Königliche Republik (German Edition)
er zöge sich zurück von
all dem.“
„Woher
weißt du das?“
„Sie
haben sich gestritten, als sie gingen. Sie planen etwas und Dario ist
nicht einverstanden. Immerhin will er, dass Neapel kein weiterer
Schaden zugefügt wird.“
„Ich
kann ihm erklären, welche Verantwortung er gegenüber
Stefania und seinem Kind hat. Doch wird er sagen, dass eben das der
Grund sei, diesen Krieg um jeden Preis zu beenden. Und er wird mir
gewiss antworten, dass Stefania und das Kind ihm mehr gälten als
alle Bürger Neapels zusammen.“ Sie breitete die Arme aus.
„Was kannst du dem entgegenhalten?“
„Dass
es nicht ihn braucht, diesen Krieg zu beenden. Dass er dem Henker
kein zweites Mal entkommen würde, bekäme man ihn in die
Finger. Annese wartet doch nur darauf!“
„Annese
sucht nach einen Weg, von den Spaniern Pardon zu erlangen, wenn der
Vizekönig zurückkehrt.“ Rita stand auf. „Gina
kündigt, wenn niemand von uns zum Essen erscheint.“
***
Das
ungewohnt üppige Essen ließ Mirella schläfrig werden
und sie döste vor ihrem Teller, als Gina abzuräumen begann.
Sie
schreckte hoch, als Dario seine Serviette zusammenfaltete und auf den
Tisch legte. „Mamma, ich habe zu arbeiten.“
Aber
Rita hielt ihn zurück. „Du hast gewiss trotzdem einen
Augenblick für deine Mutter Zeit.“
„Natürlich,
Mamma. Ganz wie Sie wünscht.“
Sie
schickte Gina mit einer Kopfbewegung hinaus. „Jetzt hört
uns niemand zu. Auch euer Vater nicht.“
„Worüber
...“
„Dario,
für welchen Tag habt ihr die Trauung festgelegt?“
„Für
den 15. April. Aber das weiß Sie doch.“
Rita
nickte. „Es ist eher die Frage, ob du dich daran erinnerst. Und
weißt, was es bedeutet.“
„Wie
meint Sie das?“
„Das
Wohlergehen einer Familie hängt vom Mann ab.“ Sie lächelte
ein wenig spöttisch. „Auch wenn ohne die Frau der Haushalt
nicht funktionieren würde.“
Gewiss
hätte Dario jetzt die Augen verdreht, hätte Rita ihn nicht
fest im Blick.
„Wir
tragen die Verantwortung für die Folgen unseres Tuns.“
Dario
presste die Lippen zusammen.
„Stefania
trägt dein Kind; und wäre Mirella nicht so mutig gewesen,
würde es in Schande geboren. Selbstverständlich hätten
wir es als unseren Enkel anerkannt. Aber es wäre für immer
als Kind eines Verräters gezeichnet gewesen.“
„Was
als Verrat gilt, muss sich erst noch erweisen.“ Er hielt Ritas
zornigem Funkeln stand. „Ich habe nichts getan, was ich mir
vorwerfen müsste. Oder was Stefania kritisiert.“ Er stand
auf; er hielt das Gespräch damit wohl für beendet.
„Und
was war das heute Morgen?“ Mirella vermochte nicht mehr zu
schweigen. „Du beteiligst dich an einem Plan, den du selbst
falsch findest.“
Dario
kniff zornig die Augen zusammen.
Sie
triumphierte. „Ich bin doch so schlau, wie du von mir
erwartest. Ich habe euch streiten hören.“
„Dann
hast du auch gehört, dass man meinen Einwand berücksichtigen
wird.“
„Bist
du sicher?“
„Wenn
du mir hilfst.“
„Was?“
Rita sah Mirella schockiert an. Nun kam ans Licht, was sie ihr hatte
verheimlichen wollen. „Willst du deine Schwester mit
hineinziehen?“
„Mirella
kann ich vertrauen.“ Er legte ihr seine Hände auf die
Schultern. „Eben deshalb, weil auch sie sagt, womit sie nicht
einverstanden ist.“ Er drückte sie fester. „Überdies
... Es ist nicht das erste Mal, dass sie mir – uns –
Botendienste leistet!“
„Mirella!“
Mirella
senkte den Kopf. „Wir dachten, es sei letztlich ungefährlicher,
wenn ich gehe ... Wenn ich ihn schon nicht daran hindern kann ...“
„Warum
sollte es weniger gefährlich sein?“
„Nun
ja ...“ Darios anzüglicher Blick hing an ihr fest. “Ich
weiß, dass es so ist!“ Es war ganz klar, was er damit
meinte.
Die
Erinnerung an die Verachtung in Alexandres Stimme drückte ihr
das Herz ab. „Du hast noch immer nicht gesagt, um was es heute
früh ging.“
Dario
zuckte die Achseln. „Worum schon? Dass man diesen Krieg beenden
muss.“
„Dazu
brauchen sie uns nicht!“
Zu
Mirellas Überraschung nickte er. „Sicher nicht; aber mit
unserer Hilfe geht es vielleicht schneller. Wenn das Volk den Dogen
nicht mehr will ...“
„Ihr
wollt die Menschen gegen ihn aufhetzen!“ Mirella hielt es nicht
mehr auf ihrem Platz. Nach ein paar nervösen Schritten blieb sie
vor Dario stehen. „Er ist auf unsere Bitte gekommen. Und setzt
sein Leben für uns ein.“ Sie schluckte. „Jedenfalls
das seiner Männer!“
„Er
hat gewusst,
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