Königliche Republik (German Edition)
d'Oñate Iñigo Vélez de
Guevara in der Bucht von Neapel eingetroffen. Man munkelte, nicht nur
Kardinal Filomarino habe Kontakt zu ihm aufgenommen, sondern auch
Gennaro Annese.
Mazarin
entsandte erneut ein halbes Dutzend Kriegsschiffe nach Neapel und
Ludwig XIV. hatte Weizen für die hungernden Neapolitaner
gekauft. Dies allerdings wussten sie nicht.
Gina
stand am Herd und scheuerte mit vor Anstrengung gerötetem
Gesicht die Töpfe. Sie sah nicht einmal auf, als Mirella die
Küche betrat. „Willst du frühstücken?“
„Ja,
Gina; das wäre schön.“
„Es
gibt noch ein Stück Foccaccia mit Zwiebeln.“ Sie
ging zur Hintertür, kippte den fettigen Sand in einen Eimer und
schaufelte sauberen in den Topf.
Mirella
öffnete die Tür zur Speisekammer. Der verführerische
Duft von geräuchertem Speck stieg ihr in die Nase. Sie blickte
hoch. Das Stück, das unter der Decke der Speisekammer hing, war
riesig. Bestimmt wog es vier oder fünf Kilo. „Speck! Wie
hast du das geschafft?“
„Einer
der Herren hat ihn mir gegeben, die unten bei Dario sitzen.“
Das
Souterrain diente weiter als Kontor; im neuen Lagerhaus am Kai waren
nur die Aufzeichnungen für die jeweils dort vorhandene Ware. Es
bedeutete zwar, dass die Bücher zum Teil doppelt geführt
werden mussten, aber die wichtigsten Unterlagen mochte Enzo nicht
mehr aus den Augen lassen.
„Beeindruckend.“
Mit der Foccaccia in der Hand setzte sich Mirella an den Tisch
und biss ab. „Was sind das für Leute?“
„Ich
weiß nicht.“ Gina hörte auf zu scheuern und wischte
sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn. „Man
hat sie mir nicht vorgestellt.“
„Ach
komm, Gina. Warum sitzt Vater im Salon und Dario mit ihnen im
Kontor?“
„Weil
sie nichts mit deinem Vater zu tun haben.“
Wenn
sie nichts mit Enzos Geschäften zu tun hatten, dann war das
nicht logisch. Und seit wann traf sich Dario zu Hause mit Fremden und
nicht in einem Wirtshaus? Mirella aß den letzten Bissen der Foccaccia ; dann nahm sie die Kaffeekanne aus dem Schrank. „Für
den Speck haben sich die Herren mindestens einen Kaffee verdient.“
Gina
sah sie einen Augenblick argwöhnisch an; dann schrubbte sie mit
vermehrter Anstrengung weiter.
Mirella
setzte den Kaffee auf und schürte das Feuer im Herd. Wieder
erntete sie einen argwöhnischen Blick. Sie lächelte Gina
an. „Ich kümmere mich schon; bleib du nur bei deinen
Töpfen.“
Im
Salon sah sie nach der Zuckerdose; aber da war nichts zu machen. Der
schäbige Rest reichte nicht einmal mehr für einen kleinen
Löffel. Also ging sie nur mit den Tassen hinunter ins Kontor.
Zwei
Männer in brokatbesetzten Gehröcken saßen Dario
gegenüber am Tisch.
Als
sie die Tür öffnete, hielt einer der Männer in einer
Geste inne, als habe er mitten im Satz aufgehört zu sprechen.
Sie nickte den beiden zu.
„Möchten
die Herren Milch zum Kaffee?“
„Zucker
bitte, Signorina.“ Der Mann im taubenblauen Rock sah sie
fragend an. „Falls Sie Zucker hat.“
„Es
tut mir leid.“
„Bald
wird es wieder Zucker geben; und alles andere auch.“
„Glaubt
Er das wirklich?“ Mirella riss die Augen auf, die Naive
vorgebend. Hoffentlich wurde Dario nicht stutzig. „Ein gutes
Stück Kuchen endlich wieder; das wäre wie ein Geschenk des
Himmels.“
Der
Mann lächelte. „Hätte ich das gewusst, so hätte
ich Ihr Kuchen statt Speck mitgebracht, Signorina ...?“
„Mirella;
meine Schwester.“ Dario wollte sie loswerden; keine Frage.
Der
Mann erhob sich halb aus seinem Sessel. „Marotti aus Nocera. Es
ist mir ein Vergnügen, Signorina.“
Mirella
reichte ihm damenhaft die Hand und tat dann einen Schritt auf den
anderen Mann zu.
Der
erhob sich daraufhin ebenfalls und sie streckte ihre Hand noch einmal
aus. „Michele Petrarca aus Taranto.“
„Ich
bringe gleich den Kaffee.”
Mit
schwingenden Röcken stieg sie zur Küche hoch. Der Kaffee
blubberte mit leisen Tönen. „Die Herren sind aus Nocera
und Taranto. Und scheinen in der Lage, sogar Kuchen zu besorgen.“
Sie griff nach dem Filzlappen, der neben dem Herd hing, und nahm die
Kanne vorsichtig herunter. „Nur sprechen sie etwas seltsam
dafür.“
Gina
gluckste. „Das habe ich gleich gemerkt, dass es Fremde sind.“
„Vielleicht
gelingt es mir herauszufinden, woher.“
„Spanier;
was sonst.“
Mirella
schüttelte im Hinausgehen den Kopf. „Den Akzent hätte
ich erkannt.“ Sie blickte sich nach Gina um. „Und du
gewiss auch.“
„Wohl
wahr.“ Ginas Gesicht
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