Königin für eine Nacht?
zu machen. Die Bevölkerung von Aristo ist jedenfalls ziemlich beunruhigt und könnte keinen weiteren Skandal verdauen.“
„Es gibt gar keinen Skandal!“, widersprach Kitty ihm hitzig. „Sebastian ist der rechtmäßige König und wird so bald wie möglich gekrönt werden. Scheich Zakari Al’Farisi ist König von Calista und hat weder Anspruch auf die Krone von Aristo noch auf die Herrschaft über ein neues Adamas!“
Mehr wollte die Prinzessin auch gar nicht preisgeben, weil sie nicht wusste, wie viel Vasilis tatsächlich über den gefälschten Stefani-Diamanten wusste.
„Auf jeden Fall müssen sich die Menschen in Aristo absolut keine Sorgen machen. Und was die Wahrscheinlichkeit einer Heirat zwischen uns beiden betrifft …“, Kitty machte eine wirkungsvolle Pause, ehe sie fortfuhr, „… eher würde die Hölle zufrieren!“ Dann nahm sie alle Kraft zusammen und stieß ihren Peiniger mit geballten Fäusten gegen die Brust, um freizukommen. „Lass mich endlich in Ruhe, Vasilis!“, forderte sie kalt. „Du widerst mich an. Aus Respekt vor meinem Vater habe ich meiner Familie nie erzählt, was damals zwischen uns vorgefallen ist. Aber jetzt ist er tot, und wenn du mir jemals wieder zu nahe kommst, werde ich meine Brüder informieren.“
„Dann würde dein Wort gegen meines stehen“, murrte Vasilis, zeigte sich aber erstmals verunsichert durch ihre Kälte und Entschlossenheit. „Außerdem … wer sagt dir denn, dass ich überhaupt scharf auf eine Ehefrau mit der Leidenschaft eines Eisberges bin? Du hast meiner Ansicht nach ernsthafte Probleme, was das Thema Sex betrifft, Kitty. Vielleicht solltest du dir einen fähigen Therapeuten suchen.“
„Ich habe absolut keine …!“, setzte Kitty voller Empörung an und brach gleich wieder ab, als sie Vasilis’ widerliches Grinsen sah. Mit einem letzten triumphierenden Blick wandte er sich ab und kehrte in den Ballsaal zurück.
Kitty schaute ihm wütend hinterher und überlegte, dass auch sie sich eigentlich wieder ihren Gästen widmen müsste. Doch Vasilis’ grausame Sticheleien hatten sie tiefer getroffen, als ihr lieb war. Trotz besseren Wissens machte sich in ihr einmal mehr die Überzeugung breit, dass sie ein hoffnungsloser Fall war …
Als Prinzessin wurde von ihr erwartet, schön, strahlend und glamourös zu sein, auf gesellschaftlichen Events zu brillieren und jedermann mit ihrer Souveränität und Weltgewandtheit zu bezaubern.
Doch anstatt die Ballkönigin zu sein, hielt man sie für eine Kellnerin!
Ob Vasilis mit seinen Unkenrufen möglicherweise gar nicht so unrecht hatte und sie tatsächlich eines nicht zu fernen Tages als alte Jungfer zwischen ihren geliebten Büchern enden würde? Ohne einen Hauch von Liebe und Leidenschaft in ihrem Leben? Angewiesen auf die Erinnerungen an eine Ballnacht, in der ein griechischer Gott sie fast geküsst hätte …?
Mit einem erstickten Laut hastete sie die breiten Stufen zum Garten hinunter, nur weg von dem ganzen Trubel! Gerade heute Abend, während sie hinter einer der Säulen verborgen gestanden und nicht nur Nikos Angelaki und seine Tanzpartnerinnen, sondern auch andere glückliche Paare beobachtet hatte, war ihr bewusst geworden, wie einsam und allein sie tatsächlich war.
Eine jungfräuliche Prinzessin, gefangen im goldenen Käfig hoher Erwartungen und königlicher Pflichten …
Ihre Brüder und Schwestern empfanden das offenbar anders und gingen jeder seiner Wege, doch Kitty fühlte sich auf einmal unglaublich eingeengt. Sie war im Palast geboren worden, hatte ihn immer geliebt und als Schutzmauer gegen die bedrohliche Außenwelt angesehen. Doch plötzlich erschien er ihr wie ein Gefängnis, dem sie verzweifelt zu entfliehen versuchte, um die Kitty Karedes zu finden, die sich hinter der prüden, farblosen Maske verbarg.
Immer weiter rannte Kitty in die Einsamkeit des nächtlichen Gartens, weg von den Lichtern, dem Lachen und der Musik.
Die Mauern, die das Palastgrundstück befriedeten, waren über drei Meter hoch und aus massivem Stein, doch Kitty wusste natürlich von dem geheimen Tor, das sich hinter einer anscheinend undurchdringlichen Kletterrosenhecke verbarg. Im silbernen Mondlicht fand sie den versteckten Schlüssel ohne Schwierigkeiten, und Sekunden später lief sie aufatmend den schmalen Weg zu einer kleinen Bucht am Fuße des Kliffs entlang, das sich hoch über das Meer erhob.
Verwünscht sei Vasilis und sein hassenswertes loses Mund werk!
Wütend rieb Kitty sich die brennenden
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