerbe von Twylia würde während eines Wintersturms in einer Schneewehe im Wald der Verlorenen zur Welt kommen. Das war nicht richtig. Es geziemte sich nicht.
Dieses Ereignis fürchtete er mehr als das Schwert seiner Feinde.
Bald würden sie anhalten müssen, denn ihre Pferde waren am Rande der Erschöpfung. So gut es eben ging, würde er ihr einen Schutz vor den Unbilden der Witterung bauen und Feuer machen. Dann würde, so die Götter es wollten, die Natur ihren Lauf nehmen.
Wenn es vorüber war und sie sich ausgeruht hatten, würde er sie irgendwie ins Tal der Geheimnisse und zu den Frauen dort schaffen, von denen es hieß, sie seien Hexen.
Sobald die Königin und ihr Kind in Sicherheit waren, würde er zurückreiten und Lorcan das Schwert in den Hals stoßen.
Da hörte er ein Geräusch: eine Art Musik, die durch den heulenden Wind drang. Und als er nach Westen blickte, sah er in der Finsternis des Unwetters ein Licht schimmern. »Herrin! Ein Licht!«
Er trieb die Pferde vom Pfad in den Schnee hinein. Zwischen den vom Eis bedeckten Bäumen wateten sie auf das schwache Flackern zu. Der Wind trug den Geruch von Rauch herüber, und seine Hand schloss sich fester um den Griff seines Schwertes.
Gespenstische Gestalten tauchten aus der Dunkelheit auf, die den Pfeil auf die Sehne ihres Bogens gelegt hatten.
Sechs zählte er, aber sein Instinkt als Soldat verriet ihm, dass es mehr sein mussten. »Wir haben kein Gold«, rief er ihnen zu. »Wir haben nichts, das es sich zu stehlen lohnen würde.«
»Pech für euch.« Eines der Gespenster trat vor, und Gwayne sah, dass es ein Mann war. Ein normaler Mann und noch dazu ein Wanderer. »Was führt euch her in einer solchen Nacht?«
Die Wanderer stahlen gelegentlich zum Spaß, aber sie griffen niemals von sich aus an, das war Gwayne bekannt. Ihre Gastfreundschaft war ebenso sprichwörtlich wie ihr Nomadentum.
»Was wir hier wollen, geht niemanden etwas an. Wir suchen keinen Ärger, sondern nur ein wärmendes Feuer. Die Stunde meiner Herrin ist nahe. Sie braucht Frauen, die ihr beistehen.«
»Leg dein Schwert nieder.«
»Das werde ich nicht tun. Genauso wenig werde ich es gegen euch erheben, es sei denn, um meine Herrin zu schützen. Selbst ein Wanderer sollte eine Frau respektieren, die vor der Entbindung steht.«
Der Mann grinste, und sein Gesicht unter der Kapuze wirkte braun und hart wie eine Nuss. »Und selbst ein Soldat
sollte Männer respektieren, die einen Pfeil auf sein Herz gerichtet halten.«
»Genug.« Gwynn warf ihre Kapuze zurück und hob mit letzter Kraft die Stimme. »Ich bin Gwynn, Königin von Twylia. Habt ihr denn nicht selbst im Schneesturm die Zeichen erkannt? Habt ihr nicht die schwarze Schlange am Nachthimmel erscheinen und die Sterne verlöschen sehen?«
»Das haben wir, Majestät.« Der Mann und seine Begleiter sanken auf die Knie. »Mein Weib, unsere weise Frau, befahl uns, hier auf Euch zu warten. Was ist geschehen?«
»Lorcan hat die Stadt der Sterne eingenommen und euren König ermordet.«
Der Mann erhob sich und legte die Faust auf sein Herz. »Wir sind keine Krieger, Herrin, aber wenn Ihr es verlangt, bewaffnen wir uns und marschieren in Eurem Namen gegen die Schlange.«
»So wird es geschehen, aber nicht heute Nacht und nicht in meinem Namen, sondern im Namen einer, die da kommen wird. Wie heißt du?«
»Ich bin Rohan, Herrin.«
»Rohan, der Wanderer … Ich habe dich für eine große Aufgabe ausersehen. Nun bitte ich dich um deine Hilfe, denn ohne sie ist alles verloren. Dieses Kind will geboren werden. Dracos Blut fließt in meinen Adern und in denen des Kindes, wie auch in den deinen. Wirst du mir helfen?«
»Herrin, meine Leute und ich stehen zu Eurer Verfügung.« Er griff nach dem Halfter des Pferdes. »Lauf zurück«, rief er einem seiner Männer zu. »Sag Nara und den Frauen, sie sollen sich auf eine Geburt einrichten. Eine königliche Geburt.« Seine Zähne blitzten, als er lächelte.
»Unsere Cousine ist uns willkommen.« Er zog das Pferd in Richtung Lager. »Und wir freuen uns auf den Kampf. Wir Wanderer scheren uns nicht viel um die Wechselfälle der Politik, aber unter uns ist keiner, der etwas für Lorcan übrig hätte.«
»Mord
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