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Königin für neun Tage

Königin für neun Tage

Titel: Königin für neun Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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Unterstützung anzubieten. Norman meint es ehrlich, das musst du mir glauben! Er sagt, diese Untätigkeit sei schrecklich und er müsse etwas tun.«
»Du liebst ihn sehr, nicht wahr?«
Antonia erschrak. Waren ihre Gefühle so offensichtlich? Wenn Jane sie erkannt hatte, dann waren sie womöglich auch für Norman erkennbar? Und wenn ja, was mochte er jetzt von ihr denken? Von ihr, die ihn einst belogen und vor den Augen des gesamten Hofes blamiert hatte?
Es blieb keine weitere Zeit für entsprechende Überlegungen, denn just in diesem Moment wurde Jane ein Kurier gemeldet. Die Nachrichten, die er brachte, waren erschreckend: John Dudley war es nicht gelungen, Lady Mary zu stoppen. Adel und Landvolk waren zu ihr übergelaufen, und sie ritt im Triumph gen Süden.
»Was ist mit dem Herzog von Northumberland?«, fragte Jane bang. Obwohl sie den Mann nie gemocht hatte, war er doch ihr Schwiegervater und in den Kampf gezogen, ihre Krone zu verteidigen.
»Es kam zu einem kleineren Zusammenstoß mit den Anhängern von Lady Mary. Aber der Kampf war aussichtslos, denn immer mehr aus dem Heer des Herzogs desertierten. Wo er jetzt ist, weiß ich nicht.«
In gedrückter Stimmung vergingen die nächsten Tage. Jane war allein in den königlichen Gemächern des Towers. Einzig ein paar ihrer Edeldamen, allen voran Antonia, waren ihr geblieben. Auch Guildford Dudley war irgendwohin verschwunden. Jane vermisste ihn nicht. Es war besser, in gewissen Situationen keinen Ehemann an der Seite zu haben als einen betrügerischen.
    Am Nachmittag des 19. Juli war es dann vorbei. Jane und Antonia saßen schweigend in der Kammer, als draußen laute Stimmen, Schreie und Gepolter ertönten. Einen Augenblick später flog die Tür auf, und Norman Powderham stolperte herein. Seine Kleidung war schmutzig, an manchen Stellen zerrissen.
»Ihr müsst fliehen! Sofort!« Er riss Antonia am Arm hoch, mit der anderen Hand packte er Jane am Handgelenk. Es war jetzt keine Zeit für höfisches Getue.
»Sir Norman, ich bitte Euch, lasst mich los!« Janes Stimme war trotz der angespannten Situation fest und klar.
Norman löste seine Hand und trat einen Schritt zurück. »Verzeiht, Euer Gnaden, aber Ihr müsst sofort mit mir kommen. Vielleicht gelingt es uns zu entkommen.«
»Was ist geschehen, Sir Norman?«
»Die gesamte englische Bevölkerung hat sich Lady Mary auf ihrem Weg nach Süden angeschlossen. Die Wachen hatten die Stadttore verschlossen, aber das Volk hat die Wachen überwältigt und die Tore geöffnet. In diesem Moment reitet eine Vorhut nach London ein, sie wird bald am Tower sein.«
»Aber der Tower ist doch uneinnehmbar?«, fragte Jane, ihre Stimme zitterte leicht.
»Im Grunde ja, Euer Gnaden, aber auch hier haben die Wachen die Tore bereits geöffnet. Sie rufen alle nach
Königin Mary
, und das Volk auf der Straße tanzt, singt und begrüßt Mary mit Beifallsstürmen. Jane, es ist vorbei! Ihr müsst auf der Stelle fliehen!«
Jane schüttelte den Kopf, glättete ihre Röcke und setzte sich in aller Ruhe auf einen Stuhl. »Ich werde meine Cousine Mary hier erwarten und ihr den Thron und die Krone übergeben. Die Krone hat niemals mir gehört, deswegen werde ich nicht fliehen, denn ich habe mein Unrecht eingesehen.«
»Jane, es war nicht deine Schuld! Dudley, dein und mein Vater und all diese Männer, die feige geflohen sind und dich verlassen haben, sind zur Verantwortung zu ziehen. Dennoch wird dich Marys Rache mit aller Gewalt treffen, denn die Verantwortlichen sind nicht hier. Darum musst du dich in Sicherheit bringen!«, beschwor Antonia sie.
»Sie hat Recht, Jane«, drängte Norman.
Jane entging nicht, dass er sie nicht mehr
Euer Gnaden
, sondern einfach nur
Jane
nannte. Auch er hatte eingesehen, dass ihre Zeit als Königin von England vorüber war. Trotzdem schüttelte sie beharrlich den Kopf.
»Nein, es steht euch beiden frei, zu gehen, aber ich werde bleiben und meiner Cousine gegenübertreten. Wenn alles geregelt ist, werde ich mich nach Bringham zurückziehen. Antonia, magst du mich dorthin begleiten? Wir werden eine wundervolle Zeit haben, frei von allen Sorgen und Verpflichtungen.«
»Jane …« In Antonias Augen standen Tränen. Jane wirkte auf sie so schutzbedürftig und hilflos. Aber was konnte sie tun? Norman drängte erneut zur Flucht.
»Ich bleibe bei Jane«, sagte Antonia.
»Das ist Wahnsinn! Ihr müsst mitkommen, alle beide!«
Antonia kniete sich neben Jane und legte ihren Arm um deren schmale Schultern. »Ich habe dir einst

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