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Königin für neun Tage

Königin für neun Tage

Titel: Königin für neun Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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zwischen die Finger und zog ihren Kopf in die Höhe. »Nun? Gehorchst du?«
Obwohl sie vor Schmerzen einer Ohnmacht nahe war, presste Jane hervor: »Ich kann nicht einsehen, warum. Ich sollte den König heiraten, was hat sich geändert? Warum jetzt statt Edward nur den jüngeren Sohn der Dudleys? Was habe ich Euch getan?«
Ihre Mutter ging auf die Fragen nicht ein. Sie wiegte die Rute in der Hand, kam aber zu dem Entschluss, dass es für ihre Ziele wenig förderlich war, wenn sie Jane zum Krüppel schlug.
»Ich werde dich lehren, deinen Eltern zu gehorchen.« Grob zerrte sie Jane in die Höhe und stieß sie in die Arme des Dieners. »Sperr sie in die Dachkammer. Sie wird so lange nur Wasser und Brot erhalten, bis sie zur Vernunft gekommen ist. Und du«, sie wandte sich mit brennendem Blick an Antonia, »wage es nicht, meine Anweisungen zu hintergehen! Ein Wort von mir zu deinem Vater, und du kannst als Bettlerin oder Hure durch die Straßen von London ziehen!«
Hilflos musste Antonia mit ansehen, wie Jane von dem Diener wie ein Bündel auf die Arme genommen und hinausgetragen wurde. Ihre Gedanken arbeiteten fieberhaft, aber es wollte ihr keine Lösung einfallen. Damals, als ihr Vater sie mit Guildford Dudley verheiraten wollte, hatte sie in Lady Catherine eine Gönnerin gefunden, die aufgrund ihrer Beziehungen diese Ehe hatte verhindern können. Antonia fiel beim besten Willen niemand ein, der nun die gleiche Macht zu Gunsten von Jane würde ausüben können. Sie dachte an Norman Powderham. Er verehrte und schätzte Jane, aber wer war er schon? Der jüngste Sohn aus einer einflusslosen Familie, der es allein durch die Protektion ihres Vaters zu Rang und Namen gebracht hatte. Ihr Vater, Lord Fenton, war der Letzte, den Antonia würde um Hilfe bitten können. Niemals würde er sich gegen die Wünsche des Herzogs von Northumberland stellen. Es gab nur eine Person in England, die genügend Einfluss und Macht hatte, diese Heirat zu verhindern und der Janes Wohl am Herzen lag: Edward selbst. Aber wie sollte sie dem König eine Nachricht zukommen lassen?
    Antonia konnte nicht wissen, dass John Dudley direkt von Chelsea aus nach Richmond geritten war, wo sich der König derzeit aufhielt. Er fand ihn in seinem Arbeitszimmer, wo Edward konzentriert an einer Aufstellung über Landgüter in Kent arbeitete. Der König sah bleich und krank aus, immer wieder griff er nach einem Taschentuch und hielt es sich vor den hustenden Mund. Dudley wusste, dass der König Jane Grey liebte und verehrte, deswegen musste er alles tun, damit Edward sich für das Wohl seiner Cousine einsetzte.
»Mein König.« Der Herzog verbeugte sich vor Edward, der überrascht den Kopf hob.
»Mylord Dudley! Ich habe Euch nicht hereinkommen hören. Ich dachte, Eure Geschäfte würden Euch einige Tage in Anspruch nehmen? Aber Ihr seht mich erfreut, Euch wieder an meiner Seite zu haben.«
Dudley lächelte in gespielter Verlegenheit und folgte dem Angebot des Königs, sich zu setzen. Am besten, er kam gleich zur Sache. »Mir ist zu Ohren gekommen, dass sich Lady Mary auf ihren Reisen bei der Landbevölkerung großer Beliebtheit erfreut. Die Leute stehen am Wegesrand und jubeln ihr zu.«
»So? Nun, das freut mich. Meine Schwester hat lange genug ein freudloses und zurückgezogenes Dasein fristen müssen.«
Auf beide Handflächen gestützt, beugte sich Dudley so weit über den Schreibtisch, dass sein Gesicht nur noch einen Fingerbreit von Edwards entfernt war. »Ihr versteht nicht, Euer Gnaden! Der Kampf ist noch nicht gewonnen. Was Euer Vater begonnen hat, muss von Euch fortgeführt werden. Die Reformation der Kirche ist immer noch nicht vollzogen. Die Gefahr, dass das Land in den Abgrund der Papisterei zurückfällt, ist groß. Ihr könnt doch nicht wollen, dass all das, wofür Euer Vater jahrelang gekämpft und gelebt hat, durch Lady Mary wieder zunichte gemacht wird!«
Edward schüttelte verwundert den Kopf. »Wie soll ich es verhindern? In seinem Testament hat mein Vater die Erbfolge ganz klar geregelt. Ich mag vielleicht jung an Jahren sein, Mylord, aber mein Verstand sagt mir, dass ich sterben werde.« Edward holte tief Luft, bevor er fortfuhr: »Sterben, bevor ich dem Land einen Thronfolger schenken kann.«
Dudley seufzte erleichtert auf. Wie gut, dass der König das heikle Thema von selbst angesprochen hatte.
»Ihr liebt und schätzt Lady Jane Grey, nicht wahr?«
Mit traurigem Klang in der Stimme antwortete Edward: »Einst träumte ich davon, sie zu meiner

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