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Königin für neun Tage

Königin für neun Tage

Titel: Königin für neun Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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versprochen, dich niemals im Stich zu lassen, Jane. Darum bleibe ich in deiner schwersten Stunde an deiner Seite.«
Lächelnd strich ihr Jane eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Ich entbinde dich von diesem Versprechen. Das ist eine Sache, die ich allein durchstehen muss.«
»Nein, ich werde nicht gehen!«
Norman war kurz davor, sich die Haare zu raufen. Warum mussten Frauen so kompliziert sein? Erkannten sie denn nicht, in welcher Gefahr sie schwebten? Aber er konnte unmöglich beide gegen ihren Willen zwingen, ihm zu folgen.
Schwere, polternde Schritte waren auf der Treppe zu hören. Laute Stimmen riefen nach der Verräterin Jane.
»Sir Norman, flieht! Ihr könnt uns hier nicht helfen, es ist wichtiger, dass Ihr in Freiheit seid, da habt Ihr mehr Möglichkeiten.«
Norman zögerte, er blickte zum Fenster, unter dem sich ein Rosenspalier befand.
»Jane … Antonia …«
»Geht Norman! Rasch!«, rief Jane. Mit einem Satz schwang sich Norman über den Fenstersims. Mit etwas Glück waren die Wachen auf der Suche nach Jane alle im Gebäude, so dass er unbemerkt würde entkommen können.
Sein blonder Haarschopf war gerade verschwunden, als die Tür aufgerissen wurde. Männer in Brustpanzer und mit Helmen polterten in den Raum.
»Lady Jane Grey, auf Befehl von Königin Mary seid Ihr zu verhaften und in sicheren Gewahrsam zu nehmen.«
Langsam und ruhig stand Jane auf. Sie reichte dem Wachmann, der gesprochen hatte, nicht einmal bis zur Schulter. Dennoch strahlte sie eine Größe und Würde aus, für die Antonia sie bewunderte.
»Ich verlange, dass man mich zu meiner Cousine bringt. Ich möchte mit ihr sprechen.«
»Ihr habt hier nichts mehr zu verlangen, Jane Grey.«
Antonia bemerkte, wie der Wachmann auf die respektvolle Anrede
Lady
verzichtete, und trat einen Schritt vor. »Wie könnt Ihr es wagen, in einer derartigen Art und Weise mit dieser Dame zu sprechen?«, fuhr sie ihn an.
»Wer ist das?«, wollte der Wachmann wissen und taxierte Antonia von oben bis unten.
»Lady Antonia Fenton, eine Freundin. Aber sie hat mit der ganzen Angelegenheit nicht das Geringste zu tun. Lasst sie gehen.«
»Nein, Jane, ich …«
Antonias Worte waren sinnlos, denn der Wachmann sagte: »Antonia Fenton? Die Tochter von Lord Thomas Fenton? Der sitzt bereits im Kerker. Verhaftet auch sie!«
Zwei Wachen traten vor und drehten Antonia so brutal die Arme auf den Rücken, dass sie vor Schmerzen laut aufschrie. Der Strick, der um ihre Handgelenke geschlungen wurde, schnitt ihr sofort ins Fleisch, was Antonia die Tränen in die Augen drängte. Grob schubste man sie zur Tür.
»Jane!«, rief Antonia und sah erstaunt, wie es der Freundin in dieser Situation gelang, ihr aufmunternd zuzunicken.
»Es wird alles in Ordnung kommen, Antonia. Wenn ich mit Mary gesprochen habe, dann gehen wir zusammen nach Bringham.«
»Ja, Jane, das machen wir!« Die Tränen schnürten Antonia die Kehle ab, aber es waren jetzt nicht mehr allein Tränen des Schmerzes.
Dann wurde Antonia von den Wachen in die Mitte genommen und fortgebracht. Lady Jane Grey, Englands Königin für neun Tage, blieb ihrem Schicksal überlassen.

13. KAPITEL
    Antonia unternahm keinen Versuch des Widerstandes, als sie von zwei Wachen über zahlreiche Treppen hinab in die Verliese des White Tower geschleppt wurde. Es hätte auch keinen Sinn gehabt, denn die Männer waren bewaffnet, und sie hatten Antonia so fest die Hände auf den Rücken gebunden, als handle es sich bei ihr um eine Schwerverbrecherin. Je tiefer sie kamen, desto stickiger wurde die Luft. In dem unterirdischen Geflecht von Gängen und Zellen gab es keine Fenster mehr, nur Pechfackeln warfen flackernde Schatten an die Wände. Antonias Verstand registrierte gar nicht, was mit ihr geschah, ihre Gedanken waren bei Jane. Was würde mit der Freundin geschehen? Wohin würde man sie bringen? Würde Königin Mary ihre Entschuldigung akzeptieren und Jane auf Grund ihrer verwandtschaftlichen Beziehung in Frieden ziehen lassen? Und was geschah mit den Männern, die für Janes Schicksal verantwortlich zu machen waren? Fragen über Fragen, die in Antonias Kopf hämmerten. Erst als eine massive, eisenbeschlagene Tür geöffnet und Antonia in eine fensterlose Zelle gestoßen wurde, nahm sie wieder ihre Umgebung wahr. Auch hier beleuchtete eine Fackel die Zelle nur spärlich, und Antonia blickte überrascht auf den Mann, der auf der Holzpritsche kauerte.
»Vater!«
Lord Thomas Fenton hob den Kopf, kniff die Augen zusammen und lallte: »Ah, meine

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