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Königin für neun Tage

Königin für neun Tage

Titel: Königin für neun Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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gefällt, wenn die Frauen in Eurer Nähe die Beherrschung verlieren, Sir Norman. Mir sind da so einige Dinge zu Ohren gekommen …« Süffisant lächelnd glitt sein Blick über Antonias Körper, und ihr schoss vor Empörung die Röte in die Wangen.
»Ich sehe, mein Ruf eilt mir voraus, Lord Hollow«, antwortete Norman. »Wenn es sich um eine
richtige
Frau handelt, habe ich durchaus nichts dagegen, wenn die Dame in meinen Armen weich und anschmiegsam wird. Es gibt jedoch weibliche Wesen, bei denen ich auf ein solches Verhalten lieber verzichte.«
Antonia stand so schnell auf, dass ihr Stuhl polternd zu Boden fiel und sich die Augen aller Anwesenden auf sie richteten. Schlagartig verstummten die Gespräche. Vor Zorn bebend stemmte sie die Hände in die Seiten, aus ihren Augen schlugen wütende Blitze.
»Sir Norman Powderham, Eure Respektlosigkeit mag vielleicht im Kreis Eurer Saufkumpane einen gewissen Unterhaltungswert besitzen.
Ich
jedenfalls finde Eure Scherze weder amüsant noch an einer Tafel eines herrschaftlichen Hauses passend. Am besten kehrt Ihr zu Eurer Familie aufs Land zurück, wo ein derartiger Umgangston anscheinend gang und gäbe ist. Dort könnt Ihr Euch meinetwegen mit den Wildschweinen unterhalten, die wohl eine angemessene Gesellschaft für Euch sind.«
»Antonia!« Jane schüttelte fassungslos den Kopf. Nie zuvor hatte sie die Freundin derartig die Fassung verlieren sehen.
»Mistress Antonia, wie könnt Ihr es wagen, meinen Gast zu beleidigen?«, dröhnte Henry Greys Stimme durch die Halle. »Ihr entschuldigt Euch auf der Stelle bei Sir Norman!«
Trotzig reckte Antonia das Kinn vor. »Ich denke gar nicht daran. Wenn sich hier jemand zu entschuldigen hat, so ist es dieser Mann hier!«
Ihre ausgestreckte Hand zeigte auf Norman, der ihrem zornigen Blick verwundert standhielt. Er verspürte ein winziges Gefühl von Scham, denn seine Worte waren Antonia gegenüber wirklich sehr provokant gewesen. Dabei war er am Nachmittag von ihrer Erscheinung völlig überrascht gewesen und hatte festgestellt, dass nichts mehr an ihr an den knochigen, schlaksigen
Jungen
von einst erinnerte. Aber er würde sich nicht entschuldigen. Niemals! Er hatte noch nie eine Frau um Verzeihung gebeten, und er würde es in Zukunft auch nicht tun.
Antonia starrte Norman noch eine Weile ins Gesicht, dann drehte sie sich um und verließ ohne ein weiteres Wort die Halle. Jane machte Anstalten, ihr zu folgen, doch ein eiserner Griff ihrer Mutter zog sie auf den Stuhl zurück.
»Du bleibst hier!«, zischte Frances Grey. »Ich werde mit deinem Vater besprechen, was wir mit diesem unverschämten Mädchen machen werden.« Sie wandte sich an die Gesellschaft an der Tafel und klatschte in die Hände. »Vergesst den kleinen Zwischenfall, liebe Gäste, und lasst uns feiern. Diener, bringt frischen Wein, die meisten Becher sind leer!«
Einen Augenblick später war die ausgelassene Stimmung wiederhergestellt, nur Norman zog grübelnd die Stirn kraus. Dass Antonia eine außergewöhnliche und keineswegs folgsame Frau war, hatte er bereits mehrmals erlebt. Ihr Temperamentsausbruch hatte ihn jedoch überrascht, und in seine Wut über ihre Worte mischte sich auch ein wenig Bewunderung für ihr couragiertes Auftreten. Sofort wischte er dieses Gefühl zur Seite, und im gleichen Moment sagte Lord Hollow: »Was für eine Frau! Wenn ich ein wenig jünger wäre …« Er ließ offen, was er dann tun würde, aber die Art und Weise, wie seine Zungenspitze über die dicken Lippen huschte, erweckte in Norman ein Ekelgefühl.
»Wagt es nicht, Euch Mistress Antonia zu nähern!«, mahnte Norman. »Sie hat etwas Besseres als Euch verdient.«
Lord Hollow lachte gackernd. »Ihr habt wohl selbst ein Auge auf das Mädchen geworfen, he? Nun, das kann ich verstehen. Passt nur auf, Sir Norman, dass Ihr Euch nicht an ihrem Feuer die Finger verbrennt.«
»Ach, haltet den Mund«, murmelte Norman und schob seinen Teller zur Seite. Plötzlich war ihm der Appetit vergangen, und er beschloss, gleich am nächsten Morgen zu seiner Familie zurückzukehren. Es war ihm unverständlich, warum er sich über Antonia so viele Gedanken machte. Am besten wäre es, wenn er sie niemals wiedersehen würde.
    Vier ereignislose Wochen vergingen, in denen Antonia Norman Powderham weder sah noch etwas von ihm hörte. Frances Grey hatte ihr am Tag nach dem Fest unmissverständlich klar gemacht, dass sie Antonia zu ihrem Vater schicken würde, sollte sie es noch einmal wagen, ihre Gäste zu

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