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Königliche Republik (German Edition)

Königliche Republik (German Edition)

Titel: Königliche Republik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annemarie Nikolaus
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Dort blieb sie stehen und sah sich nach ihm
um. Sie hätte ihn direkt fragen sollen, ob Alexandre frei war.
Aber Albert tanzte immer noch; eine ältere Frau in einem
Fischerinnenkostüm hatte erstaunlich flink ihren Platz
eingenommen.
    Sie
ging langsam weiter. Hinter der Maske konnte sie unverhohlen die
Männer mustern, die an ihr vorbeigingen. Wenn Alexandre nicht
gleichfalls ein so komplettes Kostüm trug wie dieser Bär,
so würde sie ihn erkennen. Sofern er nur hier war.
    Ein
Mann in hohen Stiefeln und mit einem ausladenden Hut auf seiner
wallenden schwarzen Perücke blieb vor ihr stehen. „Ihr
wart ein wahrhaft bezaubernder Anblick, Signorina!“
    Mirella
versank mit einem Knicks in ihren Röcken; der Mann zog sie
schnell hoch. „Nicht doch. Wir sind alle inkognito heute!“
    Der
Schalk flog ihr zu. „Aber Ihr habt gezeigt, dass Ihr mich
erkannt habt!“
    „Ihr
habt es darauf angelegt.“
    Wohl
wahr. Mirellas Blick flog umher. Alexandre konnte nicht weit sein,
wenn dies tatsächlich der Doge war. Falls er frei war. Doch
keiner der Umstehenden hatte schwarze Haare.
    De
Guise reichte ihr den Arm und Mirella sah sich genötigt, ihn zu
ergreifen. „Es ist eine gute Gelegenheit, unauffällig
miteinander zu plaudern.“
    „Sire?“
    „Ich
will Euch danken, dass Ihr den Weg zu mir gefunden habt. Euer Bruder
hatte weit weniger Skrupel, den Vater seiner künftigen Frau
anzugeben als Ihr.“
    „Er
war sich sicher.“ Das war eine überflüssige
Bemerkung; sie log schon wieder ohne Grund. „Aber ich glaube es
einfach nicht. Der Marchese ...“
    „...
ist unerreichbar für uns. Das wisst Ihr wohl.“
    „Nicht,
wenn Ihr den Krieg gewonnen habt.“
    „Dieser
Krieg ist nicht mehr zu gewinnen.“ Zorn schwang in der Stimme
des Dogen. „Frankreich hat die de Guise einmal mehr verraten.“
    „Aber
Mazarin ...“
    „Das
wollte ich wissen. Ihr versteht doch etwas von Politik.“
    Unter
ihrer Maske wurde es Mirella heiß vor Verlegenheit. „Nein,
Sire.“
    Der
Herzog hob die Hand, um sie zu bremsen angesichts dieser Anrede und
da sie schon wieder nahe daran war, einen Knicks zu machen. „Kommt
ein wenig zur Seite.“
    „Zu
Hause redet man nicht viel über Politik. Ich kam nur zu Euch ...
Ich sehe doch, dass Ihr es gut meint mit den Menschen. Aber warum
dankt Ihr mir, obwohl Ihr mir nicht geglaubt habt?“
    „Es
war genug. Ich habe auch Eurem Bruder gedankt. Aber was Ihr sagtet,
hat größere Bedeutung für mich, als den Namen eines
Verschwörers mehr zu kennen.“
    Mirella
schluckte schwer. „Ich bin Eures Vertrauens nicht würdig.“
Das meinte sie ehrlich; sie wollte nicht mehr lügen müssen.
Ihr Blick irrte noch immer umher auf der Suche nach Alexandre. Oder
de Modène – der tanzte doch. Wenn er hier wäre,
wüsste sie, dass auch Alexandre frei war.
    „Ja,
warum denn nicht? Weil Ihr aus Eigennutz kamt und nicht, weil Ihr vom
Erfolg meiner Unternehmungen überzeugt seid?“
    Mirella
fühlte sich immer verwirrter von de Guises Andeutungen. „Was
hat es Euch genutzt?“ Die Frage war frech, aber in ihrer
Verwirrung schien sie ihr noch die beste von allen.
    „Das,
was sie auch Euch genutzt hat.“ Die Stimme de Guises klang, als
schmunzele er. „Dachtet Ihr, ich wüsste nicht, dass Euch
Eure Billard-Partner am Herzen liegen?“
    Mirellas
Gesicht glühte und sie war mehr als dankbar, dass sie eine Maske
trug.
    „Ich
brauche meine Männer noch – mehr denn je.“ Er nahm
ihre Finger zwischen beide Hände. „Und darum,
Mademoiselle, brauche ich auch Euch.“
    Erschrocken
entzog Mirella ihm die Hand. Ihr wurde bewusst, dass sie eine Maske
trug und der Herzog ihr Gesicht überhaupt nicht sehen konnte;
erleichtert atmete sie aus.
    „Albert
zürnt.“
    Albert?
Er verwirrte sie schon wieder; Albert hatte nichts von einem Zwist
mit dem Dogen gesagt.
    „Und
hat, scheint es, vergessen, warum wir hier sind. Ihr solltet ihn
daran erinnern.“
    „Ich?“
    „Erinnert
ihn daran, dass er es Euch und Neapel schuldet, das Kommando über
die Truppe anzunehmen.“
    Sie
fragte sich plötzlich, ob de Guise seinen falschen Verdacht
aufgegeben hatte. „Sagtet Ihr nicht soeben, dieser Krieg sei
nicht zu gewinnen?“
    De
Guise spannte sich. „Eben darum brauche ich ihn umso mehr.“
    „Ich
bezweifle, dass der Chevalier de Grignoire auf ein junges Mädchen
hört. Gewiss zählt viel mehr, was Ihr von ihm haltet.“
    „Das
weiß er.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich
räsoniere nicht mit Euch. Ihr kennt jetzt meinen ...

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