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Königin für neun Tage

Königin für neun Tage

Titel: Königin für neun Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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auf. »Er ist doch kaum älter als zehn Jahre!«
»Er ist elf, Mylady, aber seiner Zeit so wie alle Dudleys weit voraus.« Lord Thomas grinste schmierig. »Ich bin überzeugt, dass Guildford binnen eines Jahres in der Lage sein wird, die Ehe zu vollziehen. Solange haben die beiden jungen Leute Zeit, sich kennen zu lernen und sich aneinander zu gewöhnen.«
Antonia wankte zu einem Stuhl und ließ sich mit vor das Gesicht geschlagenen Händen darauf sinken. Ihr Vater war ihr Vormund, es würde ihr keine andere Wahl bleiben, als zu gehorchen. Ein letztes Mal bäumte sie sich gegen ihn auf: »Mylord, wenn Ihr mich zu dieser Ehe zwingt, werde ich vor dem Pfarrer am Altar ein lautes
Nein
in die Kirche brüllen. Eher lasse ich mich totschlagen, als einen fremden Mann zu heiraten.«
Der diabolische Blick, mit dem Lord Thomas seine Tochter bedachte, ließ keinen Zweifel daran, dass er vor einer solchen Tat nicht zurückschrecken würde, sollte sie sich nicht seinen Wünschen fügen. Was aber Lady Catherine nun sagte, ließ in Antonia sämtliche Hoffnung sterben.
»Mylord Fenton, ich verstehe, dass Ihr um das Wohl Eurer Tochter besorgt seid. Es ist nur natürlich, dass sich ein Mädchen in diesem Alter gegen eine Ehe sträubt, hat sie doch nie zuvor einen Gedanken daran verschwendet. Auch ich war sehr jung, als ich mit meinem ersten Gatten vermählt wurde, und voller Protest gegen meine Mutter, die diese Verbindung arrangierte. Ich bitte Euch um eines: Lasst Antonia mit mir nach Chelsea ziehen. Das ist nicht weit von London entfernt, Ihr könnt uns dort jederzeit besuchen. Ich werde versuchen, positiv auf Eure Tochter einzuwirken, damit sie als strahlende Braut und nicht mit Widerwillen im Herzen vor den Altar tritt.«
Antonia konnte es nicht begreifen, warum sich Lady Catherine auf die Seite ihres Vaters schlug. Bisher hatte sich die Königinwitwe als ihre Wohltäterin erwiesen, jetzt beteiligte sie sich ohne mit der Wimper zu zucken an diesem entwürdigenden Kuhhandel. Antonia presste die Kiefer so fest aufeinander, dass ihre Zähne knirschten. Sie sah, wie ihr Vater überlegte und sich dann langsam erhob.
»Nun gut, Mylady, ich will Eurem Wunsch entsprechen. Ihr scheint die Vorteile einer Verbindung mit der Familie Dudley zu erkennen. Wenn Ihr es schafft, dass dieses halsstarrige Ding seinen Widerstand aufgibt, soll es Euer Schaden nicht sein.« Er lächelte verschlagen und blickte auf Catherine hinunter, die sich ihrerseits nicht erhoben hatte, um den Besucher zu verabschieden. »Wie ich hörte, hat König Henry Euch in seinem Testament nicht bedacht. Es wird schwer werden, das Leben, das Ihr die letzten Jahre gewohnt wart, weiterzuführen, wenn man relativ mittellos dasteht.«
Antonia verschlug es in Anbetracht einer solchen Unverschämtheit den Atem, aber Lady Catherine bewies, dass sie nicht umsonst die Frau eines großen Königs gewesen war.
»Mylord Fenton, es schmeichelt mir, dass Ihr um mein Wohlergehen besorgt seid, aber seid versichert, ich habe mein Auskommen. Vielleicht möchtet Ihr auch für mich einen neuen Bräutigam suchen? Wie bedauerlich, dass Ihr selbst nicht zur Verfügung steht, aber Ihr seid verheiratet, nicht wahr?«
Lord Thomas verschlug es die Sprache, er hatte die unterschwellige Ironie nur zu gut verstanden. Catherine hingegen konnte ihm unbesorgt einen solchen ungeheuerlichen Vorschlag unterbreiten, denn sie wusste, dass der Kronrat einer Verbindung zwischen ihr und Thomas Fenton niemals zustimmen würde. Dazu war Lord Thomas Fenton viel zu unbedeutend. Henry Tudor hatte ihm zwar aus für Catherine völlig unverständlichen Gründen vertraut, aber nun wehte ein frischer Wind im Königshaus. Ein Wind, in dem Lord Fenton untergehen würde, wenn er nicht rasch seine Segel richtig setzte. Catherine wusste, dass er allein aus diesem Grund Antonia mit dem jungen Dudley verheiraten wollte.
»Ich gebe Euch eine Woche, dann hole ich meine Tochter ab, und sie wird Guildford Dudley heiraten, ob sie will oder nicht!« Lord Thomas war bemüht, seiner Stimme einen drohenden Klang zu geben, obwohl er plötzlich nicht mehr so überzeugt war, dass die ehemalige Königin auf seiner Seite stand.
Kaum war er gegangen, fing Antonia zu weinen an. Sie weinte nicht nur über die Forderung ihres Vaters, sondern auch über den Verrat Lady Catherines. Diese schickte die anderen Damen, die dem Gespräch stumm und interessiert gefolgt waren, rasch hinaus. Dann war sie mit Antonia allein. Catherine umarmte das Mädchen und

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