Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Königliche Republik (German Edition)

Königliche Republik (German Edition)

Titel: Königliche Republik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annemarie Nikolaus
Vom Netzwerk:
aufsuchte, erschrak sie vor ihrem eigenen Spiegelbild.
Die schlaflose Nacht ließ sie noch bleicher wirken als sie nach
diesem Winter eh schon war. Wie sollte sie so Albert beeindrucken?
Könnte sie doch auch an diesem Morgen eine Maske tragen. „Ich
sehe aus wie eine Leiche.“
    „Leichen
sind grün im Gesicht.“ Rita schmunzelte. „Die Blässe
steht dir, Kind. Aber das Kleid hängt an dir wie ein Sack. So
solltest du nicht herumlaufen.“ Sie nahm ein breites Seidentuch
aus der Kommode. „Versuch es damit.“
    Mirella
schlang sich das Tuch um die Taille. „So sehe ich noch dünner
aus!“
    „Du
brauchst kein Mieder.“ Rita strich ihr über die Hüfte.
„Das fühlt sich auch besser an. Du verströmst mehr
Wärme, mehr Lebendigkeit, wenn du dich frei bewegen kannst.“
Sie löste aber das Tuch und legte es Mirella zu ihrer
Überraschung als Schärpe über die Schulter.“ Das
ist nicht Mode, aber wirkungsvoll.“ In der Taille band sie ihr
eine prächtige Schleife, in die sie zwei weiße Magnolien
steckte. „Sie lenken von deinem Gesicht ab; so wirkst du
weniger blass.“

    Edoardo
empfing sie in der Eingangshalle, als sei kein Tag vergangen seit dem
letzen Spiel. Dario begrüßte er mit besonderer
Herzlichkeit; doch Dario reagierte so kalt, dass Edoardo errötete.
„Der Chevalier de Grignoire erwartet Ihn schon, Signor
Scandore. Und Seine Verlobte ist auch da.“
    Damit
waren sie zu viert. Hieß das, das Alexandre nicht mitspielte?
Vor Enttäuschung stiegen Mirella Tränen in die Augen.
    Dario
stürmte regelrecht in den Saal. „Stefania, Liebste, du
hast mir nichts verraten.“
    Albert
lachte amüsiert. „Das konnte sie nicht; Ihr wart doch vor
ihr gegangen.“
    „Wo
ist Alexandre?“ Auch wenn sie nur gekommen war, um mit Albert
zu reden; sie musste doch fragen.
    „ Bei
de Guise.“ Anders als sie erwartet hatte, quittierte
Albert ihre Frage aber nicht mit einem verschwörerischen
Grinsen. Das erinnerte sie an das letzte Spiel und ihr kroch ein
eisiger Hauch über den Rücken.
    Dario
zog die Augenbrauen hoch; dann ließ er sich von Edoardo einen
Schläger geben. „Lasst mich sehen, wie gut ich noch
spielen kann.“ Mit einer Handbewegung hieß er Edoardo,
die Kugeln zu platzieren. „Hat der Marquis de Montmorency heute
keine Truppen zu inspizieren?“ Er presste den linken Arm an
seine Seite und visierte eine Kugel an.
    „Du
weißt sehr wohl ...“
    Er
wirkte angestrengt und konzentriert, bevor er einhändig
abschlug. „Was sollte ich wissen?“
    „Dass
das nie seine Aufgabe war.“
    Die
Kugeln klackten gegen die Bande, zwei rollten an den Seitenrändern
entlang.
    „Wie
klug du bist, Schwester.“ Dario warf ihr einen kurzen Blick zu;
dann zielte er auf die beiden Kugeln, die nebeneinander an der Bande
lagen. „Aber braucht der Doge nicht einen neuen Heermeister?“
    „Den
müsste er längst haben.“ Mirellas Entgegnung brachte
ihr einen überraschten Blick Alberts ein.
    „De
Guise hat mehr als einmal selber eine Armee geführt; er braucht
keinen Heermeister.“ Albert klang so sarkastisch, dass selbst
Dario ihn erstaunt ansah.
    Mirella
holte tief Luft; dann wagte sie ihren Vorstoß. „Aber um
Neapel zu regieren, muss er eine Menge mehr tun als ein paar
Schlachten zu schlagen. Er kann nicht alles alleine machen. Warum
wollt nicht Ihr die Truppen führen, Albert? Ihr könntet es
gewiss auch.“
    Albert
fiel die Kinnlade herunter. „Mirella, Ihr habt Euch verändert.
Seit wann redet Ihr nicht mehr über Kleider, sondern über
Armeen?“
    „Seit
es die Armee der Neapolitaner ist.“ Sie sah ihn fest an. „Lasst
Ihr uns im Stich?“
    „Nein,
Mirella.“ Sie atmete auf; aber er setzte hinzu. „Ihr
selber lasst einander im Stich.“ Er wandte sich an Dario. „Ist
es nicht so, Dario? Gibt es nicht immer mehr, die auf die Rückkehr
der Spanier setzen? Und manch einen, der einiges dafür tut?“
    „Die
spanischen Truppen haben mehr als die Hälfte der Stadt
zurückerobert.“ Dario schien sich auf das Billard zu
konzentrieren, aber in seinen Augen glitzerte es. Triumph? Häme?
Was auch immer, es war gewiss nichts Gutes.
    Albert
nickte. „Weil die Bevölkerung ihnen die Tore geöffnet
hat.“
    „Wenn
Ihr das glaubt, Albert“, ließ sich Stefania vernehmen,
„müsstet Ihr Euch dann nicht fragen, warum das so ist?“
    „Das
tue ich, Stefania; seid gewiss.“ Sein Blick ging zurück zu
Mirella. „De Guise hat viele gute Soldaten; er kann auf mich
verzichten.“
    Sie
stöhnte unwillkürlich

Weitere Kostenlose Bücher