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Königsallee: Roman (German Edition)

Königsallee: Roman (German Edition)

Titel: Königsallee: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Pleschinski
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endgültigere Formulierung in Sachen dieses Originalgenies. Habe vielleicht nichts anderes mehr zu vollbringen als die Huldigung. Über Schiller sterben? Im Grunde nicht hundertprozentig passend solche Endverbindung zwischen mir und dem feurigen Idealisten. «Wollust ward dem Wurm gegeben», damit hat er schon was gewagt! Generös, hochfliegend, flammend, emporreißend war Friedrich Schiller, ja, so werd’ ich’s fassen. Here was a Menschenfreund, when comes such another. Die treuherzige, edelmütige Naivität des Langbeinigen, Hageren mit der Jünglingsstirn, auch die übrigen Menschen generös, emporreißend und edelmütig zu wollen. Das war große Weltposaune! Aber in welcher schweren Stunde mag der heroische Schwabe den Dramenvers ausgeschüttet haben: «Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens»? Diese Bedrohlichkeit teile ich dem Stuttgarter Publikum mitsamt Bundespräsidenten gleichfalls mit. Liege ja bereits in seinem Bett. Wer, wenn nicht ich, darf der Gemeinde solches ungestraft, ja, unter Applaus in die Gesichter sagen? Gestaltet ehrbar. Dann geht’s glimpflich weiter.
    Habe ich eben laut citiert?
    Ein Hauch heisere Stimme ist vorhanden. Für die Begierigen im Schumannsaal. Man hätte behaglich daheim bleiben sollen: O Wonnen des Gewöhnlichen. Wollen indes ein Monument bestaunen und die Lippen schürzen sehen: «Mein armer Vater» war Inhaber der Firma Engelbert Krull, welche die Sektmarke «Loreley Extra Cuvée» erzeugte … Eine Tollerei später Phase, hat mich beim Creieren wegen des mir geläufigen Tons fast ermüdet, aber haben sie sonst einen heiteren Roman? «Ausgemustert, wegtreten, Krull! Die Kaserne ist keine Heilanstalt! – Zu Befehl, Herr Kriegsarzt.»
    Der Dichter lächelte: «Subversiv. – Kriegsarzt – Gemetzel-Medicus.»
    Leider besaß das Schmökerchen keinen rechten Schluß und müßte fortgesetzt werden. Krull sollte noch nach Argentinien und in ein Gefängnis. Aber was sollte der Hochstapler im Zuchthaus vollführen? Besser nicht daran denken, schon gar nicht in wehrloser Frühe.
    Der von sich selbst nun nachhaltig in den Tag Katapultierte zog das Plumeau beiseite und schob die Pyjamabeine über die Bettkante. Grauselig, diese Ermattung.
    Rheinland – auch egal. Mochten Nachgeborene die Gegend in vortrefflichen Zustand versetzen. Auch mit dem Aufruf: Rettet die Demokratie! und mit «Loreley-Extra-Cuvée für alle» war das gewiß nur partiell gelungen.
    Vorm sauren Orangensaft Thee, weiches Ei, das sich ohne Furcht und Quälerei schlucken ließe, Kaviar auf die Weißbrotecken gestrichen, mundete auch noch immer leidlich und war nahrhaft. Wahrscheinlich hatten die beiden konkurrierenden Begleiterinnen sich beeilt, jeweils als Erste und Sorgendste das Stör-Extra bei der Direction zu ordern. Führte Düsseldorf in diesen Zeiten Kaviar? Sonst Honig, Pflaumenmus … Auch mit Sirup hatten Generationen überlebt. Er setzte die Goldrandbrille auf und blickte um sich. So duster war es gar nicht. Nicht allein vom Schlitz, sondern auch von den Vorhangsäumen über dem Teppich floß Licht zum Mobiliar, der Flügeltür zum Salon. Der männliche Tag ließ sich nicht abhalten und vertreiben. Recht so, Tag, du bist der Ewige. Etwas Lustiges! Er schlug sich sanft auf die seidig gestreiften Knie. Mit frohem Mute, wenn schon nicht mit einer belebenden Laurens, sollte der Erdengast sein Tun beginnen. Ein paar Verslein aus dem Schatzkästlein, dem lebenslangen Vademekum, das noch niemals seine Wirkung verfehlt hatte, vielleicht mein liebstes Buch: Als der Großvater die Großmutter nahm; wie oft hatte er in geselliger Runde, dann aber vor allem dem Märchenenkel Frido neben sich auf dem Sesselarm aus der brav altdeutschen Balladen- und Liedersammlung vorgelesen, im Palmenland am Friedensozean; und Thomas Mann hob auf der Bettkante den Zeigefinger, wie um vor einem lieben Kreis das erwünschte Lauschen einzufordern, und lächelte in den Schummer:
    «Der Papst lebt herrlich auf der Welt,
Er pfleget sich vom Ablaßgeld
Und trinket alle Tage Wein;
Ich wünschte wohl, der Papst zu sein!
    Doch nein, ihn drücket schwere Pflicht,
Kein Weibchen küßt den armen Wicht,
Er schläft in seinem Bett allein;
Ich wünschte nicht, der Papst zu sein!
    Der Sultan lebt in Saus und Braus
Und hat sogar ein großes Haus
Voll wunderschöner Mägdelein;
Ich möchte wohl der Sultan sein!
    Doch nein, er ist ein armer Mann,
Denn hält er sich an seinen Alkoran,
So trinkt er nie ein Gläschen Wein;
Ich

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