Königliche Republik (German Edition)
Stimme klang unbeteiligt, als frage er aus Konvention; eine
uninteressierte Frage an eine Braut, die erklärte, sie wolle
nicht mehr heiraten.
„Ich
war jung und dumm, als ich Felipes Werben angenommen habe.“
„Es
ist kaum ein Jahr zurück.“
„Das
wisst Ihr?“
Er
lachte verhalten; dieses Lachen nahm ihr jedes Mal den Atem. „Und
jetzt seid Ihr alt und klug?“
„Klüger
gewiss.“ Sie reckte den Kopf. „Ich bin kein kleines
Mädchen mehr.“
„Nein.
Ihr seid eine mutige Frau, die ein Ziel hat.“
Ihr
Herz schlug heftiger. „So schätzt Ihr mich ein?“
Er
knurrte zornig. „Ich erkenne Euch an, Mirella. Und immerhin
...“ Er blickte zum erleuchteten Schloss zurück. „Ich
bin frei, weil Ihr Henri belogen habt. Ich muss Euch dafür
danken. Aber Ihr hattet keinen ehrenhaften Grund.“
„Monsieur!“
Er
kam ihrer Bewegung zuvor und hielt sie auf der Bank. „Bleibt
sitzen, Mirella. Ihr tut besser daran, kein Aufsehen zu erregen. –
Außer durch Euren Tanz.“
„Alexandre,
was soll das heißen?“
„Hütet
Euch! – Ihr Scandore seid eine gefährliche Familie.“
Nun stand er selber auf. „Und sagt Eurem Bruder, dass nicht
jeder ihm traut.“
Allein
gelassen, fröstelte es Mirella – und nicht nur, weil ihr
seine Wärme fehlte. So glaubte Alexandre noch immer an Darios
Beteiligung an einer Verschwörung? Warum tat er dann nichts
dagegen?
Sie
sprang auf und lief zurück. Aber er war schon in der Menge der
Ballgäste verschwunden; nirgends entdeckte sie seine Tigermaske.
Albert
tauchte vergnügt brummend auf. „Nun entkommt Ihr mir nicht
mehr!“ Er legte seine Pranke auf Mirellas Schulter und sie
überlief eine Gänsehaut. Plötzlich hatten seine Worte
eine tiefgründigere Bedeutung.
Aber
der Tanz kam ihr gelegen; da konnte sie unauffällig mit ihm
reden. Sie knickste andeutungsweise. „Wenn er mich nur nicht
frisst, der Bär.“
Das
Kostüm behinderte ihn; oder kam es ihr nur so vor, weil sie ihn
jetzt mit Alexandre verglich? Tanzte er immer so viel steifer als
dieser? „Ihr habt mich angelogen, Albert.“
„In
welcher Angelegenheit, Mirella?“
„Dass
Alexandre nie tanze. Er kann es zu gut.“
„Ich
sprach nicht von seiner Vergangenheit, sondern von der Gegenwart.“
„Aha.
Und seit wann gibt es diese Gegenwart?“
„Ihr
müsst nicht alles wissen. Mirella, Ihr seid zu neugierig.“
Er ließ sie los und eine Drehung alleine machen. „Das ist
keine Tugend.“
„Lügen
auch nicht.“ Sie kam sich schlau vor mit ihrer Antwort, aber
nicht lange.
„Warum
tut Ihr es dann?“ Er brachte den Mund dicht an ihr Ohr.
„Mirella, nehmt Euch in Acht. Noch haben die Spanier nicht
gewonnen.“
Aufgebracht
trat sie ihm auf den Fuß. „Was tue ich denn?“
„Wenn
ich das wüsste, wäre mir wohler. Aber noch mehr, wenn ich
wüsste, was Euer Bruder vorhat. Warum hat er den Marchese
denunziert?“
„Er
ist sicher, dass das Landhaus ein Treffpunkt ist.“
„Das
wird ihm die Principessa kaum verraten haben – auch wenn
sie seine Verlobte ist.“
„Wenn
man jemanden wirklich liebt ...“
„Sicher;
aber worin besteht der Nutzen? In diesem Fall?“
„Das
ist doch sonnenklar: Der Doge hat Darios Arrest aufgehoben. Er kann
sich frei bewegen und heiraten, wie sie es seit Langem wünschen.
„Mir
ist nicht bekannt, dass Filomarino das Aufgebot verlesen hätte.“
„Es
ist erst eine Woche her ...“ Sie rechtfertigte sich und wusste
doch, dass es unklug war. Je länger sie mit ihm diskutierte,
desto größer wurde die Gefahr, dass sie etwas Falsches
sagte. „Ich will tanzen heute Abend, nicht räsonieren.“
„Ihr
hattet gefragt.“
„Und
Ihr habt geantwortet.“ Sie war ungezogen; aber das war ihr
egal. „Habt Ihr meine Freundin gesehen?“ Mirella blickte
sich um, als der Tanz zu Ende war. Aber in Wahrheit suchte sie
Alexandre.
„Die
schöne Fee ist dort.“ Albert lenkte ihren Blick auf
Stefania, die allein stand, während Dario sich mit einigen
älteren Männern unterhielt.
„Wollt
Ihr aufbrechen? Es ist nicht mehr lang bis Mitternacht.“
„Wir
bleiben gewiss so lange.“ Was trieb Dario dort, abseits von
Stefania? Wer waren diese Männer? Jetzt misstraute sie ihm auch
schon. Sie wollte Alexandre wiederfinden. „Ich bin neugierig zu
sehen, wen de Guise eingeladen hat.“
„Niemanden.
Sein Sekretär hat sich beraten lassen, als er die Liste
erstellte. Von Genoino.“
„Dann
ist es noch interessanter zu sehen, wer nicht hier ist.“
Albert
brummte. „Ihr
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