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Königliche Republik (German Edition)

Königliche Republik (German Edition)

Titel: Königliche Republik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annemarie Nikolaus
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Dario auf Neapolitanisch.
    „Warum?“,
fragte Albert de Grignoire.
    Dario
wurde rot.
    Albert
lächelte unschuldig. „Es gibt viele Italiener bei uns in
Frankreich. Und die meisten, die dem Herzog gefolgt sind, sprechen
Italienisch. Das war eine seiner Bedingungen. Darum verstehen wir
auch ein wenig von eurem Neapolitanisch.“ Er machte eine
Kopfbewegung zur Tür. „Wenn man nicht andere Fähigkeiten
besitzt oder den Enthusiasmus des Marquis.“
    Dort
stand der junge Soldat aus der Kirche. Er sah sich um; dann ging er
zum Dogen.
    „Wer
ist das?“, entfuhr es Mirella. „Er ist mir in der Kirche
aufgefallen.“
    Albert
sah sie fragend an.
    „Weil
...“ Plötzlich hatte sie einen trockenen Mund und griff
hastig nach ihrem Glas, um ihre Verlegenheit zu überspielen. „Er
scheint eine besondere Stellung zu haben. Dabei sieht er aus wie ...
Er scheint noch sehr jung zu sein.“
    Albert
musterte sie eindringlich; er schmunzelte offen über ihre
Verlegenheit. Aber als er dann antwortete, schwang Traurigkeit in
seiner Stimme. „Manche mussten früher erwachsen werden als
ihnen gut tat. Italien kann sich glücklich schätzen, dass
die Ideen eines Luther oder Calvin nicht Fuß fassen konnten.“
    „Es
braucht keine Religion, um Krieg zu führen.“ Mirella wies
mit ihrem Glas zu den Fenstern. „Habt Ihr Euch die Zeit
genommen, unsere Stadt anzusehen?“
    „Aber
dieser Feind kommt von außen.“
    Dario
legte ihr die Hand auf den Arm, als wolle er sie zum Schweigen
bringen. „Mirella will damit sagen, dass die Zerstörung
die gleiche ist, egal aus welchem Grund ein Krieg geführt wird.“
    Das
hatte sie nicht sagen wollen; aber sie schwieg nun doch. Anscheinend
hatte sie einen Punkt berührt, den Dario nicht vertieft sehen
wollte.
    Albert
schüttelte den Kopf. „Der Feind in der eigenen Familie ist
schlimmer.“
    Mirella
sah ihn erschrocken an. „Das tut man nicht.“
    „Habt
Ihr vergessen, wer Abel erschlagen hat?“
    Sie
hielt die Luft an und starrte zu dem jungen Marquis. „Was ...“
    „Der
König ließ seinen Vater hinrichten, obwohl er ihn seinen
Freund nannte. De Guise hat sich seiner angenommen, als er Erzbischof
in Reims war. Und dann ist Alexandre ihm gefolgt.“
    Alexandre.
Mirella wagte noch einen scheuen Blick.
    De
Guise legte sein Besteck beiseite und folgte ihm nach einer
Entschuldigung an die Tischgäste. Als der Marquis sich zur Tafel
umwandte, vertiefte sie sich schnell in ihren Teller und hob den Kopf
erst wieder, als sie aus den Augenwinkeln sah, dass er zusammen mit
de Guise den Saal verlassen hatte.
    Während
die mit Ricotta und Zimt gefüllten Sfogliatelle aufgetragen wurden, erklangen durch die zum Ballsaal geöffneten
Türen die Klänge von Streichinstrumenten, die gestimmt
wurden. So hatte Enzo Recht gehabt. Unwillkürlich hob Mirella
ihre Fersen und bewegte die Füße im Takt einer imaginären
Musik. Da der Doge zum Tanz lud, rechnete er gewiss nicht mit Krieg.
    Ein
Lakai kam und flüsterte Enzo etwas zu; er stand auf.
    „Amüsiert
euch, Kinder. Ich habe zu tun.“ Er folgte dem Diener hinaus.
    Auch
Albert de Grignoire stand auf. „Tanzt Ihr,
Signorina Scandore?“
    Mirella
bejahte und strahlte ihn an.
    Albert
ging in Richtung des Ballsaals und drehte sich erst an der Tür
nach ihr um. Aber sie saß noch immer auf ihrem Platz und wusste
nicht recht, ob es voreilig wäre, wenn sie jetzt auch aufstünde.
    „Amüsiere
dich, Schwesterchen. Felipe ist weit weg.“
    Mirella
zuckte zusammen; Enzo hatte sie davor gewarnt, ihre Beziehung zum
Neffen des Vizekönigs anzusprechen. „Dann erinnere mich
nicht an ihn“, zischte sie in der Hoffnung, dass Dario begriff.
Nun stand sie doch auf.
    Albert
wartete immer noch auf sie. Als sie dicht vor ihm stand, fiel ihr
eine dünne weiße Narbe auf, die sich von seinem rechten
Ohr bis zum Kragen hinunterzog.
    „Ihr
müsst mich die neapolitanischen Tänze lehren, denn ich habe
vor, lange hier zu bleiben.“ Seine schmalen Finger strichen
sanft ein Stück ihren Arm entlang und er sah sie eindringlich
an.
    Nun
gut; wenn er ihr den Hof machen wollte, dann würde sie es
genießen. „Ich werde mir Mühe geben. Doch ich lasse
mich zuweilen aus dem Takt bringen.“
    „Von
Männern, die Euch auf die Füße treten in ihrem
Ungeschick?“ Er blickte nach unten zu ihren hochhackigen
Brokatschuhen. „Ich werde mir Mühe geben.“
    Aus
dem Ballsaal erklang eine Pavane. Mirella lächelte Albert an.
„Wir haben beide Glück. Fürs Erste hat das

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