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Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition)

Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Wissen, dass Kern sah, was sie sah. »Aber das ist doch nicht zum Wohle der Welt, oder? Jemandem, selbst jemandem wie Lorcan, das Leben nehmen zu wollen, das ist nicht Teil des Lichts. Dafür wurde ich nicht geschaffen, deswegen bin ich nicht hier.«
    »Das zu erkennen bedeutet Macht und Wahrheit.«
    »Und dennoch weiß ich, dass Blut fließen wird. Menschen werden sterben. Ich werde die Menschen, die ich liebe und die mir gefolgt sind, in die Schlacht und in den Tod schicken. Das ist die Last der Macht. Heute Abend habe ich mich von einem jungen Mädchen abgewandt, obwohl ich wusste, dass es missbraucht werden würde. Hätte ich eingegriffen, hätte ich möglicherweise unsere Sache verraten. Aber gibt es etwas Wichtigeres als das Schicksal eines Unschuldigen, Kern?«
    »Ich bin kein Herrscher. Wer die Krone trägt, muss sich solchen Fragen stellen.«
    »Ja, so ist es. Das heißt, mir blieb keine Wahl. Aber jetzt … Es gibt noch einen anderen Weg. Bin ich stark genug, nicht auf das Schwert, sondern auf die Krone zu vertrauen? Ich habe meine Macht nur selten erprobt, und hier
geht es um alles. Den Wind, einen Schwarm Raubvögel zu rufen …« Sie schlang die Arme um ihren Körper. »Das war ein Spiel, kein Kampf.«
    »Und Ihr wisst, was Euer Schwert vermag.«
    »Das ist richtig. Es stimmt, dass ich den Tod in der Schlacht nicht fürchte, aber ich habe Angst davor, dass andere für mich sterben werden. Und was wird aus mir und der Welt werden, wenn ich eine falsche Wahl treffe? Thane vertraut Euch. Ich werde seinem Beispiel folgen.« Sie schloss die Augen. »Kennt Ihr meine Gedanken?«
    »Ich kenne sie, Herrin.«
    »Und Ihr werdet mir helfen.«
    »Das werde ich.«
    »Dann lasst uns die Schlacht planen.« Sie sah sich nach ihrem Lehrer und ihrem Geliebten um. »Und hoffen, dass wir auf andere Weise den Sieg erringen.«

10
    B URG, STADT UND Land bereiteten sich auf den Maskenball vor. Lorcans Leute suchten die hübschesten Mädchen aus und brachten sie auf die Burg, um dort zu bedienen und den Raum zu schmücken – nicht zuletzt durch ihre eigene Gegenwart. Die Bauern mussten ihre besten Feldfrüchte und Tiere als Tribut an den König liefern. Ganze Wagenladungen mit Wein und Bier wurden, ebenfalls ohne Bezahlung, herangeschafft, damit sich der König mit seinen Gästen vergnügen konnte.
    Von den Vorzeichen wurde nur im Flüsterton gesprochen. Um Mitternacht hatten im Wald mächtige Lichter geleuchtet, und am Nachthimmel war eine Sternenkrone erschienen.
    Wer offen über so etwas sprach, riskierte, seine Zunge zu verlieren.
    Edelleute aus allen Winkeln Twylias reisten zur Feier in die Stadt der Sterne, denn keiner wollte den König verärgern, der sie mit harter Hand regierte. Manche schickten ihre heiratsfähigen Töchter in die Berge, verbargen sie in Höhlen oder im Tal der Geheimnisse und riskierten, dafür mit dem Tod oder dem Verlust sämtlicher Besitztümer bestraft zu werden. Andere brachten die Mädchen mit und beteten, dass sich der Prinz für eine andere entschied.
    Von Aufständen wurde geflüstert, aber der König ignorierte diese Albernheiten und sonnte sich im Glanz des bevorstehenden Festes.
    Das dunkle Glas zeigte keinen Mann, der Anspruch auf
seine Krone erhob. Und als er das Blut eines Zauberers trank, um Visionen heraufzubeschwören, sah er nur die Gestalt eines Wolfes und die zarte Hand einer Frau, auf deren Handfläche die Welt ruhte.
    Er schickte seine besten Jäger in die Wälder und Berge, um alle Wölfe auszumerzen. Unterdessen legte er selbst seine prächtigsten Gewänder an.
     
    Ihm blieb nicht viel Zeit, und Thane beschloss, das Risiko einzugehen. Obwohl es helllichter Tag war, nahm er seine Waffen und eilte auf der Suche nach Gwayne durch den unterirdischen Gang in den Wald.
    »Du hättest nicht kommen sollen«, tadelte Gwayne. »Wir marschieren bei Sonnenuntergang und haben noch viel vorzubereiten.«
    »Lorcan hat vor fast einer Stunde sechs Jäger ausgeschickt, die an dieser Stelle vorbeikommen werden. Wenn sie euch finden und auch nur einer entkommt, werdet ihr euch der Schlacht hier und nicht auf dem von euch gewählten Terrain stellen müssen.«
    »Sind diese Männer Lorcan treu?«
    »Treue ist in Lorcans Reich wohlfeil.«
    Gwayne legte die Hand an den Griff seines Schwertes. »Dann werden wir ihnen einen besseren Preis bieten.«
    Aurora wählte für ihr Kleid Weiß, die Farbe der Wahrheit. In ihrer Vision hatte sie Rot getragen, die Farbe des Blutes. Es war eine bewusste

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