Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition)
Alte und Junge jubelten ihr zu.
Sie steckte ihr Schwert in die Scheide und fuhr mit der Hand über den Stern, um sein Licht zu dämpfen. »Ruht euch aus«, rief sie den Männern zu. »Ruht euch aus, sammelt euren Mut und eure Kraft. Unterdessen werde ich mit dem Falken, dem Wolf und dem Diener des Drachen die Schlacht vorbereiten.«
Als sie von ihrem improvisierten Podium springen wollte, umfasste Thane ihre Taille und hob sie herunter. »Nach einer solch aufwühlenden Rede sollte eine Königin nicht von einem Baumstumpf hüpfen.«
»Danke, dass du mich daran erinnerst.« Sie lächelte, als sie das liebevolle Funkeln in seinen Augen sah. »Und dafür, dass du mich so ansiehst.«
»Stets zu Diensten.«
»Und jetzt brauchen wir unsere ganze Kraft und unseren ganzen Verstand. Gwayne, wo können wir vier uns ungestört unterhalten?«
»Darf ich Euch behilflich sein?«, fragte Kern. Auf ihr Nicken hin schnippte er mit den Fingern.
Unvermittelt fanden sie sich in einem hell erleuchteten Zimmer wieder. Im Kamin brannte ein munteres Feuer. Kern deutete auf einen Tisch mit Stühlen. »Das hier ist meine Höhle. Ein ausgezeichneter Ort, um Pläne zu schmieden. Ein Glas Wein gefällig?«
»Mit Freuden, bei den Göttern«, erwiderte Gwayne begeistert. »Solch ein Marsch macht durstig.«
»Und Speise?« Auf dem Tisch erschienen Platten mit Fleisch, Brot, Käse und Obst.
»Ein Krieger isst erst, wenn alle essen«, erwiderte Aurora, was ihr einen stolzen Blick von Gwayne eintrug.
»Eure Männer werden versorgt, Majestät. Es ist uns eine Ehre, ihnen heute Nacht unsere Gastfreundschaft zu erweisen.«
»Dann greift zu.« Sie klopfte Gwayne auf den Rücken. »Unterdessen erzähle ich, was ich in Erfahrung gebracht habe.« Sie berichtete von dem Maskenball, den Verliesen, der Bedrohung, unter der Brynn und Dira standen. Mit Thanes Hilfe zeichnete sie die Befestigungsanlagen und den Standort der Wachen.
»Dein Vater war ein guter Freund von mir«, sagte Gwayne zu Thane, »ein tapferer Krieger mit einem aufrichtigen Herzen. Er wäre stolz auf dich gewesen.«
»Dabei habe ich mein Leben lang das Gefühl gehabt, er hätte sich für mich geschämt, weil ich nicht einmal die Hand erhoben habe.«
»Er liebte dich und deine Mutter über alles. Ihr habt euch beide für den anderen geopfert. Auf eine solche Frau und einen solchen Sohn wäre jeder Mann stolz.«
»Ich will nicht, dass dieses Opfer umsonst gewesen ist«, mischte sich Aurora ein. »Brynn und Dira müssen beschützt werden, bis Burg und Stadt wieder in unserer Hand sind. Erst dann kann auch Leia zurückkehren. Brynn und Dira werden am Maskenball teilnehmen müssen. Für jede muss mindestens ein Mann abgestellt werden, der über sie wacht und sie, sobald es geht, zu Rhiann und Cyra bringt, wo sie in Sicherheit sind.«
»Es gibt einen Vorraum mit einer Geheimtür.« Thane deutete auf die Zeichnungen. »Ein Mechanismus im Kamin öffnet die Vertäfelung. Meine Mutter kennt ihn. Sie oder Dira könnten von dort aus den Weg zeigen.«
»Wir müssen schnell handeln, bevor Lorcan sie als Geiseln nimmt. Das gilt auch für die Befreiung der Gefangenen. Es darf keinen Lärm geben. Wir schlagen zuerst in den Verliesen zu, während sich die Gesellschaft für den Maskenball in der großen Halle versammelt. Wenn das erledigt ist, teilen wir unsere Kräfte. Während die einen die Tunnel nehmen, greifen die anderen von außen an. Hier, an diesen beiden Stellen?« Sie blickte Thane an, um zu sehen, ob er ihrer Meinung war.
»Das sind die schwächsten Punkte«, stimmte er zu. »Dort könnten wir eine Bresche schlagen und Lorcan mit seiner Leibwache in die Zange nehmen.«
Während Gwayne und Thane die Strategie erörterten, stellte sie sich ans Feuer und betrachtete die Bilder, die sie in den Flammen sah.
Sie konnte den Schlag ihres eigenen Herzens hören und wusste, dass es nach Rache verlangte. Es dürstete sie nach Blut – nach Lorcans Blut.
Als sie auf ihre Hände blickte, waren sie nass davon. In
ihrem Kopf hörte sie die qualvollen Schreie der Sterbenden, und ihr Schwert schnitt unerbittlich in Fleisch und Knochen.
Die Sternenkrone in den Flammen färbte sich schwarz.
»Blut und Tod«, sagte sie, als sie Kern hinter sich spürte. »Was für eine Königin bin ich, dass mich danach verlangt?«
»Ein Verlangen zu verspüren und es zu befriedigen ist nicht dasselbe, Herrin.«
»Ich will dies für mich selbst. Sein Blut an meinen Händen.« Sie hielt sie in die Höhe, in dem
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