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Königliche Republik (German Edition)

Königliche Republik (German Edition)

Titel: Königliche Republik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annemarie Nikolaus
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schlüpfte aus dem Bett, warf sich ihren Umhang über
und öffnete die Tür einen Spalt.
    Kerzenlicht
zeichnete flackernd die Umrisse des Geländers vor ihr auf den
Boden. Dario kam auf Strümpfen; die Kerze in der einen, die
Stiefel in der anderen Hand.
    Mirella
wartete, bis er den Absatz erreicht hatte; dann öffnete sie ihre
Tür ganz. „Komm zu mir ins Zimmer. Oder ich rede so laut,
dass Mamma aufwacht.“
    „Mamma
wacht nie auf.“ Er feixte, aber trotzdem folgte er ihr.
    Mirella
nahm ihm die Kerze ab und zündete damit ihre Öllampe an.
    Er
nahm den Umhang von der Schulter; er war beinahe trocken. „Wo
warst du? Wer hat dich nach Hause gebracht?“
    „Wie
kommst du darauf?“
    Sie
deutete auf seinen Umhang. „Er müsste klatschnass sein;
aber er hatte Zeit zum Trocknen und ist dann trocken geblieben.“
    „Naseweis!“
Er sah sie eindringlich an. „Spionierst du mir nach?“
    „Wir
machen uns Sorgen!“ Sie hieb mit der Faust aufs Bettgeländer.
„Stefania möchte einen Vater für ihr Kind!“
    Er
starrte sie ratlos an.
    „Hat
sie es dir immer noch nicht gesagt?“
    Darios
Mund stand offen. „Das kann nicht sein!“ Keuchend atmete
er aus.
    „Wieso?
Habt ihr nicht ... Ich meine ....“ Wie fragte man einen Mann,
ob er die Ehe schon vor der Trauung vollzogen hatte?
    In
Darios Augen begann es zu glitzern. „Sie hat mir nichts gesagt
– wieso dir?“
    „Mir
hat sie auch nichts gesagt – aber jede Frau kann es ihr
ansehen; sogar ich.“
    „Deshalb
drängt sie so darauf, nicht bis zum Ende des Krieges zu warten.“
Darios Stimme wurde rau. „Sie muss ... Es ist so lange her ...“
    Mirella
zählte an den Fingern nach, wie viel Zeit seit Darios Festnahme
in Aversa vergangen war. „Ich kann nicht glauben, dass du es
ihr nicht angesehen hast“, sagte sie schließlich. „Es
wird allerhöchste Zeit, dass ihr heiratet.“ Sie drückte
seine Hand. „Und dass du aufhörst, dich in Gefahr zu
begeben.“
    „Mirella,
es muss so schnell wie möglich ein Ende haben mit diesem Krieg.
Und es gibt wenige Mittel, das zu erreichen.“ Er strich ihr
eine Locke aus der Stirn. „Deine Franzosen können ihn
nicht gewinnen – sie können nur die unvermeidliche
Niederlage hinauszögern. Wozu soll das gut sein?“
    „Ja,
wozu?“ Alexandre könnte fallen; selbst wenn de Guise ihn
hier in der Stadt behielte.
    „Und
doch hast du heute darum gespielt, dass Albert das Kommando über
die Truppen übernimmt. Warum?“
    „Wer
könnte sie besser führen, so lange de Guise seinen
Heermeister gefangen hält?“
    „Er
kann nicht mehr gewinnen.“
    „Das
glaube ich nicht.“ Unvermittelt brach sie in Tränen aus.
„Es wäre alles umsonst und sinnlos gewesen. Und mit den
Spaniern kämen die Steuern zurück.“
    „Das
Volk hungert jetzt mehr als zuvor.“
    Sie
ballte die Fäuste. „Daran sind die Barone schuld, die die
Wege in die Stadt blockieren! Sie ruinieren ihre eigenen Bauern, weil
die keinen Markt mehr haben.“ Sie sprang auf. „Sie müssen
verrückt sein –es ist doch auch ihr Schaden.“
    „Es
gibt Wichtigeres als ein paar Carlini.“
    Mirella
lief auf und ab. „Ja, das gibt es. Freiheit.“ Gehen
können, wohin man will. Und mit wem man will.
    Dario
grinste sie spöttisch an. „Magst du den goldenen Käfig
nicht mehr, der in Madrid auf dich wartet?“
    „Ich
werde Felipe um deinetwillen heiraten. Und damit Stefania den Mann
kriegt, den sie so sehr liebt, dass ...“ Dario war ihr fremd
geworden in den letzten Monaten. Er schien nicht einmal zu begreifen,
welches Opfer sie ihm brachte.
    „Du
bist die großartigste Schwester, die sich einer wünschen
kann.“ Er zog sie an sich und küsste sie auf die Stirn.
„Ich habe es schon immer gewusst; und jetzt mehr denn je. Am
Sonntag wird das Aufgebot verlesen.“ Er lächelte
verschmitzt. „Der Schneider in Caivano wird ein äußerst
passendes Kleid für Stefania nähen.“ Er ging zur Tür
und öffnete sie leise. „Schlaf weiter. Noch haben nicht
einmal die Hähne gekräht.“
    „Du
hast auf Edoardo gewartet – warum?“
    „Die
Kämpfe müssen ein Ende haben.“
    Damit
war sie ja einverstanden – aber hatte er den richtigen Weg
dafür?

Sonntag, 22. März 1648
    Die
Spanier verzeichneten zwar militärische Erfolge, aber die
politischen Entscheidungen Don Juans brachten die Neapolitaner mehr
und mehr gegen ihn auf, statt für Befriedung zu sorgen. Deshalb
hatte der spanische König den nächsten seiner Granden zum
Vizekönig ernannt.
    Anfang
März war Graf

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