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Königliche Republik (German Edition)

Königliche Republik (German Edition)

Titel: Königliche Republik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annemarie Nikolaus
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Aber mehr noch
überraschte sie, dass Rita klüger war als Enzo: Er hatte
ihren Einwand ohne nachzudenken akzeptiert. Sie schmunzelte einen
Augenblick. „Ich wollte nur ...“
    „Hast
du etwas in Erfahrung gebracht?“
    „Ich
war bei Stefania. Das Fenster war offen; ich bin wie früher in
ihr Zimmer geklettert – wie Dario.“ Müde rieb sich
Mirella die Augen und gähnte unterdrückt.
    Rita
lächelte. „Sie lieben sich, Mirella. Dafür braucht es
den Segen der Kirche nicht.“
    „Aber
sich segnen lassen wäre gewiss weise. Weil ...“
    „Was,
mein Kind?“
    „Ist
es nicht eine Strafe für die Sünde,... weil damit die Sünde
öffentlich wird ...“ Wie sollte sie es Rita nur sagen;
durfte sie es ihr überhaupt sagen?
    „Es
ist keine Sünde, beieinander zu liegen, wenn man sich aufrichtig
liebt. Sonst hätte Gott es nicht so eingerichtet, dass wir
Gefallen aneinander finden.“ Rita starrte mit einem versunkenen
Lächeln ins Feuer.
    Sie
hatte sie falsch verstanden, oder? Mirella kaute auf ihren Lippen
herum.
    „Freilich
warten viele dennoch, bis ihr Bund öffentlich anerkannt ist. Um
der Kinder willen.“ Rita wandte den Blick zurück zu ihr.
„Wie leicht kann es passieren, dass ein Kind ohne die
offizielle Anerkennung durch die Familie aufwachsen muss. Eine Frau
sollte gewiss sein, dass dem Vater des Kindes nichts zustößt.
Oder dafür sorgen, dass sie nicht schwanger wird – in
welcher Weise auch immer.“
    Mirella
fuhr hoch. „Mamma, wie meint Sie das?“
    „Was
denkst du, warum wir nur euch beide haben?“
    Wenn
sie nachdenken würde, hätte ihr schon längst auffallen
müssen, dass sie Enzo regelmäßig nicht einmal in ihr
Zimmer ließ. Mirella schnaufte. „Weiß Dario das?“
    „Das
ist Frauensache.“
    Endlich
hatte sie das Gespräch an der richtigen Stelle. „Stefania
hat es nicht getan.“ Hatte sie das sagen dürfen? Sie
musste wohl, damit Rita ihr half, Dario zur Vernunft zu bringen.
    Sie
schielte hoch. Das wandernde Licht der Flammen ließ Rita jung
erscheinen. „Schade, dass ihr nicht mehr als zwei Kinder haben
wolltet. Ich hätte gerne eine Schwester gehabt.“
    „Stefania
kann sie dir nicht ersetzen?“
    „Stefania heiratet bald ...“
    „Das
tun alle Schwestern.“
    Mirellas
Gedanken waren schon wieder durcheinander geraten. „Sie haben
beieinander gelegen; und das schon vor Monaten.“
    „Darum
hat Dario sich beeilt, das Aufgebot verlesen zu lassen. Und darum
warst du beim Dogen. Damit er frei ist zu heiraten, bevor der
Marchese erfährt, dass seine Tochter ein Kind trägt.“
    „Oder
die Marchesa.“
    Rita
lächelte. „Sie weiß es gewiss. Sie sieht es genauso
gut wie du. Aber wenn wir nicht gezwungen sind, darüber zu
sprechen, können wir so tun, als sei nichts.“
    „Dann
liegt es jetzt an Dario – und das macht mir Angst.“
    „Er
wird lernen, Rücksichten zu nehmen. Die Familie kommt stets an
erster Stelle.“
    „So
verhält er sich nicht.“
    „Weiß
er es denn?“
    Mirella
nickte. „Ich habe es ihm gesagt. Aber Stefania selber sieht
keinen Grund, ihn zu mäßigen. Es ist doch nicht damit
getan, dass sie dem Kind seinen Namen geben kann. Wenn er noch einmal
festgenommen wird ...“ Sie kaute auf ihrer Wange herum. „Ich
habe alles getan; und er ...“
    „Sei
gewiss, dass er es zu schätzen weiß. Er wird nichts
Unüberlegtes tun.“
    „Doch!
Nein; gewiss hat er sich überlegt, was er tut. Und er ist zu dem
Schluss gekommen, weiter mit den Baronen zu paktieren.“ Ganz
sicher waren es immer noch die Barone; die Spanier brauchten ihn
nicht. „Wenn Sie mit ihm reden würde?“
    „Dein
Bruder ist ein Dickkopf; sprich mit deinem Vater darüber.“
    „Ich
glaube, das macht ihn nur noch sturer. Zudem wird er gerade jetzt
wütend sein – sie sind beide wütend.“
    Rita
lachte. „Das ist nichts Neues in den letzten Monaten. Doch das
ändert nichts daran, dass sie einander schätzen und
füreinander da sind.“
    „Aber
Vater will nicht mit uns essen heute Mittag.“
    „Wegen
Dario?“ Nun klang doch so etwas wie Panik in ihrer Stimme.
    „Wegen
dem Speck, den Gina heute servieren wird. Er ist ein Geschenk der
beiden Fremden.“
    Das
war die falsche Antwort gewesen; Rita entspannte sich sichtlich. „Ich
kann Dario nichts raten. Er hat seine eigenen Vorstellungen, was für
die Stadt gut ist!“
    „Mamma!
Es ist vielleicht nicht so schwer. Dario scheint gerade nicht mit
allem einverstanden zu sein. Vielleicht braucht man nur seinen
Zweifel zu unterstützen und

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