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Königin für neun Tage

Königin für neun Tage

Titel: Königin für neun Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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voreilig waren und ich meine Macht überschätzt habe.«
Antonia Herz begann vor Enttäuschung wild zu klopfen. »Ihr teilt mir also mit, dass ich mich dem Willen meines Vaters zu beugen habe?«
Lady Catherine lächelte und wechselte mit dem Mann neben ihr einen Blick. Antonia erkannte darin so viel Vertrauen, Zuversicht und Liebe, dass sie ihn erkannte, bevor Lady Catherine fortfuhr: »Thomas Seymour, Lord Sudeley, ist mir seit Jahren ein treuer Freund. Es ist dir bekannt, dass er der Onkel des Königs ist.«
»Der Lieblingsonkel sogar«, warf Seymour laut lachend ein. »Leider hat König Henry meinen älteren, sauertöpfischen Bruder als Vormund über den kleinen Edward bestimmt. Dabei haben mein Neffe und ich immer viel Spaß zusammen.«
Obwohl Antonia keine Sympathien für den Lordprotektor hegte, schoss es ihr unwillkürlich durch den Kopf, dass es mehr als Spaß brauchte, um ein Land wie England weise und gerecht zu regieren. Sie neigte den Kopf. »Mylord Seymour, es ist mir eine Freude, Euch kennen zu lernen.«
Entspannt lehnte sich Lady Catherine zurück, ihre langen, schlanken Finger spielten mit dem Rand des Zinnbechers. »Nun, John Dudley mag wohl ein einflussreicher Mann sein, aber Edward Seymour steht weit über ihm.«
»Und nicht zu vergessen, der König selbst auch«, warf Lord Seymour ein.
Lady Catherine nahm seine Hand und drückte sie zärtlich. »Es ist Thomas gelungen, seinen Bruder und den König davon zu überzeugen, dass ein solch hohes Haus, wie es die Dudleys sind, sich nicht mit dem niedrigen Adel der Fentons verbinden sollte, auch wenn es sich nur um den jüngsten Sohn handelt. In der Zukunft stehen den Söhnen die Türen der ersten Häuser im ganzen Land offen, warum sollten sie sich mit den Fentons verbinden?« Lady Catherine blickte Antonia entschuldigend an. »Es tut mir Leid, dass ich damit deine Herkunft herabwürdigen musste, aber ich dachte mir, in deinem Sinn zu handeln. Oder hast du inzwischen deine Meinung geändert und hättest einem Spross der Dudleys gerne die Hand zur Ehe gereicht?«
Alle Konventionen außer Acht lassend, sprang Antonia auf und warf sich Lady Catherine zu Füßen. Mit beiden Armen umklammerte sie deren Knie, barg ihr Gesicht in ihren Röcken und schluchzte: »Ich danke Euch! Ich werde Euch das niemals vergessen, mein ganzes Leben nicht!«
Sanft strich Lady Catherines Hand über ihr Haar, das sich bereits in ihrem fein geschwungenen Nacken lockte. Sie sprach mehr zu sich selbst, als sie sagte: »Ich musste in meinem Leben dreimal mit einem Mann vor den Altar schreiten, dem mein Herz nicht zugetan war. Zweimal waren es Männer, die ich verachtete und fürchtete. Dann habe ich die Liebe meines Lebens verraten und vergessen müssen, um erneut an einen alten, kranken Mann gefesselt zu werden.« Antonia hob ihr von Freudentränen feuchtes Gesicht und sah Lady Catherine an, deren Blick verklärt in die Ferne ging. »Zum Glück ist es noch nicht zu spät für mich. Gott war so gütig, mich nach einer langen Irrfahrt wieder dem Mann zuzuführen, der mich ebenso von Herzen liebt wie ich ihn.«
Langsam stand Antonia auf, richtete ihre Röcke und setzte sich wieder auf den Stuhl. Die Blicke, die Lady Catherine mit Thomas Seymour tauschte, sagten alles.
Leise fuhr Catherine fort: »Er hat mich immer geliebt … all die Jahre hindurch, die ich mit dem König verheiratet war. Ich habe ihn ebenfalls geliebt, aber wir haben es natürlich nicht gewagt, uns auch nur das Geringste anmerken zu lassen. Ich war Henry absolut treu, aber sobald ich frei war …«
»Ich habe Catherine bereits eine Woche nach dem Tod des Königs gebeten, meine Frau zu werden«, vollendete Seymour ihre Worte. »Wir möchten nicht mehr länger warten und sobald wie möglich heiraten. Ihr seht also, Lady Antonia, es wird nächste Woche eine Hochzeit geben, aber nicht Eure, sondern die von Cath und mir.«
Antonia hätte Thomas Seymour, den Onkel des Königs, am liebsten umarmt und ihn mitten auf den Mund geküsst, so glücklich war sie. Mochte ihr Vater auch ein großer Mann sein, gegen die Macht des Herzogs von Somerset und den Wunsch des Königs würde er nicht ankommen. Niemals! Keinen Moment lang stieß es Antonia bitter auf, dass ihre Familie als nicht wertvoll genug angesehen wurde, um eine Verbindung mit den Dudleys einzugehen. Wenn es nach Antonia gegangen wäre, würde sie liebend gern auf sämtliche Titel und Privilegien verzichten, nur um in Ruhe und Frieden irgendwo auf dem Land mit ihrer

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