Königin für neun Tage
zwischen ihren Eltern und dem Herzog hin und her. »O nein! Nein, das kann nicht sein!«
Zärtlich strich Frances über ihre Wange. »O doch, liebe Jane. Du wirst Guildford Dudley heiraten.«
»Nein, nein …«
Henry Greys Finger legten sich fest um ihren Oberarm. Seine Stimme war immer noch sanft, aber Jane entging nicht die unterschwellige Drohung, als er sagte: »Und nun, meine liebe Jane, umarme den Herzog, deinen künftigen Schwiegervater.«
Mit einem Ruck riss Jane sich los. »Nein, nein!«, wiederholte sie.
»Jane, was soll das? Ich wünsche es!«, wies Frances sie zurecht.
Jane ging auf den Herzog zu, der sich langsam und mit finsterem Blick von seinem Stuhl erhob. Trotzig warf Jane den Kopf in den Nacken und sagte mit lauter, fester Stimme: »Mylord Northumberland, ich fühle mich ohne Frage durch Euren Antrag sehr geehrt. Ganz sicher ist Euer Sohn der edelste unter allen Männern Englands. Aber ich wünsche ihn nicht zu heiraten, denn mein Herz habe ich bereits einem anderen versprochen.«
Sie drehte sich und wollte aus dem Zimmer eilen, wurde jedoch von ihrem Vater aufgehalten, der sie fest an beiden Armen packte und schüttelte.
»Was heißt,
du
wünschst es nicht? Aber wir, deine Eltern, wünschen es, und du wirst tun, was man dir sagt. Und der Herzog wünscht es, und der König wünscht es ebenfalls.«
Jane wand sich wie ein Aal in dem festen Griff. »Nein, das glaube ich nicht! Edward kann niemals wollen, dass ich einen Mann heirate, den ich nicht kenne, den ich nie zuvor gesehen habe!«
»Du glaubst es nicht?«
»Nein, ich glaube nicht, dass der König will, dass ich Guildford Dudley heirate!«, wiederholte Jane, der nun die Tränen in die Augen stiegen. Nie würde sie glauben, dass Edward mit dem Plan einverstanden war, ihn sogar befürwortete.
»Geh sofort in dein Zimmer«, wies Frances Grey sie scharf an. »Mit dir, mein liebes Kind, werde ich mich später beschäftigen.«
Dieses Mal entbehrten die Worte
mein liebes Kind
jeglichen freundlichen Ton. Jane floh regelrecht aus dem Raum, einen Augenblick später eilte Frances ihr nach.
Peinlich berührt, dass der Herzog Zeuge dieser unerfreulichen Begebenheit geworden war, wandte sich Henry Grey an Dudley: »Sie wird gehorchen, John, dessen bin ich ganz sicher. Ihre Mutter wird sie … überzeugen.«
Der Herzog hob eine Augenbraue, ein kalter Blick traf Henry Grey. Dann eilte er mit schnellen Schritten hinaus und gab Anweisung, sofort sein Pferd vorzuführen. Ohne ein weiteres Wort verließ John Dudley Chelsea.
Tränenblind stolperte Jane in ihr Zimmer, wo sie von Antonia aufgefangen wurde. Ihr zarter Körper zitterte, als sie schluchzend hervorstieß: »Ich soll Guildford Dudley heiraten! Meine Eltern haben mit dem Herzog bereits alles vereinbart!«
Guildford Dudley! Das konnte doch nicht wahr sein! Antonia fühlte sich um Jahre zurückversetzt, als sie selbst in der Situation gewesen war.
»Dudley? Wie kann das sein, Jane? Ich denke, du und Edward …?«
Antonia konnte nicht weitersprechen, denn Frances Grey stürmte in den Raum. Ihr herbes Gesicht war vor Wut verzerrt, und in der Hand hielt sie eine Rute. Ihr folgte ein Diener, der mit unbeteiligtem Blick an der Tür stehen blieb.
»Also?«, fragte Frances kalt. Jane wischte sich mit dem Ärmel die Tränen aus dem Gesicht und schüttelte den Kopf. »Nun denn, du willst es so!« Frances gab dem Mann einen Wink, der daraufhin Jane beim Arm packte. Dann herrschte sie Antonia an: »Halt sie fest!«
Antonia zögerte, sie wusste nicht, was sie tun sollte.
»Was ist los? Mach schon, wenn du deine Stellung in diesem Haus behalten willst. Oder soll ich dich noch heute auf die Straße setzen?«
Ein flehender Blick von Jane traf sie.
»Tu, was sie dir befiehlt«, flüsterte das Mädchen. »Du kannst es ohnehin nicht verhindern.«
So blieb Antonia nichts anderes übrig, als Jane zu halten, die sich widerstandslos über die Sitzfläche eines Stuhls beugte. Grob riss Frances ihre Röcke nach oben, und einen Augenblick später sauste die Rute auf Janes nacktes Hinterteil. Der Diener hatte schamhaft seinen Kopf zur Seite gewandt, doch Antonia starrte wie gebannt auf die entwürdigende Szene. Sie fühlte sich wie in einem Alptraum gefangen und konnte nicht glauben, was hier geschah. Wieder und wieder sauste die Rute herab und hinterließ rote Striemen auf dem weißen Fleisch. Erst als die Haut aufzuplatzen begann und Blut hervorquoll, schrie Jane zum ersten Mal laut auf.
Frances Grey hielt inne, nahm Janes Kinn
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