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Königliche Republik (German Edition)

Königliche Republik (German Edition)

Titel: Königliche Republik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annemarie Nikolaus
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standen
Flaschen aus Spanien.
    „Ob
denen unser Wein schmecken wird?“ Dario feixte. „Man
behauptet, die Franzosen seien verwöhnt.“
    Mirella
deutete auf die Wasserkaraffen. „Vielleicht trinken sie
überhaupt keinen Alkohol heute Abend. Ich habe den Eindruck, sie
sind wachsam.“
    „Wie
kommst du darauf?“ Er klang überrascht.
    „Hast
du nicht gesehen, dass der Herzog sein Gefolge zwischen uns
platzieren ließ? Sofern sie Neapolitanisch sprechen, verstehen
sie alles, was wir sagen.“
    „Und
ich wette, manch einer versteht es. Du bist sehr aufmerksam.“
Er nickte ihr anerkennend.
    Ein
hochgewachsener blonder Franzose mit dunklem Schnauzer stellte sich
Mirella gegenüber hinter den Stuhl. „Ich bin Albert de
Grignoire, Chevalier de Verzy.“ Es klang, als müssten sie
wissen, wer er war.
    Mirella
grüßte ihn mit einem sparsamen Lächeln; noch einer,
der kaum erwachsen war. Wie wollte de Guise mit solchen Soldaten den Tercio de Nápoles besiegen, der als eine der besten
Armeen der Welt galt?
    An
der Tür wichen die Gäste plötzlich zur Seite. Zwei
Soldaten betraten den Saal, dann folgte de Guise. Sie flankierten
ihn, während er zu seinem Platz an der Stirn der Tafel ging.
    Mirella
spähte nach den Händen der Männer: Tatsächlich
umklammerten sie die Griffe ihrer Schwerter. „Sie scheinen uns
nicht zu trauen.“
    Enzo
bedachte sie mit einem Blick unter hochgezogenen Brauen.
    „Mademoiselle,
Euch traut gewiss jeder. Aber wir wissen sehr wohl, dass sich manche
nach der Rückkehr der Spanier sehnen.“ Albert de Grignoire
sah sie mit einem Funkeln in den Augen an.
    „Da
hat er recht“, knurrte Dario auf Neapolitanisch.
    Während
die übrigen Männer de Guises den Saal betraten, musterte
Mirella sie einen nach dem anderen. Manche waren in de Guises Alter,
viele um einiges jünger. Gewiss war die Fahrt nichts für
Greise gewesen. Wo war der Soldat aus der Kirche? Kopfschüttend
fragte sie sich, warum sie das interessierte.
    Freundschaftliche
Kontakte, hatte Dario gesagt. Sie lächelte ihrem Gegenüber
zu. „Ich habe gehört, ihr seid über See gekommen,
Chevalier. War das nicht ein Risiko zu dieser Jahreszeit?“
    De
Grignoire schien einen Moment zu zögern. „Eure Sorge ehrt
Euch, Mademoiselle. Der Landweg wäre jedoch ein ungleich
größeres Risiko gewesen.“
    „Was
hattet ihr zu befürchten?“ Dario belauerte den Franzosen
unverhohlen.
    Der
musterte ihn ebenso unverhohlen. „Ihr mögt uns nicht
sonderlich, Signore; habe ich recht?“
    Dario
schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht. Ich weiß
nicht, was ich von all diesem halten soll.“ Mit einer weit
ausholenden Bewegung umfasste er den ganzen Saal. „Die Spanier
mochte ich nicht; dessen bin ich sicher.“ Er tätschelte
Mirellas Arm. „Meine Schwester kann ein Lied davon singen.“
Er ließ sie wieder los. „Ich traue erst dann jemandem,
wenn ich ihn kennen gelernt habe.“
    De
Grignoire nickte. „Ihr habt so unrecht nicht, Signore
...“
    „ Scandore. Dario Scandore.“ Er streckte dem Franzosen über den
Tisch die Hand entgegen. „Meine Schwester Mirella. Unser Vater
handelt mit Tuch.“ Dario deutete auf Mirellas Kleid.
„Vorwiegend aus Florenz, dem Ottomanischen Reich und den
Barbaresken–Staaten.“
    „Ich
wusste nicht, dass die in der Lage sind, gute Tuche herzustellen.
Colbert verkauft seine Lyoner Stoffe dorthin.“
    „Sofern
die Piraten ihn lassen.“
    Albert
nickte. „Sofern … Doch unsere Flotte ist besser als ihr
Ruf.“ Er grinste breit.
    Die
ersten Speisen wurden aufgetragen, trotzdem das untere Ende der
langen Tafel noch frei war.
    Mirella
aß langsam, um sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr sie
danach gierte, endlich wieder Fleisch zu essen. Von den Vorspeisen
nahm sie nur die mit Lupinen garnierten Ziegenfüße; aus
der Minestra fischte sie möglichst unauffällig die
Filetstückchen und den Speck heraus und verschmähte den
mitgekochten Blattsalat.
    Fasziniert
verfolgte sie währenddessen Darios Geplauder mit dem jungen
Franzosen: Das war eine Seite an ihm, die er selten so ausgiebig
nutzte – verbindlich sein. Er führte etwas im Schilde
damit. Nur was?
    Eine
Gruppe Milizionäre betrat den Saal und nahm am Ende der Tafel
Platz. Beim Vizekönig wäre es undenkbar gewesen, dass
gemeines Volk mit den Patriziern oder gar den Adligen an einem Tisch
saß. Aber der neue Doge stand sogar auf, hob ihnen sein Glas
entgegen und sprach einen Toast auf sie als die Verteidiger der
Stadt.
    „Opportunist“,
murmelte

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