Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition)
Augen und dem dunklen Haar. Ich glaube, der Traum war eine Prophezeiung, denn als ich erwachte, war der Mond voller Blut. Es wird eine Schlacht geben.«
Gwynn hatte ihm gesagt, er werde wissen, wann die Zeit gekommen sei. Und er wusste es, hier im stillen Wald, in der frischen Frühlingsluft. Er wusste es, und seine Seele war betrübt.
»Nicht alle Schlachten werden mit dem Schwert geschlagen und gewonnen.«
»Ich weiß. Verstand und Herz, Weitsicht und Zauberkraft. Strategie und Verrat. Ich fühle …« Sie erhob sich, ging ein paar Schritte, nahm einen Stein und warf ihn ins silbrige Wasser des Flusses.
»Erzähl mir, was du fühlst.«
Sie sah sich nach ihm um. In das Gold seines Bartes und seines Haares mischten sich silberne Fäden, hell wie das Wasser des Flusses. Seine hellblauen Augen hatten sich verdunkelt. Er war nicht ihr Vater. Sie wusste, dass ihr leiblicher
Vater in der Schlacht der Sterne gefallen war, aber Gwayne hatte ihr Leben lang seine Stelle eingenommen.
Ihm konnte sie alles sagen.
»Ich fühle … dass in mir etwas wartet, so wie die Welt wartet. Ich fühle, dass ich etwas tun muss, sein muss, das mehr ist, als was ich jetzt bin, als was ich jetzt weiß.« Sie lief zu ihm zurück und kniete sich zu seinen Füßen nieder. »Ich muss meinen Wolf finden. Meine Liebe zu ihm ist so groß, dass ich nie etwas für einen anderen empfinden könnte. Wenn er der ist, von dem die Prophezeiung spricht, will ich ihm dienen. Ich weiß, was ich dir verdanke, Gwayne, dir und Rhiann, Nara und Rohan, meiner ganzen Familie. Aber in mir spüre ich eine Ruhelosigkeit wachsen, ein Wissen, das mir selbst noch verborgen ist.«
Enttäuscht boxte sie mit der Faust gegen sein Bein. »Ich kann es nicht sehen. Noch nicht, weder in meinen Träumen noch im Feuer noch im Kristall. Es ist wie ein Schleier vor meinen Augen, hinter dem ich nur Schatten erkennen kann. In den Schatten sehe ich die Schlange, und mein Wolf liegt verwundet in Ketten.«
Ungeduldig sprang sie auf. »Ein Mann, der König sein könnte, und eine Königin. Ich weiß, dass sie eine Königin war, und sie hat mir Mond und Stern dargeboten. Und obwohl ich einen brennenden Hunger nach ihnen fühlte, hatte ich gleichzeitig Angst. Irgendwie spürte ich, dass sich alles verändern würde, wenn ich sie nähme.«
»Ich verstehe nichts von Zauberei. Ich bin nur ein Soldat, und es ist zu lange her, dass mein Mut auf die Probe gestellt wurde. Jetzt macht mich die Angst zu einem alten Mann.«
»Du bist nicht alt, und du hast nie Angst.«
»Ich dachte, mir bliebe mehr Zeit.« Er stand auf und sah sie an. »Du bist so jung.«
»Älter als deine Cyra, und die wird bei der nächsten Tag-und-Nacht-Gleiche heiraten.«
»In deinem ersten Lebensjahr kamen mir die Tage endlos vor. Ich dachte, die Zeit würde nie vergehen.«
Sie lachte. »War ich solch ein schwieriges Baby?«
»Unruhig und eigensinnig.« Er streckte die Hand aus, um ihre Wange zu liebkosen. »Dann verging die Zeit wie im Flug, und nun ist es so weit. Komm, setz dich zu mir ans Flussufer. Es gibt viele Dinge, die ich dir sagen muss.«
Sie ließ sich neben ihm nieder und sah zum Himmel auf, wo ein Falke kreiste. »Da ist dein Talisman, der Falke.«
»Vor langer, langer Zeit nannte man mich, zumeist hinter meinem Rücken, den Falken der Königin.«
»Der Königin?« Aurora sah ihn scharf an. »Du warst ein Mann der Königin? Das hast du mir nie erzählt. Du hast nur gesagt, du hättest mit meinem Vater in der großen Schlacht gekämpft.«
»Ich habe dir erzählt, dass ich deine Mutter aus der Stadt in den Wald der Verlorenen gebracht habe. Dass Rohan und die Wanderer uns aufnahmen, und wie du in jener Nacht im Schnee geboren wurdest.«
»Und dass sie bei meiner Geburt gestorben ist.«
»Nicht erwähnt habe ich, dass sie mich geführt hat und dass ich auf Befehl des Königs mit ihr aus der Schlacht geflohen bin. Sie wollte ihn nicht verlassen.«
Seine Stimme war leise, und er wandte den Blick nicht von ihrem Gesicht. »Sie wehrte sich, sie kämpfte wie eine Kriegerin darum, beim König, ihrem Gemahl, zu bleiben.«
»Meine Mutter!« Ihr stockte der Atem. »Das war meine Mutter in dem Traum!«
»Es war bitterkalt, und sie litt große Schmerzen, aber sie weigerte sich anzuhalten. Sie führte mich zu dem Lager, in dem du geboren wurdest. Dich an ihre Brust drückend, weinte sie, weil sie dich zurücklassen musste. Sie vertraute dich meinem Schutz an und bat mich und Nara, dich zu unterrichten. Die
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