Königliche Republik (German Edition)
verschwand
dann wieder.
Mit
leisen Schritten ging sie die Treppe hinunter und öffnete.
„...
so wäre es von Vorteil, wenn Eure Männer ...“ Eine
Bewegung Petrarcas zur Tür ließ Marotti innehalten und
sich umdrehen. „... sich am Abend zuvor am üblichen Ort
einfänden. – Hat Er das?“ Der schleppende Tonfall
des Mannes glich zwar der lässigen Sprechweise derer von
Salerno; aber er sprach manche Wörter mit fremdem Akzent aus.
Neapolitanisch war gewiss nicht seine Muttersprache; kein Mann des
Südens.
Dario
nickte und schrieb noch einen Moment weiter.
„Was
möchte Sie?“
„Die
Köchin braucht die Milch, Signore.“
„Dort
steht sie.“
Mirella
ging zum Fensterbrett und hob im Vorbeigehen den Deckel der
Kaffeekanne. Sie war leer. „Möchten die Signori noch einen Kaffee?“ Marotti erwiderte ihr Lächeln. „Oder
etwas Anderes?“
„Ihr
habt nicht so viel, dass Ihr es entbehren könntet. Doch ich
danke Ihr für die Freundlichkeit.“
Als
Mirella mit der Kanne die Küche betrat, tauchte Enzo aus dem
Halbdunkel des Flurs auf.
„Vater,
wer ist das? Wie kann Dario es wagen, sie in Seinem Kontor zu
empfangen?“
„Wäre
dir der Salon lieber?“ Er beobachtete Gina, die mit dem
Speckstück aus der Kammer kam und dann ihr großes Messer
schliff.
„Wohl
wahr. So können sie als Kunden oder Lieferanten durchgehen.“
Aber
Enzo machte ein Gesicht, als sei er da anderer Meinung. „Gina,
wo kommt der Speck her?“
Die
Zähne auf die Unterlippe gepresst, begann Gina, hauchdünne
Streifen herunterzuschneiden und sie sorgfältig auf der
Tischplatte auszubreiten. „Von Darios Besuch, Padrone .“
Mirella
nahm das Messer zum Rübenschälen wieder in die Hand. „Gina
macht einen Rübenauflauf heute Mittag. So hat dieser Besuch
wenigstens ein Gutes.“
Enzos
Gesicht lief rot an. „Gina, ich esse nichts heute Mittag.“
Gina
blickte auf. „ Padrone ?“ Sie zog die Schultern ein,
als sie den Zorn in Enzos Gesicht sah, schnitt aber weiter. „Dem
Speck ist es gleich, wo er herkommt.“ Sie murmelte noch ein
wenig mehr, aber so leise, dass er es gewiss nicht verstehen konnte,
als er die Küche verließ.
„Du
hast völlig recht.“ Mirella beendete die Schälerei
und holte die größte Auflaufform von der Wand, die sie
besaßen. „Und es wird gewiss nicht schlecht werden.“
„Was
sagst du ihm auch, dass er für das Mittagessen ist?“
„Aber
Gina. Sollte ich Vater anlügen?“
„Tust
du das neuerdings nicht sowieso?“ Gina schnitt mit heftigeren
Bewegungen. „Du hättest einfach den Mund halten können.“
„Damit
habe ich nicht gerechnet.“
„Der
gute Gott hat dir den Kopf nicht gegeben, damit du deine Hüte
spazieren trägst.“
Mirella
lachte, bis sie nach Luft japste. „Wenn es nach mir ginge ....
Wer besteht denn darauf, dass ich nicht ohne Hut aus dem Haus gehe?“
Gina
schien sich nicht erheitern zu wollen an diesem Tag. Gähnend
stand Mirella auf. „Brauchst du noch etwas?“
Und
wieder ein argwöhnischer Blick von Gina. „Du meinst, von
draußen? Vielleicht findest du noch ein Ei mehr irgendwo im
Stroh.“
Mirella
lief hinüber zum Schober; noch einmal ins Kontor wagte sie sich
nicht. Vorsichtig zerwühlte sie das Stroh und warf zwischendurch
immer wieder einen Blick hinunter. Im Winkel zweier Balken fand sie
schließlich ein Ei. Bald darauf an der Rückwand des
Schobers ein zweites.
Stimmen
drangen zu ihr herauf. Dario kam mit den beiden Männern in den
Hof.
„Ich
teile Seine Meinung nicht“, sagte Petrarca. „Es wird kein
dauerhafter Schaden entstehen. Aber die Neapolitaner vielleicht zum
Nachdenken bringen.“
„Er
sollte eine Woche in der Stadt leben und seinen Diener auf die Piazza
del Mercato schicken, wenn Seine Vorräte aufgebraucht sind.“
Dario senkte die Stimme und Mirella verstand nichts mehr.
Auf
dem Weg zum Hoftor kamen sie aber näher an den Schober heran.
„Ist
das sicher?“, fragte Dario.
„Weiß
Er nicht, dass wir eine zuverlässige Quelle haben?“
Marotti ließ sich anscheinend von der Aufgeregtheit der beiden
anderen nicht anstecken.
Dario
nickte. „Allerdings ...“
„
... muss es auch ankommen. Mit den Fuhren wird es ungehindert
passieren ...“
Mirella
saß an der Luke auf ihren Fersen und klopfte nervös die
beiden Eier gegeneinander. Während Dario die Männer dann
ans Tor begleitete, kletterte sie die Leiter hinunter.
„Dario!“
Sie lief auf ihn zu. „Wer waren die beiden?“
Er
stupste sie auf die Nase. „Bring
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